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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Hobbs
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dass man am Rande des Todes stand. Man sah Gott am Ende des Tunnels warten. Niemand sonst erzählte ihm von der endlosen Atemnot, dem Herzklopfen oder dem Zeug, das man halluzinierte, wenn der Hustenstiller in den Blutkreislauf gelangte wie eine Ladung Ketamin. Er hörte dem Radio zu und wartete.
    Moreno schnippte seine Zigarette aus dem Fenster und fragte: » Hast du dir dein Haus schon ausgesucht?«
    » Ja. Ein blaues viktorianisches. Superlage unten am Wasser. Virginia.«
    » Was hat die Lady gesagt?«
    » Dass wir einen Käufermarkt haben. Mit unserem Deal gibt’s kein Problem.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da und hörten die morgendlichen Verkehrshinweise im Radio. Es gab auch nicht viel zu sagen– nichts, was sie nicht schon tausendmal bei Kaffee und Blaupausen vor leuchtenden Computermonitoren gesagt hatten. Es gab nichts mehr zu tun, außer sich die Verkehrshinweise anzuhören.
    Sie hatten diesen Job weit im Voraus geplant, auch wenn es vielleicht falsch ist, wenn man sagt, sie hätten ihn überhaupt geplant. Der Mann mit der Idee saß dreitausend Meilen weiter westlich an seinem Telefon in Seattle und wartete darauf, dass er einen Anruf tätigen würde. Er war der » Jugmarker«– der Mann, der alles ausgekundschaftet hatte. Die meisten Raubüberfälle sind Operationen von einsamen Wölfen, aus denen nie etwas wird. Zwei Crackheads, die versuchen, eine Bank auszunehmen, landen schnell im Knast. Aber ein Job mit einem Jugmarker ist etwas anderes. Das ist ein Job, von dem man einmal in den Abendnachrichten hört und dann nie wieder. Einer, der von Anfang an gut läuft. Dies war ein Job mit einem strengen Plan, mit Timing und Endspiel. Eine Jugmarker-Operation von Anfang bis Ende. Der Mann mit dem Plan wusste alles, und er gab die Kommandos. Ribbons und Moreno sprachen seinen Namen nicht gern aus. Niemand tat das.
    Es brachte Unglück.
    Aber Ribbons und Moreno waren nicht dumm. Sie kannten die Anordnung der Sicherheitskameras. Sie kannten den Transporter innen und außen. Sie wussten, wie die Fahrer und die Casino-Manager hießen, sie kannten ihre Gewohnheiten, ihre Akten, ihre Telefonnummern, ihre Freundinnen. Sie wussten Sachen, die sie niemals brauchen würden; das alles war Teil der Vorbereitung. Es gab tausenderlei Möglichkeiten, dass etwas schieflief. Also ging es darum, das Chaos im Griff zu haben. Jetzt blieben allerdings nur noch die Verkehrsmeldungen, auf die sie sich konzentrieren konnten.
    Nach zwanzig Minuten klingelte Ribbons’ Telefon. Ein schrilles Geräusch, zweimal. Ein spezieller Klingelton für eine spezielle Nummer. Er brauchte sich nicht zu melden. Beide Männer wussten, was es bedeutete. Sie wechselten einen Blick. Ribbons leitete den Anruf auf die Voicemail um, packte die Drogen ins Handschuhfach und schaute ein drittes und letztes Mal auf die Uhr. Zwei Minuten vor sechs Uhr früh.
    Der Zwei-Minuten-Countdown hatte begonnen.
    Ribbons nahm eine Skimaske aus feinfaseriger Baumwolle aus dem Handschuhfach, setzte sie auf und zog sie zurecht, bis der Stoff glatt auf seinem Gesicht lag. Moreno tat langsam das Gleiche mit seiner eigenen Maske. Ribbons hielt die Drähte unter dem Armaturenbrett aneinander und startete den Motor. Auf dem Boden lag eine KDH -Weste mit Kugelschutzplatten der Klasse 4, die die Projektile aus Aufständischengewehren auf eine Distanz von fünfzehn Metern stoppen konnten. Ribbons musste sie anziehen. Er war der Frontmann. Unter einer Decke auf dem Rücksitz lag ein Remington-Jagdgewehr Model700 mit fünf Patronen, ausgestattet mit einer Laserzielvorrichtung und einem achteinhalbzölligen Schalldämpfer vom Typ AWC Thundertrap– Morenos Waffe. Daneben lag eine vollautomatische Kalaschnikow Type56 mit drei Magazinen 120-Grain-Vollmantel-Torpedoheck-Geschossen. Ribbons nahm die Kalaschnikow, schob ein Magazin hinein, zog den Spannhebel zurück, drehte sich zu Moreno um und fragte: » Bist du so weit?«
    » Ich bin so weit.«
    Sie schwiegen wieder. Die Lichter in der Parkgarage flackerten und gingen dann aus. Nach Sonnenaufgang waren sie nicht mehr nötig. Der Dodge Spirit war übersät von faulig braunen Rostflecken. Geradeaus vor ihnen auf der anderen Straßenseite sah man den Seiteneingang des Casinos, wo der Transporter anhalten würde. Die Regenstreifen auf der Frontscheibe erinnerten Ribbons an ein Kaleidoskop.
    Neunzig Sekunden vor der planmäßigen Ankunft des Trucks stieg Moreno aus und ging vor der Straße hinter einer Absperrung in Stellung. Die
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