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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand
Autoren: Stephanie Laurens
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Schlepptau; Richard, äußerst zufrieden mit dem Arrangement, legte die Hand der faszinierenden Miss Hennessy auf seinen Ärmel und lotste sie elegant durch den Raum.
    Sie glitt neben ihm her, in majestätische Distanziertheit gehüllt, so als ob sie einen Umhang trüge. Als sie den Salon verließen, bemerkte Richard, dass die ältere Frau ebenfalls erschienen war; sie hatte in der Nähe der Tür gestanden.
    »Die Dame, die Euch begleitet?«
    Catriona zögerte einen Moment, dann ließ sie sich dazu herab, auf seine Frage zu antworten. »Miss O'Rourke ist meine Freundin und Gesellschafterin.«
    Das Speisezimmer lag auf der anderen Seite der riesigen Halle. Richard führte seinen bezaubernden Schützling zu dem Stuhl neben Jamies am Kopfende des Tisches und nahm dann auf Jamies Aufforderung hin auf dem Stuhl gegenüber Platz. Der Rest der Familie und Miss O'Rourke nahmen ebenfalls ihre Plätze ein. Der Raum war groß, der Tisch so lang, dass die Speisenden relativ weit voneinander entfernt saßen – ein Umstand, der genügte, um auch noch diejenigen Gespräche verstummen zu lassen, die nicht bereits durch die ungemütliche Atmosphäre gedämpft worden waren. Trotz des mächtigen Feuers, das im Kamin loderte, war es kalt und klamm, und auf dem Raum lastete eine Aura langjähriger Entbehrung.
    »Kannst du mir bitte mal Salz und Pfeffer reichen?«
    Da sich die Unterhaltung bei Tisch im Großen und Ganzen auf Äußerungen wie diese beschränkte, während die einzelnen Gänge serviert und wieder abgetragen wurden, nutzte Richard die Zeit, um seiner Neugier auf Seamus McEnery zu frönen. Und weil sich ihm kein anderer Weg bot, um an Informationen heranzukommen, studierte er Seamus' Haus, seine Bediensteten und seine Familie, in der Hoffnung, auf diese Weise weitere Erkenntnisse über den Mann zu gewinnen.
    Eine flüchtige Betrachtung jener, die er bereits zuvor kennen gelernt hatte, verriet ihm nicht viel mehr, als er ohnehin schon herausgefunden hatte; sie waren allesamt lammfromm, unterwürfig, zurückhaltend, bescheiden; allein schon ihre Scheu und Ängstlichkeit sagten einiges über Seamus und über die Art und Weise aus, wie er seine Kinder aufgezogen hatte. Miss O'Rourke wiederum hatte ein interessantes Gesicht. Es war von tiefen Falten durchzogen und ungewöhnlich wettergegerbt für das Gesicht einer vornehmen Frau. Richard brauchte es nicht lange zu erforschen, um zu wissen, dass sie ihm zutiefst misstraute. Diese Tatsache beunruhigte ihn jedoch in keiner Weise; die Begleiterinnen von hübschen jungen Damen misstrauten ihm im Allgemeinen ohnehin auf den ersten Blick. Nachdem er auch Miss O'Rourke einer unauffälligen Musterung unterzogen hatte, blieb nur noch eine einzige Person in der Tischrunde übrig – Catriona Hennessy.
    Sie war zweifellos die mit Abstand interessanteste Person im Raum. Angetan mit einem eleganten Kleid aus lavendelfarbener Seide, ihre üppigen Locken – weder rotblond noch schlicht rot, sondern von einem prachtvollen Kupferrot – hoch auf dem Kopf aufgetürmt, ihr Gesicht von feinen, geringelten Strähnen umrahmt, die sich wie Flammen von ihrer zarten Haut abhoben, der runde Ausschnitt ihres Kleides tief genug, um die großzügige Fülle ihrer Brüste ahnen zu lassen, ihre Schultern und Arme sanft gerundet und von einer Haut umspannt, die wie elfenbeinfarbene Seide schimmerte, bot sie einen Anblick, der für lüsterne Augen wie geschaffen war.
    Richard konnte sich nicht satt an ihr sehen. Ihr Gesicht war ein zartes Oval, mit einer geraden kleinen Nase und einer hohen, glatten Stirn. Ihre Wimpern und Brauen waren hellbraun und umrahmten leuchtend grüne Augen, was er im Mondschein nicht hatte sehen können, obwohl er sich noch sehr gut daran erinnerte, wie die goldenen Tupfen innerhalb der grünen Iris vor Empörung aufgeblitzt waren. Er war sich sicher, dass sie im Zorn Funken sprühen und vor Leidenschaft glühen würden. Der einzige nicht ganz so perfekte Zug an ihr war ihr Kinn; das, so fand Richard, war eine Spur zu fest, zu energisch. Zu eigensinnig. Sie war geringfügig kleiner als der Durchschnitt und zierlich und schlank, und dennoch war ihre Figur, obgleich biegsam und geschmeidig, nicht knabenhaft. Ganz im Gegenteil. Beim Anblick ihrer Figur juckte es ihn förmlich in den Fingern.
    Befreit von der lästigen Pflicht, höfliche Dinner-Konversation betreiben zu müssen, wie es bei Anlässen wie diesen normalerweise üblich war, musterte Richard seine hübsche Tischgenossin verstohlen
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