Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestohlene Leidenschaft

Gestohlene Leidenschaft

Titel: Gestohlene Leidenschaft
Autoren: Kate Hewitt
Vom Netzwerk:
Kunstwerke so schnell wie möglich loswerden will.“
    „Falls er wirklich so ehrbar ist“, gab Grace zu bedenken.
    Ein Anflug von Mitgefühl blitzte in Michels klugen grauen Augen auf. Dann schüttelte er bedenklich den Kopf. „Zynismus passt nicht zu dir, Grace.“
    „Blauäugigkeit aber auch nicht.“ Sie wandte sich ab und dachte über Michels Enthüllungen nach.
    „Du möchtest sicher mit eigenen Augen sehen, was sich in dem Tresorraum befindet, oder?“, erkundigte sich Michel leise.
    Natürlich war sie neugierig, aber das Leben hatte sie gelehrt, vorsichtig zu sein. Versuchungen lauerten überall. „Warum übergibt er die Sammlung nicht der Polizei?“
    „Vermutlich wird er das nach der Begutachtung tun.“
    „Eine Begutachtung kann Monate dauern, je nachdem wie umfangreich die Sammlung ist“, warf Grace ein.
    „Sicher, für eine ausführliche Expertise braucht man so lange. Aber Khalis Tannous möchte nur, dass jemand mit Erfahrung auf diesem Gebiet ein Auge auf die Gemälde wirft. Die Sammlung soll wohl schnell fortgeschafft werden.“
    Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Die Sache gefällt mir nicht, Michel. Du kennst den Mann doch gar nicht.“
    „Aber ich vertraue ihm und der Tatsache, dass er sich an die Versicherung mit dem besten Leumund gewandt hat. Das spricht für ihn.“
    Trotzdem blieb Grace misstrauisch. Sie vertraute überhaupt keinem Mann, schon gar nicht, wenn es sich um einen reichen, vermutlich korrupten Industriemagnaten handelte!
    „Jedenfalls möchte er, dass die Sachverständige noch heute Abend auf Alhaja eintrifft.“
    „Heute Abend?“ Verdutzt musterte Grace ihren Chef und Mentor. „Ist das nicht etwas übereilt?“
    „Das finde ich nicht. Er will die Sammlung so schnell wie möglich loswerden, bevor jemand auf die Idee kommen könnte, sie zu stehlen. Du weißt ja, wie schnell man der Versuchung erliegen kann.“
    „Nur zu gut.“ Sie ließ den Kopf hängen.
    „So habe ich das nicht gemeint.“ Michel wünschte, er könnte seine unbedachten Worte zurücknehmen.
    „Schon gut.“ Jedenfalls war ihr nun klar geworden, dass sie den Auftrag unmöglich annehmen konnte. Also atmete sie tief durch und sagte: „Tut mir leid, Michel, auf mich kannst du nicht zählen. Du weißt ja, wie vorsichtig ich sein muss.“
    Verärgert presste ihr Chef die Lippen zusammen. „Wie lange willst du dir dein Leben denn noch zur Hölle machen lassen von diesem …“
    „Solange es erforderlich ist.“ Sie wandte sich schnell ab, um den Schmerz zu verbergen, der sie nun schon seit vier Jahren quälte. Im Kollegenkreis galt sie als kühl, ja sogar emotionslos. Niemand ahnte, welche Pein sich hinter dieser Maske verbarg. Grace musste nur an Katerina denken, und schon kamen ihr die Tränen.
    „Ach, chérie .“ Michel seufzte teilnahmsvoll und warf erneut einen Blick auf die Akte. „Ich glaube, dieser Auftrag würde dir guttun.“
    „Wie das?“
    „Du führst das Leben einer Kirchenmaus oder Nonne. Ist ja auch egal. Jedenfalls wird es Zeit, dass du wieder am Leben teilnimmst.“
    Ihr Lächeln war wehmütig. „Aber du weißt schon, dass ich ein zurückgezogenes Leben führen muss, oder?“
    „Ich weiß nur, dass du meine beste Sachverständige für Renaissancekunst bist und heute Abend nach Alhaja fliegen wirst.“
    Entsetzt starrte sie ihn an und bemerkte dabei seine unnachgiebige Miene. „Ich kann nicht.“
    „Du kannst, und du wirst, Grace. Ich spreche jetzt nicht als der beste Freund deines Vaters, sondern als dein Chef. Und als dein Chef erwarte ich, dass du meinen Instruktionen folgst. Ich tue niemandem einen Gefallen. Auch dir nicht, Grace.“
    Letzteres entsprach nicht der Wahrheit, denn vor vier Jahren hatte Michel ihr einen sehr großen Gefallen getan, als sie nicht mehr ein noch aus gewusst hatte. Mit seinem Angebot, bei Axis zu arbeiten, hatte er ihr praktisch das Leben gerettet.
    „Könntest du den Auftrag nicht selbst übernehmen?“, bat sie verzweifelt.
    „Im Gegensatz zu dir bin ich kein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Renaissancekunst.“
    „Bitte, Michel.“
    „Nein, Grace.“
    Bedrückt ließ sie den Kopf hängen. „Aber wenn Loukas herausfindet, dass …“
    „Was? Dass du deinen Job machst? Dagegen kann wohl selbst er nichts haben.“
    „Trotzdem.“ Nervös verschränkte sie die Hände. Sie wusste, wie explosiv die Kunstwelt sein konnte. Der Umgang mit den erlesensten und teuersten Kunstwerken der Welt erweckte Leidenschaft und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher