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Ghost Lover

Ghost Lover

Titel: Ghost Lover
Autoren: Ivy Paul
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Schilderungen zu verarbeiten.
    „Nachdem ich jetzt das ganze Tagebuch kenne“, begann Sofie schließlich zögernd, „macht es mir nicht den Eindruck, als wäre er ein Mensch, der Geheimnisse liebte.“
    Ella schüttelte den Kopf. „Nein, gewiss nicht.“
    „Dann wäre es in Ordnung, wenn es veröffentlicht würde?“, erkundigte sich Sofie. „Vermutlich nur für Historiker-Fachkreise“, beeilte sie sich hinzuzufügen.
    „Natürlich, tue damit, was du für richtig hältst.“
    Sofie musterte Ella fragend. „Bist du sicher? Die letzten Male hatte sich das anders angehört …“
    „Nein, ich meine es ernst. Veröffentliche es. Lass andere daran teilhaben.
    Marcus ist … war kein Mensch, der Heimlichtuerei schätzte.“ Ella packte ihre Sachen zusammen. „Ich gehe jetzt. Ich habe dich lange genug aufgehalten, und es ist spät geworden.“
    Sofie griff nach ihrer Hand. „Du kannst hierbleiben, wenn du magst.“ Ella lächelte und tätschelte Sofies Hand. „Nein, mir geht’s schon besser.
    Und ich wäre jetzt ohnehin lieber allein.“
    Zum Abschied umarmte Sofie sie fürsorglich.
    „Falls du dich anders entscheidest, komm einfach zu mir. Ich verschiebe meine Termine und den Abflug am Wochenende kann ich ebenfalls canceln. Oder du fliegst einfach mit mir zurück nach München.“ Sie stockte einen Moment. „Und dann fährst du mit mir nach Memmingen. Wir machen uns da ein paar schöne Tage, wenn du willst.“
    „Ich überlege es mir, danke.“ Ella lief betont leichtfüßig die Treppen hinunter zu ihrem Wagen. Bevor sie einstieg, winkte sie ihrer Freundin noch einmal zu.
    Der Vauxhall glitt wie von selbst über die Landstraße. Sie musste durch den Ort fahren und musste sich bezähmen, die erlaubte Geschwindigkeit einzuhalten. Vielleicht … was wäre, wenn sie und Marcus unrecht hatten und er doch wieder zurückgekehrt war? Sie fuhr die Einfahrt zu ihrem Haus hoch und hielt vor der Haustür.
    Ella stieg aus dem Wagen und schloss die Autotür mit einem Knall. Im Gegensatz zu der Eile, die sie gerade noch gehabt hatte, verharrte sie reglos und starrte auf das Haus.
    Das Fachwerk und die Rosenranken am Spalier ließen es aussehen wie das Filmset zu einem Märchenfilm. Unterschiedlichste Gefühle durchströmten Ella. Freude, Willkommen, Liebe, Sehnsucht, Trauer, Trennungsangst, dunkle Vorahnung und Einsamkeit kämpften um die Vorherrschaft.
    Angestrengt fixierte sie das Haus und hoffte auf die Gewissheit, dass alles gut werden würde, dass Marcus im Inneren auf sie wartete. Als Mensch, zum Anfassen, zum Lieben, Lachen und Leben. Schließlich schritt sie auf das Haus zu und öffnete die Tür. Irgendetwas war anders, als sie eintrat.
    Ella konnte es nicht benennen und ihr Blick fiel als Erstes auf die Treppe.
    Doch Marcus stand nicht da. Sie konnte seine Anwesenheit nicht mehr fühlen. Ein Kloß stieg auf, der sich auch nach mehrmaligem Schlucken nicht lösen wollte. Dafür trieb ihr der Versuch, tapfer zu bleiben, Tränen in die Augen.
    Das Cottage war kein Zuhause mehr. Es war einfach ein Haus. Boden, Wände, Dach. Es würde ihr nicht schwerfallen, das Anwesen zu verkaufen.
    Sie presste die Augen zusammen. Nein, das würde sie nicht. Ihr Herz würde ständig fragen, ob er vielleicht zurückkehrte. Und dann wäre sie fort.
    Sie blickte erneut auf die Treppe. Der Druck in ihrem Inneren verstärkte sich. Es musste das Fehlen von Marcus’ Anwesenheit sein, die ihr dieses mulmige Gefühl verursachte.
    Sie stellte die Handtasche an der Garderobe ab, legte ihre Schlüssel dazu und ging in die Küche. Sie schaltete den Wasserkocher an und holte Tasse und Teebeutel aus dem Schrank. Ein Knarren hinter ihr ließ sie erstarren.
    Ihr Herz pochte heftig. Mit einem Mal hatte sie das Gefühl, nicht mehr allein in der Küche zu stehen.
    Mit einem freudigen Lächeln drehte sie sich um. „Marcus?“
    „Hallo Ella!“ Steven trat aus dem Schatten, er hielt eine Spitzhacke in der linken Hand.
    Sie wich zurück und stieß mit dem Rücken an die Arbeitsplatte.
    „Was haben Sie hier verloren?“, fragte sie und unterdrückte das Wimmern, das ihre Kehle emporkriechen wollte.
    Steven kam auf sie zu, und obwohl er lächelte, strahlte er etwas Bedrohliches aus. Die Spitzhacke in seiner Hand unterstrich die Gefahr, die von ihm ausging.
    „Ich habe nicht lange gebraucht, um dahinterzukommen, was dein Besuch kürzlich bei mir bedeutete.“
    Ellas Augen suchten nach einem Ausweg, doch er stand zwischen ihr und den Türen. Ihre Hände
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