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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges
Autoren: Loren Coleman
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Uhn Wa noch nicht aus Chang-an zurück war, musste Evan die Fortschritte der einzelnen Teams abzeichnen. Er öffnete die Datei und betrachtete die Fortschritte der ForstMechs und der Spreng-gruppen, und außerdem die der Planierraupen, die noch daran arbeiteten, die Kuppe für Haus Ijoris neue Festung einzuebnen. Noch sah es hier aus wie auf einer x-beliebigen Baustelle. Aber in Gedanken sah er bereits dicke, stahlverstärkte Wände und eine Ansammlung schlichter Nebengebäude.
    Unterhalb der Klippe sollten BattleMechhangars und die Garagen hinkommen. Die Geschäftsseite eines Kriegerhauses.
    »Es wird gut werden.« Gut, einen Ort zu haben, an dem man sich sicher fühlen konnte. Auf das Konservatorium traf das sicher nie wieder zu, für keinen Kadetten des letzten Jahres. Vielleicht gelang es der Konföderation, der Akademie neues Leben einzuhauchen. Vielleicht auch nicht.
    Jenna nickte. »Ich weiß.« Es war das erste Mal, dass er es laut ausgesprochen hatte, beinahe, als müsste er sich selbst davon überzeugen.
    Sie blieb unterwürfig und zurückhaltend, wartete immer noch darauf, dass Evan nach dem Sieg auf den Suriwong-Fluten zu ihr zurückkehrte. Aber seit man ihn aus dem Cockpit des zerstörten Ti T'sang gehoben hatte, hatte sich Evan sehr zurückgehalten. Nicht einmal die Nachricht, dass Jenna das Ende ihrer Einheit überlebt hatte, hatte viel daran ändern können. Sie waren jetzt ebenso Geschwister wie Liebende. Krieger Haus Ijoris. Er brauchte Zeit, um das Erste zu verarbeiten, bevor er sich wieder mit dem Zweiten beschäftigen konnte. Dafür hatte sie Verständnis.
    Sie hatte selbst genug zu tun. Momentan bestand ihr Aufgabenbereich im Anwerben und Anlernen der neuen Schüler für das wiedergegründete Kriegerhaus. Es war eine echte Herausforderung, die richtigen Jünger-Kadetten zu finden und dann zu lernen, wie man sie zur nächsten Generation von KriegerPhilosophen erziehen konnte.
    Mai Uhn Wa setzte jeden entsprechend seiner Fähigkeiten ein.
    »Hast du heute jemanden gefunden?«, fragte er.
    Jenna strahlte stolz. »Es ist kaum zu glauben. Sechzehnjährige Zwillinge, die von der Republik als Problemkinder eingestuft wurden. Wie sich herausstellte, waren sie nur deswegen schwierig, weil man sie ständig wegen zu capellanischer Manieren hänselte und sie sich dagegen wehren mussten. Jetzt können sie sich unter ein wenig Heldenverehrung sonnen, bis sie hierher ziehen.«
    Zwillinge? Interessant. »Und die jüngeren Altersgruppen?« Evan öffnete neue Dateien.
    Die jüngste berücksichtigte Altersgruppe waren Achtjährige. Irgendwann würden frühreife Kinder mit den richtigen Qualifikationen eine Einladung erhalten, Ferienkurse in Philosophie zu besuchen. Die besten und hellsten Köpfe würden mit zwölf Jahren in Haus Ijori aufgenommen werden. Und bereits in zehn Jahren würde Ijori über ein Programm verfügen, das mit denen der anderen Häuser mithalten konnte.
    »Ein paar«, antwortete Jenna. »Da ist es schwieriger, aber wir schaffen es.« Sie machte eine Pause.
    »Hast du schon einmal daran gedacht? Wie es sein wird, so junge Kinder von ihren Familien zu trennen?«
    Das hatte er. Aber nicht so, wie sie es meinte. Evan war ein solches Kind gewesen, in einer Ersatzfamilie aufgezogen. Diese Kinder würden etwas bekommen, das er nie gehabt hatte. Eine Wahl. »Nur diejenigen, die es selbst wollen«, versprach er ihr. »Nur so kann es funktionieren. Shiao Mai weiß, was er tut.« So wie Evan. Jetzt.
    »Na gut. Behaltet es noch für euch. Aber Evan, verrat mir eines, ja?« Hubschraubergeräusche hallten über das Land. »Warum sprengen wir Tunnel in den Berghang?«
    Sie klang eifrig. Begeistert. Und früher oder später würden Mai Uhn Wa oder Evan einige ihrer wichtigsten Mitarbeiter über Haus Ijoris Gehei mni s informieren. Doch heute hatte Jen Ly nn Tang mit ihrer Frage zu lange gewartet. Evan drehte sich um und sah den Sprint-Hubschrauber aus Nordwesten anfliegen. »Der Meister kehrt zurück«, stellte er fest. »Wir sollten ihn begrüßen.«
    Er hatte es nicht vorgehabt, doch als er an ihr vorbeikam, streckte Evan die Hand aus und zog Jenna neben sich. Es war eine winzige, aber notwendige Geste, für ihn selbst ebenso wie für sie. Nach so langer Zeit hatte Evan endlich gefunden, was ihm die Republik genommen hatte.
    Eine Familie. Ein Haus.
    Ein Heim.

EPILOG
    Edler Sieg
    Lordgouverneur Golan der Präfektur VI hat die Systeme von Yunnah und Zweitversuch an die Konföderation Capella übergeben. Im
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