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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges
Autoren: Loren Coleman
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aus Nanlu.« Vom südlichen Kontinent Liaos. »Nicht unser Landungsschiff«, murmelte er.
    Es kam nicht. Irgendetwas war schief gegangen. Wieder e inm al. Er rieb sich die feuchten Hände an der Hose ab. Evan kannte nur einen der anderen sechs Rekruten. Mai Wa war nicht hier, die Nadlerpistole hing sperrig an seiner Hüfte und sie befanden sich fünfzehn Kilometer außerhalb von Lianyungang. Die Lichter der Stadt waren ein schwacher Glanz über dem Wald im Nordwesten. Falls die Konstabler sie überraschten, hatten sie keinen sicheren Unterschlupf in erreichbarer Nähe.
    »Und am Montag schreibe ich eine Arbeit in Militärgeschichte.«
    Das machte ihm mehr zu schaffen, als es vermutlich sollte. Als Mitglied des Ijori De Guäng, Liaos jüngster Gruppe selbst ernannter Freiheitskämpfer, durfte er sich um seine Position in der Miliz der Republik eigentlich keine Sorgen machen. Doch er konnte nicht anders. Evan hatte lange und hart für diese Chance gearbeitet, ein MechKrieger zu werden. Seit man ihn kürzlich im angesehenen Liao-Konservatorium der Militärkünste aufgenommen hatte, verlangte sein eigenes Ehrgefühl von ihm, dass er sich vor allen anderen Bürgerstudenten auszeichnete.
    Fast hätte er laut gelacht. »Was ich ihnen jetzt sofort über das Ende der capellanischen Invasion von 3112 erzählen kann, reicht für ein Masterarbeit.« Sogar für eine Doktorarbeit. Man würde mehrere Geschichtsbücher umschreiben müssen.
    Doch er würde es niemandem erzählen. Das Geheimnis, das man ihm anvertraut hatte, war zu groß, um es mit jemand anderem zu teilen als mit Mai Uhn Wa, Evans Sifu in allen Fragen des Hochverrats. Mai müsste Bescheid wissen, was man mit einem solchen Wissen anfangen konnte.
    Falls Mai je hier eintraf.
    Falls das Landungsschiff erschien.
    Das waren zu viele Ungewissheiten.
    Eine warme, nach Kiefern, Wildblumen und der feuchten Hitze des Tages duftende Brise zerzauste ihm den schwarzen Haarschopf. Das feuchtwarme Klima machte die Provinz Qinghai zu einem der Agrarzentren des Planeten. Reis, Pfeffer, süße Naranji -hier gedieh alles. Nanlu und die wieder bewohnbaren Regionen Anderias galten als Liaos industrielles Herz. Aber Beilu, der Nordkontinent, war seine Kornkammer.
    Und zugleich war es der Sitz der Besatzer aus der Republik der Sphäre und das Herz des Widerstandes gegen Devlin Stones >wohl meinende< Despotie.
    Devlin Stone. Der >Devil< Stone. Evan Kurst schaute zum Sternenhimmel hinauf. Er suchte die Sonnen von Nangking, Tigress und dort, am Horizont, auch die des tapferen Tikonov. Allesamt capel-lanische Systeme, wie einst Liao selbst Teil der mächtigen Konföderation Capella, eines der fünf Großen Häuser der Inneren Sphäre.
    In der Konstellation Qu Yuan, dem Dichter, fand Evan auch Sol, die Sonne Terras. In diesem verfluchten System hatte Blakes Wort vor fünfundsechzig Jahren seinen heiligen Krieg gegen die Zivilisation begonnen und die Innere Sphäre in zehn brutalen Jahren des totalen Krieges in die Knie gezwungen. Devlin Stone hatte den Widerstand angeführt, der die Armageddon-Gläubigen endlich bezwungen hatte.
    Dann hatte sich der Befreier jedoch zum Eroberer gewandelt. Stone hatte ein neues, um die Heimatwelt der Menschheit zentriertes Reich gefordert und ein Gebiet im U mk reis von einhundertzwanzig Lichtjahren um Sol als Kriegsbeute annektiert. Und so waren Liao und über fünfzig andere capellanische Welten Teil der neuen Republik der Sphäre geworden.
    Ob sie wollten oder nicht.
    »Können Sie da oben was sehen, Kurst?«
    Whit Gregori trat neben ihn. Gregori war das einzige weitere, heute hier anwesende Mitglied des Ijori De Guang, das Evan kannte. Der Hüne hatte eine Stimme, die tief aus dem Brustkorb aufstieg, breite, slawische Gesichtszüge und zu einer Bürste geschnittene, rotbraune Haare, die schon früh ergrauten. Er war zu alt für einen von hehren Idealen getriebenen Studenten -und zu jung, um sich an das Leben vor über fünfzig Jahren unter der Konföderation zu erinnern. Evan hielt ihn für einen Schläger. Vermutlich hatte ihn Mai Wa irgendwo in einer dunklen Gasse rekrutiert.
    Konnte Evan etwas sehen? Mehr, als Gregori imstande war, sich vorzustellen.
    »Freiheit«, antwortete er schließlich. »Ich genieße das Licht von Sonnen, die niemals Blakes Wort geschaut haben ... die Devlin Stone nie kannten.«
    »Die Antriebsflamme unseres Schiffes wäre mir lieber. Wir brauchen mehr Waffen.« Er knackte mit den wuchtigen, narbigen Fingerknöcheln. »Dann können
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