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Ghost Lover

Ghost Lover

Titel: Ghost Lover
Autoren: Ivy Paul
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Theke bestand aus hellgrau geflecktem Resopal und dahinter stand ein rothaariges Mädchen mit grüner Schürze. Sie wirkte ähnlich müde wie Ella und deutete auf ein Schild an der Wand: Selfservice.
    „Selbstbedienung.“ Das Mädchen lächelte entschuldigend.
    Es roch nach einer Mischung aus Desinfektionsmittel, Bratenfett und Kaffee. Nicht gerade berauschend, aber auch nicht der schlechteste Geruch, der ihr an diesem Tag in die Nase stieg.
    Sie erwiderte das Lächeln der Bedienung, erhob sich und trat an die Bedientheke.
    „Einen Kaffee oder noch besser einen doppelten Espresso, wenn möglich.“ Ihr Magen knurrte wie zur Erinnerung an das versäumte Abendessen. Sie blickte in die Auslage. Einigen der ausgestellten Sandwiches sah man den langen Tag an. Offenbar war die Raststätte auch zu anderen Tageszeiten nicht besser besucht.
    „Die Schinken-und-Ei-Sandwiches habe ich erst vorhin gemacht, und die Muffins sind von heute Nachmittag“, erklärte das Mädchen, als könnte sie Ellas Gedanken erraten.
    Sie lächelte. „Dann nehme ich ein Sandwich und einen Muffin.“ Die Bedienung legte beides auf ein weißes Plastiktablett und stellte einen dampfenden Kaffeebecher dazu. „Guten Appetit.“
    „Danke.“ Ella zahlte und gab dem Mädchen ein großzügiges Trinkgeld, was diese mit einem Strahlen entgegennahm.
    Sie setzte sich zurück an den Fenstertisch und verzehrte ihr Sandwich langsam. Auf dem Motorway sausten die Lichter der Autos vorbei, kreisrunde Blitze vor samtschwarzer Kulisse.
    Sie war neugierig auf Rose Cottage. Tante Edith hatte ihr das Anwesen vererbt. Ella wollte ohnehin Urlaub machen und so kam ihr der Anlass, Erbangelegenheiten zu bereinigen und wieder einmal nach England zu fahren, wie gelegen. Seit dem Tod ihrer Großmutter mütterlicherseits war sie nicht mehr in Südengland gewesen. Und Tante Edith hatte sie noch nie besucht. Alles, was Ella wusste, war, dass die Schwester ihrer Mutter in einem ehemaligen Witwensitz der Wyndhams gelebt hatte und dass das Haus uralt war. Vermutlich ein ungemütlicher Kasten, in dem es zog und an dem ständig etwas zu reparieren war.
    Ella trank einen Schluck des starken, süßen Kaffees.
    Hoffentlich besaß das Cottage fließend Wasser und ein modernes WC.
    Und ein Bett. Beim Betreten des Fliegers hatte sie noch auf ein oder noch besser zwei Stunden Schlaf gehofft, doch bereits kurz nach dem Start war ihr übergewichtiger Sitznachbar zusammengesackt und hatte bis zur Landung in London lautstark geschnarcht.
    Seufzend wandte sie sich ihrem Kaffee zu und trank den letzten Schluck.
    Sie erhob sich und brachte das Tablett zur Theke.
    Kurz darauf fuhr sie wieder über die Autobahn.
    Ella lenkte den Vauxhall in eine Ausweichbucht auf der Schotterstraße, in die sie abgebogen war, wie es die Straßenkarte verlangt hatte.
    Sie griff nach dem Plan, schaltete die Innenbeleuchtung an und studierte die Karte. Es war bereits ewig her, dass sie in England Auto gefahren war.
    Und noch länger, dass sie sich auf dem Land abseits der Touristenstrecken aufgehalten hatte. In einem Anflug von Selbstüberschätzung hatte sie den billigeren Mietwagen ohne Navigationssystem genommen.
    „Nein, ich bin richtig“, murmelte sie. Die Lippen zusammengepresst fuhr sie weiter, unsanft durchgeschüttelt von den Schlaglöchern, die die Straße zierten, bis sie die ersten Häuser von Maidenly Green auf einer Anhöhe auftauchen sah.
    Der Vollmond beleuchtete die Umgebung, die Scheinwerfer ihres Vauxhalls taten das übrige.
    Ein typisch englisches Dörfchen lag vor ihr. Eine bunte Mischung aus Backsteinfassaden, weißen Gebäuden mit Fachwerk und Reetdach, modernen Bauten mit glatten, bunten Wänden. Eines hatten alle Häuser an der Hauptstraße gemein: Sie waren winzig. Am Dorfanger befand sich eine Kirche, ein düsteres Bauwerk, dessen Entstehung sie auf das siebzehnte Jahrhundert schätzte. In der Dunkelheit ragten Grabsteine wie missgebildete Zwerge aus dem Boden.
    Sie fuhr weiter. Der Friedhof erschien unheimlich. Am anderen Ende des Dorfes befand sich auf der einen Seite eine mannshohe, efeuüberwucherte Steinmauer, davon gegenüber lag der Fußballplatz. Der fahle Mondschein tauchte den Rasen in eine unwirkliche Atmosphäre und Ella hätte es nicht verwundert, wenn Skelette auf dem Feld Fußball spielen würden.
    Sie kehrte um und parkte am Dorfanger, auch wenn sie der Anblick der uralten Gräber nervös machte. Sie schalt sich eine Idiotin, weil sie nun weit nach Mitternacht an ihrem
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