Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
in die Augen. Du würdest mich gern weinen sehen, du aufgemotzter eitler Pfau, dachte sie. Aber den Gefallen werde ich dir nicht tun. »Was hatte denn unser Freund hier auf dem Kerbholz?«, fragte sie und deutete auf den Leichnam zu ihren Füßen.
    Ken Laxton runzelte die Stirn. »Das weiß niemand so genau. Er kam und ging, wie es ihm passte. Auf jeden Fall schien er ein bodenständiger Typ zu sein. Keiner von der Sorte, die den großen Zampano spielen und ihre Millionen zum Fenster rauswerfen.«
    »Details?«
    Laxton zückte sein Notizheft. »Der Anruf ging um 2.45 Uhr bei uns ein. Eine Bewohnerin hörte, wie der Körper auf den Stufen aufschlug. Eine Frau aus dem siebten Stock, eine Prinzessin aus Saudi-Arabien. Sie dachte, es wäre eine Bombe. Ein Anschlag der Al-Qaida im Hyde Park. Die Dienststelle in Mayfair schickte einen Streifenwagen. Er traf um 2.55 Uhr hier ein. Die Kollegen haben den Toten gefunden. Der Wachmann im Foyer hat ihn identifiziert.«
    »Ist das alles?«
    »Nein. Der Wachmann sagte, dass Russell durch die Garage ins Gebäude gekommen und mit dem Aufzug direkt zu seinem Apartment gefahren ist. Zehn Minuten später stürzte er vom Balkon.«
    »Wo hatte er den Abend verbracht?«
    »Er hatte mit seinen Eltern zu Abend gegessen.«
    »Haben sie sich regelmäßig zum Essen getroffen?«
    »Jeden Sonntag, behauptet der Wachmann. Russell hat sich immer um Punkt halb sieben auf den Weg gemacht.«
    »War jemand bei ihm, als er zurückkam?«
    »Der Wachmann sagt nein. Er hat beobachtet, wie Russell in den Aufzug stieg und zu seinem Apartment ging. Er ist sicher, dass Russell allein war.«
    Kate nahm sich vor, selbst mit dem Wachmann zu sprechen. »2.55 Uhr ist reichlich spät, um von einer Verabredung mit den Eltern zurückzukommen, meinst du nicht auch?«
    »Vielleicht finden diese Adeligen es ja schick, bis in den frühen Morgen zu dinieren.«
    »Hat der Wachmann an Russells Verhalten etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Er hatte keine Gelegenheit, mit Russell zu sprechen.«
    »Aber du hast gesagt, der Anruf sei von einer Bewohnerin gekommen. Warum nicht vom Wachmann? Hat er denn nichts bemerkt? Immerhin ist Russell ihm praktisch vor die Füße gefallen.«
    »Es war stockdunkel. Wenn du in einem hellen Raum sitzt, siehst du nichts von dem, was draußen geschieht.«
    »Aber er hätte den Aufprall hören müssen.«
    »Er sagt, er habe die Kopfhörer seines iPods aufgehabt«, erwiderte Laxton. »Ich glaube, der Mann sagt die Wahrheit. Allerdings hatte er eine Fahne.«
    »Und nicht von seiner Mundspülung, nehme ich an.«
    »Richtig.«
    Kate warf Laxton einen Blick zu. »Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand sich im Dienst einen kleinen Drink genehmigt.«
    Laxton lief feuerrot an, erwiderte aber nichts. Vor zwei Jahren war er wegen Trunkenheit im Dienst vorübergehend suspendiert worden, nachdem er die Kontrolle über seinen Wagen verloren und beinahe eine Mutter mit ihrer Tochter auf dem Bürgersteig überfahren hätte. Der Vorfall hatte Laxton die Beförderung zum Detective Chief Inspector gekostet und seine Karriere bei der Polizei dauerhaft eingefroren. Kate kannte die Einzelheiten des Falles sehr genau. Der zuständige Vorgesetzte war Leutnant William Donovan gewesen, Kates Verlobter, der im Dienst erschossen worden war.
    »Ist das der letzte Stand der Ermittlungen?«, fragte sie.
    »Der Fall gehört ganz dir«, sagte Laxton. »Mach dir ein eigenes Bild, aber es wird kaum mehr als eine Routineuntersuchung werden. Russell hat ein ziemlich ausgeklügeltes Alarmsystem in seiner Wohnung: Bewegungsmelder, Alarmsensoren, Temperaturmesser, was weiß ich. Niemand hätte ins Apartment eindringen und den Mann ermorden können. Glaub mir, Kate, ich hab ein Gespür für Selbstmörder.«
    »Verstanden, Ken. Danke.«
    »Ich bleib noch ein bisschen in der Nähe, falls du mich brauchst«, sagte Laxton und wippte auf den Hacken.
    »Ist deine Schicht nicht um sieben zu Ende?«
    »Ja, aber ich helfe dir gerne.«
    Plötzlich wurde Kate klar, weshalb Laxton sich so in Schale geworfen hatte: Russells Tod würde Scharen von Reportern anlocken, und der schöne Ken wollte sich die Gelegenheit, sich zu profilieren, um keinen Preis entgehen lassen. Er hatte sich vielleicht schon ausgerechnet, dass sein Auftritt in den Zeitungen und Fernsehprogrammen seine Aufstiegschancen deutlich verbessern und seine Karriere wieder in Gang bringen würde.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Kate.
    »Es macht mir wirklich nichts aus. Du kannst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher