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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Hobbs
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Skalpellarbeit für fünfzig Riesen, doch das ist nicht mal die halbe Miete. Wenn man lernt, seine Stimme und seinen Gang zu verändern, kann man innerhalb von zehn Sekunden sein, wer immer man sein will. Das Einzige, was man nicht ändern kann, ist der Geruch, habe ich erfahren. Man kann ihn maskieren, mit Whiskey, Parfüm und teuren Cremes, aber man riecht, wie man riecht. Das hat die Frau mir beigebracht, von der ich mein Handwerk gelernt habe. Ich werde immer nach schwarzem Pfeffer und Koriander riechen.
    Ich kam an einem Koch vorbei, der auf einem umgedrehten Eimer Hühnerbrühextrakt hockte und eine filterlose Zigarette rauchte. Ich schob mich hinter der Arbeitsplatte entlang durch die Küche bis dahin, wo der mexikanische Bratkoch arbeitete. Er warf mir einen kurzen Blick zu und schaute gleich wieder weg. In der Küche roch es nach Speck, Chorizo, Spiegeleiern und gesalzener Butter. Durch die Kellnertür kam ich in den hinteren Teil des Lokals. Marcus erwartete mich in der achten Sitznische unter einer » Bud Light«-Neonschrift. Er saß vor einem unberührten Teller mit Eiern und Speck und einer Tasse Kaffee.
    Er sprach erst, als ich ganz nah herangekommen war.
    » Jack.«
    » Ich dachte, ich sehe dich nie wieder.«
    Marcus Hayes war groß und drahtig und sah aus wie der Chef eines Computerunternehmens. Dünn wie eine Bohnenstange, und irgendwie wirkte er immer, als sei ihm nicht wohl in seiner eigenen Haut. Die meisten erfolgreichen Verbrecher sehen nicht aus wie das, was sie sind. Er trug ein dunkelblaues Oxford-Hemd und eine Trifokalbrille mit Gläsern so dick wie der Boden einer Colaflasche. Er hatte sechs Monate in einem Arbeitslager in Snake River, Oregon, abgesessen, und seitdem war sein Augenlicht nicht mehr das Beste. Die Iris seiner Augen war von einem stumpfen Blau und um die Pupillen herum verblasst. Er hatte nur zehn Jahre mehr auf dem Buckel als ich, sah aber viel älter aus. Seine Handflächen waren wie Leder, doch sein Äußeres täuschte mich nicht.
    Er war der brutalste Mann, den ich je gekannt habe.
    Ich schob mich ihm gegenüber auf die Bank und spähte unter den Tisch. Keine Kanone. Man hatte noch nie unter dem Tisch auf mich geschossen, doch es wäre ganz einfach gewesen, besonders für einen Mann wie ihn. Eine P220 oder eine andere kleine Pistole mit Schalldämpfer könnte genügen. Unterschallmunition. Eine in den Bauch, eine ins Herz. Er würde mir von einem der Köche Kopf und Hände abhacken lassen, mich in Müllsäcke packen und alles in die Bay kippen. Als hätte ich nie existiert.
    Marcus streckte leicht verärgert die Finger. » Beleidige mich nicht«, sagte er. » Ich habe dich nicht kommen lassen, um dich umzubringen, Jack.«
    » Ich dachte einfach, ich wäre aus deinen Büchern gelöscht«, sagte ich. »Ich dachte, du wolltest nie wieder mit mir arbeiten.«
    » Dann hast du offensichtlich falsch gedacht.«
    » Habe ich schon mitgekriegt.«
    Marcus sagte nichts. Das brauchte er auch nicht. Ich schaute ihm in die Augen. Er legte die Hand mit aufwärts gewandter Handfläche auf den Tisch und schüttelte den Kopf, als sei er enttäuscht.
    » Die Patronen«, sagte er.
    » Ich wusste ja nicht, was du vorhast«, sagte ich.
    » Die Patronen, bitte«, sagte Marcus.
    Ich reagierte langsam. Ich zog den Revolver aus dem Schulterhalfter, mit zwei Fingern, damit er wusste, dass ich nicht die Absicht hatte, ihn zu benutzen. Ich klappte die Trommel auf, warf die Patronen aus und legte die Handvoll Hohlspitzgeschosse vor seinen Teller. Sie klapperten wie Besteck auf den Tisch und rollten einen Moment lang herum, bis sie in der Mitte zwischen mir und ihm zur Ruhe kamen.
    Die Waffe steckte ich wieder ein.
    » Worum geht’s?«, fragte ich.
    » Kanntest du Hector Moreno?«
    Ich nickte langsam. Unverbindlich.
    » Er ist tot«, sagte Marcus.
    Ich reagierte kaum. Das war eigentlich keine besondere Neuigkeit. Ich hatte gewusst, dass Moreno auf ein frühes Grab zusteuerte, als ich ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte. Das war in einer Bar in Dubai gewesen, vor zwei Jahren. Ich trank einen Orangensaft, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Der Laden hatte Klasse, lauter Typen in Anzügen. Moreno kam in einem neuen Nadelstreifenanzug von Armani hinter mir her. Er rauchte üble Zigaretten, immer zwei Züge auf einmal. Wenn er redete, streute er Wörter aus einer Sprache mit hinein, die ich nicht verstand. Arabisch, vielleicht auch Persisch. Als wir mit unserem Gespräch fertig waren, zündete er
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