Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
wollte er sie Mai Uhn Wa um den Hals legen und die Antworten aus ihm herauspressen. »Wo ist der Körper, Mai?«
    »Ah, die Statue.« Mai nickte. »Ja, ich habe von Ihrer Entdeckung gehört. Ich muss sagen, die Gerüchte über Sun-Tzu Liaos Rückkehr haben die patriotische Stimmung in der Bevölkerung wirklich ungemein angeheizt. Und unsere Truppen beflügelt. Ich vermute, schon bald wird selbst Kanzler Liao erfahren, dass uns sein Verehrter Ahne, der Erhöhte, mit einem kurzen Besuch geehrt hat.« Mai runzelte die Stirn. »Aber Sie sagen, Sie haben sie verloren? Das könnte ... bedauerlich werden.«
    Nachdem er begriffen hatte, war er entsetzt. Carson Rieves spielte in Gedanken verschiedene Möglichkeiten durch. Mai beobachtete, wie er sich blitzartig vom Ankläger zum Bewahrer des Glaubens wandelte. Er überspielte seinen anfänglichen Fauxpas, indem er umschwenkte und sich auf Ruskov stürzte. »Dann muss ich wohl annehmen, die Miliz hat unser ... archäologisches Fundstück zerstört? Sie haben nach Hidi?s Flucht einen friedlichen Abzug versprochen.«
    Ruskov ließ sich nicht erschüttern. »Wir haben alle uns diktierten Bedingungen eingehalten«, erwiderte er mit abgehackten Worten. »Sollten Sie Schwierigkeiten mit Partisanen haben, ist das Ihr Problem, Rieves.« Er zuckte die Achseln und schmunzelte. »Vielleicht wird die hiesige Bevölkerung in ein paar Monaten helfen, Sie von hier zu verjagen.«
    Rieves zwang sich zu einer höhnischen Antwort. »Ich bezweifle, dass sich die Bewohner Liaos lauthals über die Rückkehr der Konföderationsherrschaft beschweren werden.« Sein Blick wanderte nicht hinüber zu dem Maskirovka-Agenten, aber das war auch nicht nötig. »Was immer sie aufgeben, es ist für das, was sie gewinnen, ein kleiner Preis. Die Rückkehr ihres Erbes. Liao ist wieder capellanisch.«
    Ein erneutes Schulterzucken. »Wenn Sie das sagen.«
    Mai Uhn Wa erkannte, dass die beiden Offiziere eine längere Auseinandersetzung begonnen hatten, und bewegte sich unauffällig zur Tür. Michael Yung-Te packte ihn am Ellbogen und zog ihn beiseite.
    »Sind Sie wahnsinnig?«, flüsterte der FintenAgent mit rauer Stimme. »Sie haben den Körper des Kanzlervaters in ein neues Versteck geschafft und bilden sich ein, dass Sie damit durchkommen?«
    Mai schaute seinen Wärter gelassen an. »Sie sollten sich noch einmal mit Sang-shao Rieves unterhalten. Er wird zugeben, dass die Statue eigentlich nicht von Bedeutung ist. Tatsächlich wäre es vermutlich das Beste, wenn die Erscheinung ein Gerücht bliebe und in keinem Bericht auftauchte. Oder möchten Sie Daoshen Liao mitteilen, dass man den Körper seines Vaters gefunden und wieder verloren hat?«
    Der Agent zuckte zurück. »Sie erwarten von mir, dass ich Teil...«
    »Ich denke, Sie wissen bereits sehr genau, dass Sie kein Teil sein wollen. Nicht in dieser Sache, Michael Yung-Te.« Mai ließ einen Funken seiner Kraft in den dunklen, dunklen Augen aufblitzen. Er war absolut bereit, seine Entscheidungen zu verteidigen. Und wenn nötig, würde er dabei einige hochrangige Persönlichkeiten Liaos mitreißen.
    Yung-Tes Miene war eine Mischung aus Wut und Abscheu. »Was gibt Ihnen das Recht?«
    »Ich bin ein Verräter«, wiederholte Mai Uhn Wa. »Und ich diene der Konföderation.« Dann verließ er leise den Raum.
    Wieder befand sich Evan Kurst außerhalb von Lianyungang, am Rand des Kavalrie-Kamms. Er starrte hinaus auf den Wald, der sich hunderte Kilometer nach Westen und Süden erstreckte. Hier hatte er in der Nacht gestanden, als Mai Uhn Wa das Ijori De Guäng im Stich gelassen hatte. So vieles hatte sich verändert. Es war Tag und Evan wartete nicht auf ein Landungsschiff. Unter ihm rodeten im Wald mehrere ForstMechs ein Stück am Fuß des Hügels. Er konnte sie nicht sehen, doch er hörte die diamantbesetzten Sägen und roch den Rauch eines versteckten Rodungsfeuers.
    Hinter ihm donnerten schwere Maschinen und das laute Fiepen von Baumaschinen im Rückwärtsgang.
    Und am Rand der Kuppe, fünfzig Meter rechts von ihm, beobachteten Aufpasser aufmerksam die Flaschenzüge, an deren Seilen die Männer hingen, die auf halber Höhe des Hangs arbeiteten. Bald darauf dröhnte eine weitere Explosion über die Ebene, die eine natürliche Felsspalte ausweitete, um eine tiefe, sichere Höhle zu schaffen.
    Schritte hinter ihm. Evan trat vom Rand der Klippe zurück, drehte sich aber nicht um, als Jen Lynn Tang mit einer Compblockaufstellung der Tagesleistungen neben ihn trat.
    Da Mai
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher