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Gesundheit - Eine Frage des Geschlechts

Gesundheit - Eine Frage des Geschlechts

Titel: Gesundheit - Eine Frage des Geschlechts
Autoren: Alexandra Kautzky-Willer , Elisabeth Tschachler
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Haushalt wohnen. Auch meinen vier von fünf Männern, ohnehin gesundheitsbewusst zu leben. 109 Das ist kein österreichisches Phänomen, sondern hat überall in der industrialisierten Welt seine Gültigkeit.
Männer gesünder machen
    Anfang Oktober 2005 kamen in Wien mehr als 50 Vertreter europäischer Organisationen zusammen, die alle etwas mit Männergesundheit zu tun haben. Auf dieser ersten Europäischen Männergesundheitskonferenz des European Men’s Health Forum EMHF verabschiedeten die – großteils männlichen – Wissenschaftler, Mediziner, Sozialarbeiter, Psychologen und Patientenvertreter die „Wiener Erklärung über die Gesundheit von Männern und Jungen in Europa“. Aufgrund der unbefriedigenden Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung und -informationen durch Männer, der oft nicht auf Männer zugeschnittenen Angebote im Gesundheitsbereich, des Mangels an Forschung und Investitionen im Bereich der Männergesundheit, der unnötig niedrigen Lebenserwartung europäischer Männer und inakzeptabel hoher Sterberaten aufgrund vermeidbarer Ursachen wurden die Europäische Union, die nationalen Regierungen, die Gesundheitsversorger und verwandte Institutionen aufgefordert:
Männergesundheit als einen eigenständigen und wichtigen Bereich anzuerkennen;
die Einstellung von Männern in Gesundheitsfragen genauer zu erfassen;
in männerorientierte Ansätze der Gesundheitsversorgung zu investieren;
auf Schul- und Gemeindeebene die Gesundheit von Männern und Jungen zu thematisieren;
eine koordinierte Gesundheits- und Sozialpolitik zur Förderung der Männergesundheit zu entwickeln. 110
    Mit der Umsetzung hapert es allerdings, wenngleich die Probleme, wie MEN-Leiter Romeo Bissuti das sieht, seither sogar noch größer geworden sind. Für ihn hat das einen einfachen Grund: „Ein Problem ist, dass kaum politische Akteure identifizierbar sind, die das Thema entsprechend treiben könnten“, sagte er in einem Zeitungsinterview. „Es ist natürlich eine heiße Kartoffel, die niemand gerne angreift, weil man sich leicht die Finger verbrennt. Man könnte schnell in Verdacht geraten, gegen Frauen zu sein.“ Dabei brauchen seiner Meinung nach viele Frauenförderprogramme „begleitende Männerprojekte, um wirklich gut zu funktionieren. Notwendig ist daher ein ganzheitlicher Ansatz: Man muss die Männer mit ins Boot holen.“
    Vor allem sollten sich die Männer selbst das Recht herausnehmen, fürsorglicher auf sich zu achten und sich hie und da fragen, wie es ihnen eigentlich geht. Aus Bissutis Sicht besonders wichtig: „Männer sollten offener für Ratschläge, aber auch für Kritik von außen sein, Signale der Umwelt aufnehmen und Rückmeldungen nicht aus einem falsch verstandenen Männlichkeitsbild heraus ignorieren, sondern ernst nehmen“ sowie das im europäischen Vergleich gute Gesundheitsangebot entsprechend nützen.
    Aus Befragungen wie jener, die dem „Österreichischen Männergesundheitsbericht“ zugrunde liegt, geht hervor, dass Männer das auch gern tun wollen. Allerdings wünschen sie sich eine persönliche Einladung zu Vorsorgeuntersuchungen und mehr Gesundheitsinformationen in Fernsehen und Zeitungen. Die bereits vorhandenen sieht und liest allerdings nur jeder Fünfte. 111
Mein Bauch gehört mir
    „Wir haben abgetrieben“ – mit dieser Titelgeschichte vom 6. Juni 1971, in der 374 Frauen bekannten, eine Schwangerschaft abgebrochen zu haben, landeten die deutsche Illustrierte „stern“ und die Initiatorin der Aktion Alice Schwarzer mehr als einen kurzzeitigen Medienknüller. Das Bekenntnis der Frauen, viele davon das, was man heute „Promi“ nennt, setzte drei Jahre nach den 68er-Revolte etwas in Gang: die öffentliche Debatte um das Selbstbestimmungsrecht der Frauen. „Mein Bauch gehört mir“ wurde zur Parole für die zweite Frauenbewegung. War es in der ersten hauptsächlich darum gegangen, das Wahlrecht zu erkämpfen, ging es in der zweiten um Unabhängigkeit und die Befreiung vom männlichen Diktat, auch und vor allem, was den eigenen Körper betraf. Abtreibung war strafbar. Vergewaltigung in der Ehe kein Delikt. Die Pille war zwar bereits seit Jahren auf dem Markt, aber „es gab in ganz Wien vielleicht drei – nur männliche – Gynäkologen, die bereit waren, einer unverheirateten Achtzehn-, Neunzehnjährigen die Pille zu verschreiben“, erinnert sich die Wiener Gesundheitsbeauftragte und Psychologie-Professorin Beate Wimmer-Puchinger. 112
    40 Jahre später ist die Pille die
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