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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand
Autoren: Stephanie Laurens
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und in aller Ausführlichkeit und weidete sich an ihrem Anblick. Erst als das Dessert serviert wurde, lehnte er sich zurück und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Rest der Tisch-runde. Erst jetzt bemerkte er, dass, obgleich die anderen zwar gelegentlich flüchtige Blicke tauschten und die eine oder andere belanglose Bemerkung machten, niemand ihn oder Catriona ansah. Tatsächlich war es so, dass alle außer der schweigsamen, aber wachsamen und missbilligenden Miss O'Rourke sorgsam den Blick abgewandt hielten, als ob sie sich davor fürchteten, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Nur Jamie unterhielt sich ab und zu entweder mit Catriona oder mit ihm, jedoch ziemlich gestelzt und wenn es unbedingt notwendig war.
    Gespannt versuchte Richard, Malcolms Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch es gelang ihm einfach nicht; der junge Mann schien noch tiefer in seinen Stuhl zu sinken. Als Richard wieder einen Blick zu Catriona hinüberwarf, sah er, wie sie aufblickte und die Tischrunde musterte; alle hüteten sich davor, ihrem Blick zu begegnen. Völlig ungerührt tupfte sie sich den Mund mit ihrer Serviette ab. Richard konzentrierte sich auf die weichen, rosigen Kurven ihrer Lippen und erinnerte sich plötzlich mit verblüffender Klarheit an ihren Geschmack.
    Er schob die Erinnerung beiseite und schüttelte innerlich den Kopf. Anscheinend war Seamus' Familie so ängstlich und schüchtern, dass sie sich dazu veranlasst sah, sowohl Catriona als auch ihn wie gefährliche Tiere zu behandeln, die beißen konnten, wenn man sie reizte.
    Was definitiv etwas über seine hübsche Hexe aussagte.
    Vielleicht war sie ja wirklich eine Hexe?
    Dieser Gedanke zog noch andere Überlegungen nach sich – zum Beispiel die Frage, wie eine Hexe wohl im Bett sein mochte. Richard war gerade tief in wollüstige Fantasievorstellungen versunken, als Jamie sich plötzlich nervös räusperte und sich zu Catriona umwandte.
    »Äh, Catriona, ich habe mir überlegt, dass es jetzt, wo Dad nicht mehr unter uns weilt und du mein Mündel sein wirst, doch wirklich besser wäre – passender, meine ich –, wenn du ins McEnery House ziehen und hier leben würdest.«
    Catriona, die gerade dabei war, einen Löffel voll Biskuitdessert zu verspeisen, hielt einen Moment lang reglos inne, dann schluckte sie, legte ihren Löffel beiseite und sah Jamie direkt an.
    »Bei uns, der Familie«, fügte er hastig hinzu. »Du musst dich in dem Tal doch sehr einsam fühlen, so ganz allein.«
    Catrionas Miene wurde finster, während ihre grünen Augen Ja-mies Blick festhielten. »Dein Vater dachte genauso, wie du dich vielleicht noch entsinnst?«
    Es war augenblicklich klar, dass jeder am Tisch – mit Ausnahme von Jamie – sich nur zu gut daran erinnerte; ein Schaudern ging durch den Raum, das sogar die Lakaien erfasste, die stumm an den Wänden standen.
    »Glücklicherweise«, fuhr Catriona fort, wobei sie Jamie noch immer fest und unnachgiebig in die Augen sah, »besann sich dein Vater dann aber doch eines Besseren und erlaubte mir, so zu leben, wie Die Herrin es wünscht, und weiterhin im Gutshaus zu wohnen.« Sie hielt einen Moment inne, um allen Anwesenden Zeit zu lassen, die Bedeutung hinter ihren Worten zu begreifen. Dann zog sie die Brauen hoch. »Willst du dich wirklich dem Willen Der Herrin entgegenstellen?«
    Jamie erbleichte. »Nein, nein, auf keinen Fall! Wir dachten nur, du würdest vielleicht gerne …« Er machte eine vage, hilflose Handbewegung.
    Catriona senkte ihren Blick auf den Tisch und griff nach ihrem Löffel. »Ich fühle mich im Gutshaus überaus wohl.«
    Damit war das Thema erledigt. Jamie tauschte einen Blick mit Mary, die am anderen Ende des Tisches saß; sie zuckte leicht die Achseln und zog eine Grimasse. Andere Mitglieder der Familie warfen einen schnellen Blick auf Catriona und sahen dann hastig wieder weg.
    Richard jedoch fuhr fort, sie zu mustern. Ihre Autorität war wirklich bemerkenswert, und sie benutzte sie wie einen Schutzschild. Sie hatte diesen imaginären Schild hochgehoben, und Jamie, der arme Trottel, war schnurstracks dagegengerannt. Richard erkannte den Trick; es war dieselbe Tour, die sie auch bei ihm versucht hatte, als sie ihm herrisch befohlen hatte, sie wieder auf die Füße zu stellen. Aber er war zu erfahren, als dass er darauf hereingefallen wäre – nachdem er sie erst einmal zu fassen bekommen hatte, war sie plötzlich ganz Frau gewesen, weich und warm und fügsam. Die Vorstellung, sie wieder in seinen Armen zu halten,
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