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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand
Autoren: Stephanie Laurens
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ihren warmen, weichen, anschmiegsamen Körper an dem seinen zu spüren, hatte zur Folge, dass er unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
    Und veranlasste ihn, sich gedanklich noch intensiver mit ihr zu beschäftigen. Zum Beispiel mit der Frage, warum er sie eigentlich so … reizvoll fand. Sie war, wenn man es genau nahm, nicht im klassischen Sinne schön; das, was sie so anziehend machte, war sehr viel mehr als Schönheit. Es war, so entschied er, als er die selbstbewusste Haltung ihres energischen Kinns bemerkte, ihre persönliche Ausstrahlung, diese unterschwellige Wildheit, die ihn so an ihr reizte – und die so abrupt seinen Jagdtrieb geweckt hatte. Der Zauber, der von ihr ausging – diese Aura des Geheimnisvollen, der Magie, der weiblichen Kraft, zu mächtig, um sie in Worte zu fassen –, war eine offene Herausforderung für einen Mann wie ihn, einen gelangweilten Schwerenöter.
    Für die vornehme Gesellschaft Londons wäre sie niemals akzeptabel gewesen; diese Wildheit in ihrem Wesen war für den Geschmack der eleganten Welt bei weitem zu ausgeprägt. Sie war kein schüchternes, sanftmütiges Dämchen; sie war anders, und sie machte sich auch gar nicht erst die Mühe, es zu verbergen. Ihre Selbstsicherheit, ihr bestimmtes Auftreten und ihre Autorität hatten ihn zuerst dazu verleitet, sie auf Ende zwanzig zu schätzen; nun jedoch, da er sie ganz genau in Augenschein nehmen konnte, erkannte er, dass dem nicht so war. Sie war erst Anfang zwanzig. Was ihr Selbstvertrauen und ihr energisches Auftreten sogar noch faszinierender für ihn machte. Noch provozierender.
    Richard stellte sein Kelchglas ab; er hatte mittlerweile mehr als genug von ihrem kalten Schweigen. »Lebt Ihr schon lange in diesem Gutshaus, Miss Hennessy?«
    Catriona blickte von ihrem Dessert auf, einen leicht überraschten Ausdruck in den Augen. »Schon mein ganzes Leben lang, Mr. Cynster.«
    Richard zog fragend die Brauen hoch. »Und wo genau ist das?«
    »Im Tiefland.« Als er wartete, offenkundig darauf erpicht, mehr zu erfahren, fügte sie hinzu: »Das Gutshaus steht im Tal von Casphairn. Das ist ein Tal in den Ausläufern des Merrick.« Sie betrachtete ihn, während sie das Dessert von ihrem Löffel leckte. »Und der Merrick wiederum liegt …«
    »In den Bergen von Galloway«, gab Richard zurück.
    Ihre Brauen hoben sich. »Richtig.«
    »Und wer ist Euer Hauswirt?«
    »Niemand.« Als Richard abermals fragend die Brauen hochzog, erklärte sie: »Das Gutshaus gehört mir. Ich habe es von meinen Eltern geerbt.«
    Richard neigte den Kopf. »Und diese Herrin, von der Ihr vorhin gesprochen habt, wer ist das?«
    Sie schenkte ihm ein weises Lächeln. »Die Herrin.« Der Tonfall ihrer Stimme veränderte sich und erfüllte ihre Worte mit Ehrfurcht. »Sie Die Alles Weiß.«
    »Ah.« Richard blinzelte. »Ich verstehe.« Und dem war tatsächlich so. In London, in den Stadtgemeinden sowie im Parlament mochte zwar der christliche Glaube vorherrschen, aber in den ländlichen Gegenden spielten die alten Sitten und Gebräuche, die Lehren vergangener Zeiten noch immer eine maßgebliche Rolle. Richard war im ländlichen Cambridgeshire aufgewachsen und war in seiner Kindheit oft durch die Felder und Wälder der Umgebung gestreift, wo er die alten Frauen hatte Kräuter sammeln sehen und von ihren Heilsalben und Arzneitränken gehört hatte, die tödliche Krankheiten heilen konnten. Er hatte zu viel gesehen, um skeptisch zu sein, und er wusste genug, um Heilkundige dieser Art mit dem gebührenden Respekt zu behandeln.
    Catriona hatte seinen forschenden Blick fest und unverwandt erwidert; und Richard sah jetzt das triumphierende Funkeln, die siegessichere Selbstgefälligkeit in ihren Augen. Sie bildete sich ganz offensichtlich ein, es wäre ihr gelungen, ihn abzuschrecken – ihn zu verscheuchen. Sein innerliches Grinsen war der Inbegriff der Lüsternheit; äußerlich verriet seine Miene jedoch nicht das Geringste.
    »Catriona?«
    Beide wandten sich um und sahen, wie Mary sich von ihrem Platz erhob und winkte. Catriona stand ebenfalls auf und schloss sich dem Exodus der weiblichen Familienmitglieder an, die nun in den Salon hinübergingen, um die Herren mit ihrem Portwein allein zu lassen.
    Der, wie Richard anerkennend feststellen musste, ausgezeichnet war. Müßig drehte er sein Glas hin und her und betrachtete die wirbelnde rubinrote Flüssigkeit. »So« – er warf Jamie einen Blick zu –, »dann ist Catriona jetzt also in Eurer Obhut?«
    Jamies
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