Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
bestimmt jede Hilfe gebrauchen.«
    »Ich komme ganz gut alleine zurecht. Wenn ich noch Fragen habe, komme ich zu dir ins Büro.«
    Laxton zog verärgert die Augenbrauen zusammen und stürmte aus dem Gebäude.
    »Ach, Ken ...«, rief Kate ihm nach. »Wem gehört eigentlich der blaue Wagen da hinten?« Sie deutete auf einen dunkelblauen Rover, der direkt neben dem Rettungswagen geparkt war. Andere Fahrzeuge standen nicht im abgeriegelten Bereich.
    »Keine Ahnung. Er stand schon da, als wir kamen.«
    Laxton marschierte zurück zu seinem Dienstwagen. Eine Windböe zerzauste sein sorgsam frisiertes Haar. Doch der schöne Ken kümmerte sich jetzt nicht mehr darum.
    Kate ging zu ihrem Wagen zurück und nahm eine Schachtel mit Latexhandschuhen vom Rücksitz. »Sergeant Cleak«, rief sie und streifte sich die Handschuhe über. »Es ist jetzt genau 6.07 Uhr. Notier dir bitte, dass wir von diesem Moment an offiziell den Fall übernommen haben.«
    »In Ordnung, Chefin.« Reginald Cleak folgte Kate zum Fundort der Leiche. Cleak war ein stämmiger Mann mit schütterem Haar und geradlinigem Humor. Er arbeitete seit fünfunddreißig Jahren bei der Polizei und war Kates rechte Hand. Im Laufe der Jahre hatten die beiden im Betrugsdezernat, beim Dezernat für Internetkriminalität und zuletzt beim »Flying Squad« zusammengearbeitet, das auch unter dem Namen »The Sweeney« bekannt war. Der Flying Squad war 1918 gegründet worden und hatte als erste Polizeieinheit über motorisierte Einsatzwagen verfügt. Die Polizisten konnten auf diese Weise in beeindruckender Geschwindigkeit am Tatort sein und verbuchten große Erfolge bei der Verbrechensbekämpfung. Die Eliteeinheit war darauf spezialisiert, bewaffnete Räuber nach Überfällen zu verfolgen und zu stellen.
    Sergeant Cleak hielt einen Notizblock und einen Stift in den Händen. Der Notizblock wurde offiziell »Ergebniskladde« genannt. Cleak hatte die Aufgabe, Kate auf Schritt und Tritt zu folgen und ihre Anweisungen und Beobachtungen genauestens zu protokollieren. Dafür gab es zwei Gründe: Sollte Lord Russell wider Erwarten einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sein und sein Mörder irgendwann gefasst und vor Gericht gestellt werden, würde die Ergebniskladde als Beweismittel dienen, in dem sämtliche Ermittlungsschritte minutiös aufgelistet waren. Außerdem wurde die Kladde nach Abschluss der Ermittlungen genauestens ausgewertet.
    »Bei dem Opfer handelt es sich um eine männliche Leiche, etwa dreißig Jahre alt, vom Wachmann identifiziert als Robert Russell. Todesursache: starke Aufprallverletzungen, verursacht durch einen Sturz aus seiner Wohnung im fünften Stock des Apartmentblocks One Hyde Park, London.« Kate hockte sich neben den Leichnam. »Sehen wir uns das mal genauer an«, sagte sie. »Ihr Job, Sergeant Cleak.«
    Cleak zog das Laken beiseite.
    Russell lag auf dem Bauch. Sein Genick war gebrochen, der Kopf unnatürlich verdreht. Es sah aus, als wäre Russell mit dem Kopf zuerst aufgeschlagen. Der Körper lag in einer Blutlache, doch das brachte Kate nicht aus der Fassung. Sie hatte schon Schlimmeres gesehen.
    Der Tote trug einen blauen Blazer, ein Hemd und eine Jeans. Seine Schuhe und einige persönliche Dinge waren beim Aufprall bis ans Ende der Auffahrt geschleudert worden. Kate fiel auf, dass seine Arme vom Körper abgewinkelt waren und seine Handflächen nach oben zeigten. Sie hob seinen linken Arm ein wenig an. Das Glasgehäuse seiner Rolex war in tausend Stücke zerbrochen.
    Seltsam, überlegte Kate. Ganz gleich, wie entschlossen ein Selbstmörder sein mochte, er würde bei einem Sprung aus großer Höhe instinktiv die Hände über den Kopf heben, um den Sturz abzufangen. Der Überlebensinstinkt war einfach nicht auszuschalten. Die zerstörte Uhr an Russells Handgelenk ließ aber zweifelsfrei erkennen, dass seine Arme beim Sturz nicht vom Körper abgewinkelt waren.
    »Könnte Russell auf dem Balkongeländer gesessen haben und eingeschlafen sein?«, fragte Kate.
    Cleak schüttelte entschieden den Kopf. »Schau dir das Geländer an. Es ist so schmal, dass man sich nicht mal stocknüchtern daraufsetzen kann, wenn man nicht gerade Zirkusakrobat ist.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.« Kate betrachtete erneut die Leiche. Plötzlich entdeckte sie eine verdächtige Beule an Russells Hinterkopf. Sie strich sein dichtes blondes Haar zur Seite. Die Beule hatte die Größe eines Golfballs. Kate blickte nachdenklich von Russells zerschmetterter Uhr zum Balkon seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher