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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges
Autoren: Loren Coleman
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Gegenzug hat Kanzler Liao Druck auf das OrienteProtektorat ausgeübt, die Feindseligkeiten einzustellen. Präfekt Tao verlangt eine Bestrafung des Lordgouverneurs für diese Appeasementpolitik, da dieses Geschenk zweier Welten seine Blockadestrategie gegen Palos und Wei untergräbt.
    ComStar-Pressedienst Interstellar, Liao 2. September 3154
    Palast des Himmels, Zi-jin Cheng (Verbotene Stadt), Sian Kommunalität Sian, Konföderation Capella
    23. September 3134
    Jacob Bannson kochte vor Daoshen Liaos Zeremonientempel in der Sommerhitze Sians und wartete auf die Rückkehr des Kanzlers, während er einen importierten Anzug durchschwitzte, der ihn einige tausend Liao-Noten gekostet hatte. Der Anzug stammte von einem der besten Schneider Highspires und war im Stil Maos, aber für einen modernen Geschäftsmann geschnitten. Nur nicht für diese Temperaturen.
    Er und seine Begleiter litten schweigend. Die weiße Eichentäfelung des Tempels warf das Sonnenlicht kaum gemildert zurück. Die Luft flimmerte. Auf dieser Seite des Tempels war nicht der geringste Schatten zu finden, was dem undurchschaubaren Herrscher der Konföderation Capella sicher nicht entgangen war.
    Daoshen Liao. Die Große Seele. In Kürze Jacob Bannsons Lehnsherr und Meister.
    Zumindest sein Lehnsherr.
    Diener holten ihm Eiswasser, Puder und Handtücher, was immer er verlangte. Er brauchte nur mit den Fingern zu schnippen. Seine Leute, die er aus der Republik mitgebracht hatte, waren ebenfalls mit den feinsten Stoffen ausstaffiert, wie es sich für das Gefolge eines reisenden Adligen geziemte. Der Konzernherr hatte sich Daoshens Vorschlag, standesgemäß aufzutreten, zu Herzen genommen. Und trotz des gleichgültigen Empfangs, den er bisher hatte über sich ergehen lassen müssen, war er mit dieser Entscheidung durchaus zufrieden. Zumindest seine Leute hatten Übung darin, ihn mit Sire anzusprechen.
    Jedenfalls die meisten. Der Rest würde es noch lernen. Di Jones zum Beispiel verbeugte sich weder, noch knickste sie vor irgendjemandem. Trotzdem musste wohl selbst sie sich der Notwendigkeit beugen, sobald Daoshen Liao es offiziell machte. Die rothaarige Söldnerin hatte sich entschieden, an Bord des Landungsschiffes zu bleiben. Sie war nicht bereit, noch eine Sekunde in Daoshens Gesellschaft zu verbringen, aber sie hatte ihre Unantastbarkeitsgarantie erhalten. Irgendwann würde sie so weit sein.
    Was würde es werden, eine einfache Lordschaft? Daoshen hatte ihm eine »den für die Konföderation Capella erwiesenen Diensten angemessene« Belohnung versprochen. Nun, Liao war gefallen, noch während Bannson Zweifel gekommen waren, ob es wohl jemals so weit kommen würde. Mandrinn? War ein Herzogstitel zu hoch gegriffen?
    Wenn nicht heute, dann vielleicht später. Wenn Bannson einmal eine Gelegenheit ergriffen hatte, ließ er sie nicht mehr los. Eines der wenigen Dinge, die ihm verschlossen gewesen waren, war ein Adelstitel gewesen. Jetzt hatte er sich auch den verdient.
    Die schweren Türen des Tempels schwangen auf und brachten kurz Kühlung, als die erfrischende Kälte von drinnen in die Sommerglut entwich. Tempelpriester traten in die goldene Hitze heraus und hielten die Türen fest. Bannson fiel auf, dass sich nicht ein Schweißtropfen auf den kahl geschorenen Köpfen zeigte. Seine Blicke suchten das dämmrige Innere des Gebäudes ab und fanden eine Frau asiatischer Abstammung in einem eleganten imperialen Cheongsam. Brokatseide von tiefstem Rubinrot, aufwändig bestickt mit dem Bild eines Phönix und eines Drachen. Ein Mandarinkragen schloss sich über einem Schlüssellochschlitz, der sich zu einem tiefen Ausschnitt ausweitete.
    Aufmerksam musterte sie Bannson mit dunklen, verschleierten Augen, die nichts verrieten. Ihr Blick besaß eine physische Präsenz. Er war durchdringend. Ihm wurde warm im Nacken, doch er ließ sich nichts anmerken, als er den Blick erwiderte und seinen Willen mit ihrem maß. Schließlich nickte sie einmal. »Er ist annehmbar.«
    Nicht gerade eine berauschende Beurteilung. Bannson fühlte Zorn aufkommen, doch dann zwang er sich zur Ruhe. Daoshen Liao trat neben die Schönheit. Der Kanzler konnte nicht weit in den Tempel hineingegangen sein und gewartet haben. Wieder einmal staunte Bannson über Daoshens Gabe, unbemerkt zu bleiben.
    »K anzl er.« Bannson zögerte. Er war sich nicht sicher, was angebracht war, und entschied sich für eine Verbeugung aus der Hüfte. Seine Leute, ausführlich darin geschult, dem Vorbild ihres Herrn zu
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