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Ghost Lover

Ghost Lover

Titel: Ghost Lover
Autoren: Ivy Paul
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und Enkel. Er wurde geliebt.“ Marcus’ Finger glitten wenige Millimeter über den Einband. Ella wusste, dass er nicht in der Lage war, darin zu blättern. Seine Augen glänzten verdächtig.
    „Soll ich es für dich aufschlagen? Es ist ein Gartenbuch.“ Marcus schüttelte den Kopf.
    Sie setzten sich in die Gartenschaukel und bewunderten das Abendrot. Sie sprachen nicht mehr über Nicholas, doch Ella fühlte, dass das Wissen um Nicholas’ Leben ihm ein wenig Frieden gab. Sie saßen eng beieinander und Ella ignorierte die Kühle, die Marcus geisterhafter Körper ausstrahlte.
    Je tiefer die Sonne sank, desto durchsichtiger wurde Marcus. Als die letzten Fetzen Tageslicht erloschen, verschwand auch Marcus.
    „Ich liebe dich“, raunte seine Stimme ein letztes Mal, dann senkte sich tiefes Schweigen über Ella.
    Mit brennenden Augen starrte sie auf die Stelle, an der er eben noch gesessen hatte.
    Sie legte sich auf die Gartenschaukel, die Beine angezogen und dann weinte sie, bis sie keine Tränen mehr hatte. Irgendwann schlief sie vor Erschöpfung ein. Als Ella erwachte, war es dunkel und kühl. Abendtau hatte sich über ihre Kleidung gelegt und jetzt in der Kälte der Nacht ließ die Feuchtigkeit sie frösteln.
    Sie schleppte sich ins Wohnzimmer und legte sich auf die Couch, die Tischdecke über sich gebreitet, weil sie weder die Kraft noch den Mut hatte, das Schlafzimmer zu betreten, das sie bis dahin mit Marcus geteilt hatte.
    Sie fühlte sich leer und ausgebrannt, starrte an die Decke und beobachtete die Lichtkringel, die die hereinfallenden Mondstrahlen an die Wände zauberten. Sie wünschte sich Marcus zurück. So sehr, dass ihr die Anstrengung Magenstechen verursachte. Schließlich fiel sie in einen unruhigen Schlaf, in dem sie wirres Zeug träumte. Als sie erwachte, schien die Sonne in den Raum. Reglos blieb sie liegen und lauschte.
    Im Haus herrschte Grabesstille.
    Ella erhob sich mit dem Elan einer alten, lebensmüden Frau. Ihre Augen waren verquollen vom vielen Weinen und Schlafmangel. Ihr Mund war trocken und aus irgendeinem Grund fühlte sie sich klebrig.
    Sie schleppte sich die Treppen hoch ins Badezimmer. Ihre Kleider ließ sie an Ort und Stelle liegen und kletterte in die Badewanne. Bibbernd saß sie in der Wanne und beobachtete, wie das heiße Wasser die Wanne füllte. Sie goss von dem Duschöl ins dampfende Wasser und brach in Tränen aus, als ihr der Duft in die Nase und damit die Erinnerung an Marcus und ihr Liebesspiel unter der Dusche in den Sinn kam.
    Ella hatte gedacht, sie könnte im heißen Wasser körperliche Entspannung finden, doch stattdessen wurde sie immer unruhiger, sodass sie nach kurzer Zeit aus der Wanne stieg.
    Weil sie den Gedanken ins Schlafzimmer zu gehen nicht ertrug, zog sie Kleider aus dem Wäschekorb, um sich anzukleiden. Dann schleppte sie sich zum Telefonapparat und suchte die Nummer vom Pub heraus, in dem Sofie übernachtete. Einen Moment lang haderte sie mit sich, dann entschied sie, dass sie ihr Treffen mit Sofie nicht absagen, sondern nur die Örtlichkeit wechseln wollte.
    Sofie zog Ella besorgt in ihr Zimmer. Ella nahm nur am Rande von dem hellen, sonnigen Raum Notiz.
    „Was ist denn mit dir los? Ich habe mir schon am Telefon gedacht, etwas stimmt nicht. Du siehst schrecklich aus.“
    Ella schenkte ihrem Spiegelbild an der Garderobe nur einen flüchtigen Blick. Sie erhaschte eine bleiche Frau mit zerzaustem Haar, dunklen Augenringen und zerknitterten Kleidern. Sofie führte Ella zu einer gemütlichen Sitzcouch. Auf der gegenüberliegenden Wandseite stand ein Bett mit geblümter Tagesdecke, bei deren Anblick Ella wieder die Tränen in die Augen stiegen. Ausgebreitet auf der Decke lagen Papiere, Fotos und Sofies Notebook. Sofie schenkte ihr Kaffee aus einer Thermoskanne ein und drückte Ella die Tasse in die Hand.
    „Pass auf, der Kaffee ist heiß. Was ist passiert?“
    „M… mein Freund hat mich verlassen“, schluchzte Ella.
    Sofie nahm ihr die Tasse wieder weg, stellte sie ab und nahm Ella in den Arm.
    „Oh Ella, das tut mir leid. Du schienst so verliebt zu sein.“ Sie wiegte Ella hin und her und blieb stumm, bis Ella aufhörte zu weinen.
    Auch dann ließ sie Ella nicht los, sondern wartete, bis sie sich noch weiter beruhigt hatte. Erst da löste sie die Umarmung, um Taschentücher zu holen, die sie Ella reichte.
    „Willst du reden?“, fragte Sofie mit sanfter Stimme.
    Ella zuckte mit den Schultern.
    „Was hat ihn denn so Besonders gemacht?“
    Ellas Blick
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