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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller
Autoren: Bastei Lübbe
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zum Mittag ein vorläufiges Untersuchungsergebnis brauchen. Ich will wissen, welche Wirkung der Schlag auf den Kopf hatte.«
    Cleak nickte und notierte Kates Anweisungen in sein Heft. Während er schrieb, saugte er geräuschvoll an den Zähnen. Als er Kates Blick bemerkte, hörte er abrupt damit auf. »Zwei schiefe Weisheitszähne. Beim Zahnarzt kriege ich erst in sechs Monaten einen Termin. Alternativ könnte ich tausend Pfund für einen Besuch bei einem privaten Arzt in der Harley Street abdrücken.« Er schüttelte den Kopf. »Meine Frau hat sich in den Kopf gesetzt, Weihnachten in Bethlehem zu verbringen. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als zu warten.«
    »Ich könnte dir das Geld vorstrecken. Derzeit bin ich ziemlich flüssig, weil das Geld von Billys Lebensversicherung gekommen ist.«
    »Das fehlte gerade noch«, sagte Cleak mit resolutem Unterton, womit der Vorschlag ein für alle Mal vom Tisch war. Er riss eine Packung Kaugummis auf und schob sich zwei Streifen in den Mund. »Das sollte fürs Erste reichen.«
    Kate zuckte die Achseln, drehte sich wieder zu Russells Schreibtisch um, zog die Tastatur zu sich heran und drückte auf die Returntaste, weil sie annahm, dass der PC auf Standby geschaltet war, aber nichts geschah. Sie drückte die Powertaste am Desktop. Diesmal leuchtete der Bildschirm auf. Mehrere Symbole für verschiedene Dateien erschienen auf dem Monitor, doch die Dateinamen waren unleserlich. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Kate.
    »Die Festplatte wurde defragmentiert«, sagte einer der Forensiker. »Darf ich mal?«
    Der Techniker tauschte mit Kate den Platz und versuchte es mit einer Reihe von Befehlen. »Der Computer ist hinüber. Du wirst alles ins Labor bringen müssen, aber selbst die Fachleute werden kaum noch was ausrichten können.«
    »Was ist mit der Sicherungskopie?«, fragte Kate.
    »Die ist ebenfalls zerstört. Hier hat jemand ganze Arbeit geleistet. Zwei unabhängige Systeme brechen nicht einfach zusammen. Die Festplatte kann schon mal gelöscht werden, aber nicht die Sicherungskopie. Ich glaube, da hat jemand einen starken Magneten über beide Systeme gezogen. Das ist ungefähr so, als würdest du alle wichtigen Dokumente durch den Shredder jagen, sogar noch schlimmer: Ein Magnet zerstört nicht nur die gespeicherten Daten, sondern die gesamte Festplatte. Du könntest den PC genauso gut mit 'ner Granate in die Luft jagen.«
    In diesem Moment erschien ein Bild auf dem großen Flatscreen-Monitor an der Wand. Kate blickte erstaunt auf die Tastatur und fragte sich, ob sie den Monitor versehentlich aktiviert hatte. »Hattest du nicht gesagt, das Ding ist hinüber?«
    »Pssst«, machte Cleak.
    Niemand im Raum wagte mehr, sich zu rühren. Alle Blicke richteten sich auf den Monitor, auf dem nun das Bild einer jungen Frau in einem schummrig beleuchteten Raum erschien. Die Frau starrte in die Kamera. Sie war nicht besonders auffällig und wirkte mit ihrem unfrisierten, schulterlangen braunen Haar ein wenig derangiert. Sie trug eine Drahtgestellbrille und einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt.
    »Was ist das?« Kate warf einen Blick in die Runde.
    »Eine Liveübertragung«, sagte der Computerfachmann der forensischen Abteilung. »Der Monitor muss einen direkten DSL-Anschluss haben. Das Ganze läuft unabhängig von Russells PC.«
    »Kann die Frau uns sehen?«
    »Keine Ahnung. Russells Computer ist defekt, wahrscheinlich auch die Kamera.«
    »Rob, bist du zu Hause?«, fragte die Frau unvermittelt. »Es ist jetzt sechs Uhr morgens. Ich weiß, das ist ziemlich früh, aber ich muss mit dir reden. Warum gehst du nicht ans Telefon?« Sie warf einen Blick zur Seite und schaute dann wieder in die Kamera. »Bist du da? Ich kann auf meinem Bildschirm nichts erkennen. Hast du deine Kamera ausgemacht?« Sie schien auf eine Antwort zu warten. Einen Moment lang hielten alle im Raum - Kate, Reg Cleak, die Forensiker - den Atem an und flehten stumm, dass die Verbindung nicht abriss.
    »Habt ihr Russells Handy gefunden?«, flüsterte Kate.
    Cleak schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen. »Noch nicht. Er hatte es nicht in der Tasche, als er vom Balkon stürzte. Es war nirgendwo auf dem Gelände zu finden.«
    »Mist.«
    Die Frau auf dem Bildschirm seufzte und sprach mit sachlicher Stimme weiter: »Mischa ist in London.« Sie beugte sich zur Kamera vor, als wollte sie Russell ein Geheimnis anvertrauen. »Das gesamte Team ist vor Ort. Alle machen ein riesengroßes Geheimnis
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