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Gesundheit - Eine Frage des Geschlechts

Gesundheit - Eine Frage des Geschlechts

Titel: Gesundheit - Eine Frage des Geschlechts
Autoren: Alexandra Kautzky-Willer , Elisabeth Tschachler
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Gesundheit als „ausgezeichnet“ 138 , wobei nicht klar ist, ob die Sexualhormone oder die sich bemerkbar machende Geschlechterrolle die Basis für diese Einschätzung bilden. Bei den über 75-Jährigen bezeichnen laut Gesundheitsbefragung nur 35 Prozent der Frauen, aber 44 Prozent der Männer ihren Gesundheitszustand als „sehr gut“ oder „gut“. 139 Aufgrund anderer Berechnungen ist davon auszugehen, dass Frauen rund 76 Prozent ihres Lebens gesund sind, Männer aber 80 Prozent. 140
    „Das ‚Gender-Paradoxon‘ gibt es“, bestätigt Archana Singh-Manoux vom französischen Gesundheitsforschungsinstitut INSERM, die vor Kurzem eine große Vergleichsstudie durchgeführt hat. „Viele genetische, hormonelle, soziale und kulturelle Faktoren wirken bei der Entstehung und im Verlauf von Krankheiten zusammen. Und das kann bei Frauen und Männern durchaus unterschiedlich sein.“ 141
Armut macht krank
    Freilich muss noch ein anderer Aspekt berücksichtigt werden: Frühzeitliche Sterblichkeit und gesundheitliche Beeinträchtigungen treten bei Menschen mit niedrigem sozialen Status, geringem Einkommen und geringer Bildung häufiger auf.
    Chronische Krankheiten und Gesundheitsstörungen
Frauen
Männer
Schlafstörungen 1 *
30,7%
20,8%
Chronische Schmerzen 2
28%
22%
Allergien**
24%
18%
Bluthochdruck 2 **
37%
35%
Migräne/häufige Kopfschmerzen**
26%
11%
Muskel-, Knochen- und Gelenkprobleme 2
28%
17%
Diabetes Typ 2**
6%
(23% der über 75-Jährigen)
5%
(19% der über 75-Jährigen)
    Quellen:
1 Klimont J et al: Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/2007. Hauptergebnisse und methodische Dokumentation. Statistik Austria im Auftrag von Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend und Bundesgesundheitsagentur. Wien 2007, * Antwort auf das Auftreten in den vergangenen zwei Wochen, Seite 197. **Antwort auf die Frage „Hatten Sie jemals …?“, Seite 14ff.
2 Eurobarometer 2007. In: European Commission: The State of Men’s Health in Europe – Report, European Union 2011, Seite 29.
    Dabei wirken sich diese Faktoren, der so genannte sozioökonomische Status, nicht unbedingt direkt, wohl aber indirekt auf die Gesundheit aus, weil die Möglichkeiten, sich gesundheitsbewusst zu verhalten, davon abhängen. Das gilt für Frauen wie für Männer, und der Grundstock wird schon in der Kindheit gelegt, wenn nicht überhaupt in der Schwangerschaft. So gibt es nicht nur einen Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad der Mutter und dem Risiko einer Frühgeburt. Kinder aus sozial und wirtschaftlich benachteiligten Schichten erkranken schon in jungen Jahren häufiger als Gleichaltrige aus Familien mit höherem Einkommen. Da viele Krankheiten eine lange Entstehungsgeschichte haben, ist ein Gesundheitsproblem im Erwachsenenalter häufig auf die gesundheitliche Situation in der Kindheit zurückzuführen. Dazu kommt, dass bei Kindern aus einem Elternhaus mit geringer Schulbildung und niedrigem Einkommen die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie auch als Erwachsene einer benachteiligten Schicht angehören. 142
    Gemessen an der höchsten abgeschlossenen Schulbildung wird der Unterschied in der Lebenserwartung deutlich. So beträgt der Vorsprung im Alter von 35 Jahren der höchsten gegenüber der niedrigsten Bildungsstufe (Abschluss einer Hochschule bzw. der Pflichtschule) bei den Männern rund sechs, bei den Frauen rund drei Jahre. 35-jährige Frauen mit Hochschulabschluss haben gar um eine um neun Jahre höhere Lebenserwartung als gleichaltrige Männer, die nur die Pflichtschule abgeschlossen haben. 143 Was das Gesundheitsverhalten anlangt, so besteht ein eindeutiger Zusammenhang mit dem Einkommen: Unter den arbeitslosen Männern sind die meisten Raucher, fast jeder zweite Mann ohne Arbeit raucht. Unter den arbeitslosen Frauen hingegen sind die meisten Übergewichtigen; 21,8 Prozent der Frauen, die keinen Job finden, sind zu dick. 144 „Wir haben nach wie vor viel zu tun, eine soziale Medizin auf die Erde zu setzen“, weiß denn auch die Wiener Gesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger.
    Frauen leiden mehr
    Während in Kriegen mehr Männer ums Leben kommen, sterben bei Naturkatastrophen mehr Mädchen und Frauen. Und zwar nicht unmittelbar, sondern in der Zeit danach. Die Ursachen sind nicht in einer körperlichen Schwäche von Frauen zu suchen, hat Eric Neumayer von der London School of Economics and Political Science (LSE) in einer Untersuchung festgestellt, in der er die Daten von Naturkatastrophen in 141 Ländern in der Zeit von
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