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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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verbissen stieß er es hervor, entschlossen, sich nicht von dem immer wieder über der Kniescheibe aufbrechenden Spalt besiegen zu lassen.
Über den Wolken
    Schon hoch über den Wolken, auf dem Flug nach Chicago, fiel Eva Wilkens ein, daß sie ja auch mit dem kürzlich von ihr verlassenen Freund Klaus (oder doch andersherum?) am liebsten eng umschlungen im Bett gelegen und sich dabei vorgestellt hatte, sie würden, ohne sich je wieder zu trennen, in dieser Haltung das Ende der Welt abwarten.
    War es aber mit den Eltern gestern etwas anderes gewesen, bei Kamps im Hauptbahnhof, als sie Abschied nahmen? Hatte sie nicht in beiden Fällen ihren wilden Wunsch verschwiegen, weil er zu wüst war, um in seiner Unersättlichkeit richtig verstanden zu werden?
    Da gab es nur eines: Weglaufen! Ausreißen! Fort mit Schaden!
Verbesserung
    Alex, der eine Weile als Rettungssanitäter arbeitete, hat sich beruflich verbessert. Er verdient nun, als Pauschalkraft in einer Filiale für Drogerieartikel, 6,50 Euro. Allerdings muß er oft nach Feierabend noch Ware einräumen, wenn es während des Tages wegen der knappen Zahl der Angestellten (meist ist er allein) nicht zu schaffen war. Zum Heiraten langen auch 6,50 Euro nicht. Da läßt er die Suche nach einer Frau lieber von vornherein. Eins aber hat er sich geschworen. Nie will er den tief gekränkten Gesichtsausdruck der Arbeitslosen kriegen, ein, zwei Jahre bevor es dann ein gleichgültiger wird.
Die Entschlossenheit von Herbert Wind
    Herbert Wind, der manchmal nach Graubünden fährt und dort schon viel Seltsames erlebt und gehört hat, ist auch ein leidenschaftlicher Briefschreiber. Er schreibt richtige Briefe auf Papier! Heute, als er wieder Einschlägiges in der Zeitung lesen mußte, sagte er laut vor sich hin: »Wenn sie mir auch noch die Ausrufezeichen wegnehmen, nein, dann will ich nicht mehr hier leben!Dann bleibe ich für immer in den Bergen. Die steilen Ausrufezeichen dort, aus Stein, Dolomit, Granit, die herrlich hohe Reliefenergie dort, die reformieren mir die Lumpen nicht so schnell weg.«
Gartenträume
    Das Ehepaar Gadow, das ganz in der Nähe des kleinen hiesigen Botanischen Gartens wohnt, träumt neuerdings von den Gärten im Norden Irlands. Sie gelten als die schönsten der Grünen Insel, im Mai voller Azaleen, Mohnblumen, Clematis, und es kostet eine Woche pro Person alles inklusive 1790 Euro. Einzelzimmerzuschlag erübrigt sich ja für sie. Ob es sich machen läßt, und ob es was wird damit?
Erwin denkt
    Der Westfale Erwin, dem niemand was vormacht, da paßt er schon auf, sagte sich gestern vorm Einschlafen, da seine Frau in Geschäften unterwegs war: Sobald man die Straße betritt, herrscht der große Ungemüt. Alles Betrug und Wegelagerei, Augentäuschung, Geldabpressung und Verführung mit jeder Zigarette und Gartenschere, mit jeder Tube Klebstoff, um beim Kleinen anzufangen.
    Wie unbegreiflich, daß jemand einem anderen Geld in die Mütze wirft, sich einen Ruck gibt und ihm den Vortritt läßt, freiwillig, unbemerkt, ohne weltlichen Nutzen daraus zu ziehen!
Die Schönheiten der Demonstration
    Der Geistliche Clemens Dillburg ist ein treuer Diener Gottes, dem es aber manchmal so vorkommt, als gäbe es gar nicht mehr ihn, den ihm so wohlbekannten Clemens, sondern an dessen Stelle ein Schwammwesen, etwas mit tausend Tentakeln nach außen und Gräben tief in die eigene, stark erodierte Zentralmaterie hinein,ein Organismus, durchhallt von ununterbrochenen, nicht sortierbaren Signalen und ohne größere Ruhezonen, wo in althergebrachter Weise früher einmal das Bewußtsein versorgt werden und gedeihen konnte. Ja, manchmal läßt sich gar nicht recht feststellen, was er noch selbst und was schon die eindringende Außenwelt ist. »Herr, steh mir bei!« betet er dann, betet lange, um sich zu beruhigen.
    Ab und zu, wenn er sich den Gesichtern seiner Pfarrkinder und anderer Menschen freundlich zuwenden will, überfällt ihn ein unchristliches Grauen vor ihren Figuren, Mienen, auch Geräuschen. Ist es nicht pures Kasperletheater, was Meßdiener und Gemeindereferentin, wenn ihnen wieder was Kreatives einfällt, mit seiner Billigung treiben? Hilflos erkennt er seine Niederlage. Was soll er dagegen tun? »Meine Brüder und Schwestern!« sagen? Nein, der Tod! Der Tod ist der Retter. Er eint uns. Das Sterben, ganz allein, jeder für sich, das ist der tiefste Ernst. Der reißt uns raus.
    Einmal aber erlebte er am späten Abend, als er von einer Reise zu seiner erkrankten Schwester
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