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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Hobbs
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die Glastüren. Das ist der ideale Moment, um zuzuschlagen. Zweimal am Tag sechzig Sekunden lang wird mehr Geld von einer Hand zur nächsten gereicht, als zwei Mann aus einem Dutzend Banken holen könnten. Unter freiem Himmel, vor aller Augen. Ein Profi-Team muss nichts weiter tun, als zwei oder drei Typen mit Bürstenhaarschnitten und Pistolen auszuschalten und die Fliege zu machen, bevor die Cops eintreffen. Ganz einfach. Natürlich muss man wissen, wann die Lieferungen stattfinden und wie viel Geld im Spiel ist und welchen Eingang die Trucks benutzen werden, aber an solche Details zu kommen ist nicht unmöglich. Das ist der leichtere Teil. Schwierig ist es wegzukommen. Wenn du es schaffst, dir das Geld zu schnappen und in zwei Minuten weg zu sein, bist du reich.
    Jerome Ribbons schaute auf seine goldene Rolex. Es war halb sechs in der Früh.
    Bis zur ersten Lieferung noch eine halbe Stunde.
    Ein Casino auszurauben erfordert monatelange Planung. Ein Glück für sie war, dass Ribbons so was nicht zum ersten Mal machte. Er war ein zweimal verurteilter Straftäter aus North Philadelphia. Das war nichts Rühmliches, nicht mal bei einem, der solche Jobs organisierte, aber es bedeutete, dass er einen guten Grund hatte, sich nicht erwischen zu lassen. Seine Haut hatte die Farbe von Holzkohle, und die blauen Tattoos, die unter seiner Kleidung hervorschauten, hatte er aus dem Knast in Rockview. Er hatte fünf Jahre für den Überfall auf eine Citibank in Northern Liberties in den Neunzigern gesessen und war seit seiner Entlassung an vier oder fünf Bank-Jobs beteiligt gewesen. Ribbons war ein massiger Mann, über eins neunzig groß und mit mehr als dem entsprechenden Gewicht. Fettrollen quollen über seinen Gürtel, und sein Gesicht war rund und glatt wie das eines Kindes. An guten Tagen stemmte er vierhundert Pfund, und sechshundert nach zwei Lines Koks. Er war gut in dem, was er tat, was immer in seinem Vorstrafenregister stehen mochte.
    Hector Moreno war eher der Soldatentyp. Eins fünfundsechzig groß, mit einem Viertel des Gewichts, das Ribbons auf die Waage brachte, Haaren so kurz wie Wüstengras und Knochen, die durch die kaffeebraune Haut schimmerten. Er war beim Militär zu einem guten Schützen geworden, und er zuckte nur mit der Wimper, wenn er zuckte. Er hatte eine unehrenhafte Entlassung in den Papieren, aber keine Haftstrafe. Als er nach Hause gekommen war, hatte er ein Jahr lang in Boston Koteletts zugeschnitten und ein weiteres damit verbracht, bei Dope-Dealern in Vegas Schutzgeld zu kassieren. Das hier war sein erster großer Job, und darum war er nervös. Er hatte eine ganze Apotheke hier bei sich im Dodge, nur um die Rübe oben zu behalten. Pillen, Popper und Pülverchen sowie Zeug zum Rauchen. Mit einer Faustvoll Speed wollte er seine Hektik wegbrennen. Drogen bekam er nie genug. In der Vorbereitungszeit hatten sie den ganzen Plan immer und immer wieder durchgesprochen, aber Moreno brauchte mehr als das. Schlürfend verbrannte er einen dicken Klumpen Crystal Meth. Seine Augen fingen an zu tränen. Ein Freund von ihm hatte den Stoff in einem Trailer westlich des Schuynkill River gekocht. Es war Strawberry Quick von schlechter Qualität, doch das war ihm egal. Er wollte ein wenig runterkommen, aber sich nicht vor der eigentlichen Show mit Meth und Farbverdünner die Schädeldecke wegsprengen.
    Ribbons schaute wieder auf die Uhr. Vierundzwanzig Minuten.
    Keiner der beiden sprach. Es war nicht nötig.
    Moreno zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an, und dann reichte er Ribbons die Folie hinüber. Er stieß zweimal kurz hintereinander paffend den Rauch aus.
    Ribbons betäubte seinen Mund mit einem Schluck aus der Bourbon-Flasche. Meth zu rauchen ist ein heißes und bitteres Erlebnis. Er ließ sich Zeit, als er den Tropfen über die Folie in seinen schwieligen Fingern verfolgte. Es war nicht das erste Mal für ihn. Das Meth gab ihm ein gutes Gefühl, aber nicht annähernd so gut wie der Kick, den er kriegen würde, wenn er die Maske auf und die Pistole in der Hand hätte. Er war gern mitten im dicksten Getümmel.
    Moreno beobachtete ihn, rauchte seine Zigarette und nahm verstohlen ein paar Schluck aus der Flasche mit dem Hustensirup. Sein Herz setzte einmal aus. Viele Leute in seinem alten Viertel hätten ordentlich etwas dafür hingelegt, derart erstklassig high zu sein, aber keiner von denen nahm mehr Hustensirup. Nur er. Man sah dann Sachen wie in einem Fieber, das so hoch war,
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