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Ghost Lover

Ghost Lover

Titel: Ghost Lover
Autoren: Ivy Paul
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dich, vernachlässige deine Freundinnen nicht wegen mir.“
    Ella wusste, was er damit sagen wollte: Ihre Freundinnen würden noch da sein, wenn er fort war. Sie gab sich geschlagen.
    „Also gut, ich komme mit, aber nicht den ganzen Tag. Zwei, drei Stunden, länger nicht.“
    Beth strahlte. „Wundervoll! Wir werden bestimmt Spaß haben.“ Ella suchte ihre Sachen zusammen. Nervös blickte sie zu Marcus.
    „Und es ist wirklich in Ordnung, wenn ich dich allein lasse?“ Er lachte. „Geh! Du wolltest doch nur ein paar Einkäufe machen. Wie lange wird das denn dauern? Du hast Beth doch nur drei Stunden versprochen.“
    „Aber wenn …“, sie sprach nicht zu Ende und beide wussten, was sie sagen wollte: Was, wenn er in dieser Zeit ins Geisterreich verschwand?
    Die Zeiträume, in denen er körperlich war, waren immer seltener geworden. Auch im Augenblick war er nur dem Aussehen nach als feste Gestalt anwesend.
    „Du brauchst Vorräte. Der Kühlschrank ist leer.“ Schmerzerfüllt sah Ella ihn an.
    „Ich liebe dich, Ella. Du musst akzeptieren, dass es mit uns zu Ende geht“, sagte er sanft. „Wir wussten doch beide, dass es nicht gut gehen konnte.“
    Ella pfefferte ihre Handtasche mit Wucht in eine Ecke. Die Nieten verursachten ein hohles Geräusch an der Wand und klirrten beim Aufprall auf den Boden.
    „Ich will es aber nicht akzeptieren“, schrie sie wütend. Und weil die fortgeschleuderte Handtasche noch nicht genug Druck abgebaut hatte, warf sie den Schlüsselbund noch hinterher. Zurück blieb eine Delle an der Wandvertäfelung. „Ich will nicht mehr angepasst und geduldig sein.“ Ihre Stimme steigerte sich zu einem zornigen Kreischen. „Ich habe es verdient, einmal im Leben zu bekommen, was ich will.“
    Marcus umarmte sie und erleichtert ließ sie sich gegen seinen nunmehr wieder festen Körper sinken. Sie begann zu weinen.
    „Ich liebe dich so sehr“, schniefte sie.
    „Ich weiß, Liebste.“ Er drückte sie enger an sich und wartete, bis ihre Tränen verebbten und ihr Zittern nachließ. Und dann wartete er, bis sie sich aus der Umarmung löste.
    Sie sah ihn aus roten Augen an. „Ich kann es nicht ändern, oder?“ Marcus verneinte kopfschüttelnd. Seine Augen glänzten verdächtig feucht und seine Miene drückte eine Pein und Schuldbewusstsein aus, dass Ella das Herz brannte.
    Sie bückte sich nach ihrer Handtasche und sah ihn noch einmal an. „Wirst du noch da sein, wenn ich wiederkomme?“
    Marcus schenkte ihr ein bedauerndes Lächeln. „Vergiss niemals, wie sehr ich dich liebe.“
    Ella warf ihm nur einen schmerzerfüllten Blick zu, blinzelte die neuerlich aufsteigenden Tränen fort und ging hinaus zu ihrem Wagen. Dort drehte sie sich noch einmal um und winkte Marcus zu, der in der Haustür stand und ihr nachblickte, bis sie außer Sichtweite war.
    Ella und Beth trafen sich auf dem kleinen Parkplatz in Maidenly Head.
    Beth begrüßte Ella strahlend und streichelte ihr über den Arm. „Wie schön, dass du gekommen bist.“
    Ella erwiderte das Lächeln. „Ich habe es doch versprochen. Und wohin wollen wir nun gehen?“
    Beth hakte sich bei Ella ein. „Lass uns die Christian Street hinunterlaufen.“
    Langsam ging Marcus ins Haus zurück.
    Ohne Ella war das Haus sein Gefängnis. Es hatte Wärme und Licht verloren. Er hatte es Ella nicht verraten, doch ihre gemeinsame Zeit war fast vorüber. Er hatte kaum Kraft, sich im Hier und Jetzt festzuhalten.
    Wenn er sich die Wahrheit eingestand, konnte er nicht einmal mehr mit Gewissheit sagen, ob er bis zum Abend noch im Diesseits verweilte, oder sich dem Sog des Lichtes ergeben hatte. Der Grund für sein jahrhundertelanges Verweilen war bereinigt. Die Heiratsurkunde würde in die richtigen Hände gelangen. Einzig Ella hielt ihn jetzt auf Erden zurück.
    Der Gedanke, sie zu verlassen, für so lange Zeit auf ihre Anwesenheit verzichten zu müssen, ließ ihn dem Reiz der Erlösung widerstehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es eine Befreiung wäre, auf Ella zu verzichten.
    Er schleppte sich ins Schlafzimmer und blieb in der Tür stehen. Starrte auf den bunten Strauß aus Blumen, Blüten- und Baumzweigen, die er Ella in den letzten Wochen oft mehrmals täglich geschenkt hatte. Und nachdem er wusste, dass in dieser Zeit das Wissen um die Blumensprache verloren gegangen war, hatte er ihr die Botschaft der einzelnen Liebesgaben niedergeschrieben.
    Er trat an das Nachtkästchen und öffnete die Schublade. Es wunderte ihn nicht, dass Ella auf den
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