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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Hobbs
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Salzluft hatte den Beton bis auf die Moniereisen zerfressen. Moreno schaute zu den Überwachungskameras hinauf. Sie waren weggedreht. Das Timing war perfekt. Die Sicherheitsmaßnahmen des Casinos waren so streng, dass sie Kameras selbst in der Parkgarage hatten– aber eben nicht streng genug. Moreno hatte die blinden Flecken der Kameras ausfindig gemacht und schon vor sechs Wochen getestet. Eigentlich interessierte es niemanden, was morgens um sechs in der Parkgarage los war. Moreno legte den Gewehrlauf auf den Betonblock. Er nahm den Objektivdeckel vom Visier, zog den Hebel zurück und lud die erste Patrone in die Kammer.
    Dann stieg Ribbons aus. Er beeilte sich, solange die Kameras noch weggedreht waren, und versteckte sich hinter dem nächsten Pfeiler an einem weiteren blinden Fleck. Er fing an, tief durchzuatmen und sich locker zu machen, und bereitete sich darauf vor zu laufen. In seinen klobigen Händen sah die Kalaschnikow winzig aus. Er hielt sie dicht vor der Brust. Langsam wurde ihm übel. Das altvertraute Gefühl kroch in seinen Magen, wie es immer passierte. Die Nerven. Nicht so schlimm wie bei Moreno, dachte er, aber doch spürbar, jedes Mal.
    Sechzig Sekunden.
    Ribbons zählte sie im Kopf herunter. Das Timing war äußerst wichtig. Sie hatten strenge Anweisung, erst im exakt richtigen Moment loszugehen. Schweiß machte die Innenseite seiner Handschuhe glitschig. In Latexhandschuhen ist es schwerer, präzise zu schießen, aber er hatte den Befehl, sie bis zum Ende des Tages anzubehalten. Still wie der Buddha stand er hinter seinem Pfeiler, auch wenn der ein bisschen zu klein für ihn war. Er hatte nicht mal genug Platz, um seinen Jackenärmel hochzuziehen und auf die Uhr zu sehen. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Atmen. Ein und aus und ein und aus. Die Sekunden tickten in seinem Kopf vorüber. Wasser tröpfelte über ihm von der Betondecke.
    Um Punkt sechs Uhr rollte der Transporter von Atlantic Armored über die grüne Ampel an der Ecke und bog in die Straße ein. Fahrer und Wachmann trugen braune Uniformen. Der Truck war drei Meter hoch und wog fast drei Tonnen. Er war weiß, und das Logo von Atlantic Armored war auf beide Seiten lackiert. Er fuhr in die Ladezone des Casinos und rollte unter dem » Regency«-Schild langsam aus. Ribbons atmete so schnell und laut, dass er sonst fast nichts mehr hörte.
    Gepanzerte Fahrzeuge sind nie zu unterschätzen. Es sind einschüchternde Maschinen. Das liegt nicht nur an offensichtlichen Dingen wie der drei Zoll dicken, kugelsicheren Panzerung oder an den Reifen, die mit fünfundvierzig Schichten DuPont-Kevlar verstärkt sind, oder an den Fenstern aus transparentem Polykarbonat, die ein ganzes Magazin von panzerbrechenden Zehn-Millimeter-Geschossen aushalten können. Nein, das alles ist offenkundig. Weitaus gefährlicher ist vielmehr das, was sich im Inneren eines solchen gepanzerten Wagens verbirgt. Die Wachleute zum Beispiel sind Männer, die am Schießstand ausgebildet sind. Kameras zeichnen ferner alles auf, was sich im Wagen abspielt. Es gibt sechzehn Schießscharten, sodass die Männer drinnen auf Ziele außerhalb des Wagens schießen können. Und zu allem Überfluss haben die Tresorkammern magnetische Bodenplatten. Wird die Beute von diesen Platten heruntergenommen, geht ein Timer los. Wenn der Timer abgelaufen ist, explodieren kleine Tintenpäckchen zwischen den Geldpaketen und ruinieren die Beute. Aber für einen Jugmarker und ein Team mit einem Plan stellen diese lästigen Einzelheiten kein Hindernis dar. Es gibt jedoch immer einen schwachen Punkt. In diesem Fall waren es sogar zwei. Punkt eins liegt auf der Hand: Nichts bleibt für immer in einem gepanzerten Fahrzeug. Irgendwann müssen die Jungs herauskommen, und dann bringen ihnen Panzerungen und Kameras und Magnetplatten nichts mehr. Punkt zwei erfordert ein bisschen mehr Nachdenken. Und viel mehr Grausamkeit.
    Du bringst die Wachleute um, und die Kohle gehört dir.
    Es waren zwei, und beide saßen vorn in der Kabine. Ein Fahrer, ein Geldträger, beide mit zwei Jahren Erfahrung, hatten die Recherchen ergeben. Der eine hatte Familie, der andere nicht. Als der Truck angehalten hatte, waren sie ausgestiegen. Kaum hatten sie die Türen geschlossen, kam ein Typ in einem billigen schwarzen Anzug aus dem Casinoeingang, um sie zu begrüßen. Er hatte eine beginnende Glatze und trug ein Namensschild am Revers. Der Tresormanager des Casinos. Mitte vierzig und die sauberste Vergangenheit, die man nur
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