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Gestohlene Leidenschaft

Gestohlene Leidenschaft

Titel: Gestohlene Leidenschaft
Autoren: Kate Hewitt
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David hielt ihr das Blatt noch näher hin. „Bist du denn nicht wenigstens ein klitzekleines bisschen neugierig?“
    Sie wandte sich wieder dem Computermonitor zu und starrte auf ihre Expertise über eine Caravaggio-Fälschung aus dem siebzehnten Jahrhundert. Die Fälschung war nicht schlecht, würde aber kaum den Verkaufspreis erzielen, den der Kunde sich erhofft hatte. „Nein.“
    David lachte amüsiert. „Auch nicht, wenn ich dir verrate, dass der Experte auf eine Privatinsel im Mittelmeer geflogen wird und alle Auslagen erstattet werden?“
    „Das versteht sich ohnehin von selbst.“ Privatsammlungen ließen sich nicht so einfach transportieren, zumal die meisten Sammler anonym bleiben wollten. „Kennst du den Sammler?“, erkundigte sie sich dann doch. Die Besitzer einer Sammlung bedeutender Renaissancewerke konnte man an einer Hand abzählen. Sie waren sehr diskret und hatten es nicht gern, wenn Sachverständige oder Versicherungsagenten begutachteten, was an ihren Wänden hing.
    „Leider nicht.“ Bedauernd schüttelte David den Kopf. „Alles streng geheim. Aber du sollst umgehend zum Chef kommen.“
    „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Verärgert stand sie auf, riss David den Computerausdruck aus der Hand und machte sich auf den Weg zu Michel Latour, dem Geschäftsführer der Kunstversicherung. Michel war einer der einflussreichsten Männer in der Welt der Kunst und der älteste Freund ihres Vaters.
    „Du wolltest mich sprechen?“
    Michel, der nachdenklich auf die Pariser Rue St. Honoré hinausgeblickt hatte, wandte sich um. „Ja, schließ bitte die Tür.“
    Grace folgte seiner Bitte.
    „Hast du meine Nachricht erhalten?“
    „Eine Privatsammlung mit Werken aus der Renaissance soll begutachtet werden. Meines Wissens kommt dafür nur eine Handvoll von Sammlern als Auftraggeber infrage.“
    „Es ist keiner von ihnen.“
    „Nein?“
    Michel rang sich ein Lächeln ab. „Tannous. Schon mal gehört?“
    „Tannous?“ Grace musterte ihren Chef ungläubig. „Balkri Tannous?“ Ein völlig skrupelloser und angeblich kunstbesessener Geschäftsmann. Niemand wusste, welche Werke sich in seinem Besitz befanden und ob die Sammlung überhaupt existierte. Doch jedes Mal, wenn ein Gemälde aus einem Museum gestohlen wurde, kam sein Name ins Spiel. Zuletzt waren ein Klimt aus einer Galerie in Boston und ein Monet aus dem Louvre verschwunden. Und beide Male wurden die Diebstähle mit Balkri Tannous in Verbindung gebracht.
    „Er ist doch kürzlich gestorben, oder?“, fragte Grace nachdenklich.
    „Stimmt. Er ist letzte Woche bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen“, bestätigte Michel. „Man vermutet Sabotage. Die Anfrage kommt von seinem Sohn.“
    „Ist der nicht auch bei dem Absturz umgekommen?“
    „Es geht um den anderen Sohn.“
    Von einem zweiten Sohn hörte sie zum ersten Mal. „Meinst du, er will die Sammlung verkaufen?“
    „Darüber ist mir nichts bekannt.“ Michel ging zu seinem Schreibtisch, schlug einen Schnellhefter auf und blätterte darin. Es war ein Verzeichnis ungeklärter Kunstdiebstähle. Tannous wurde mit jedem dieser Fälle in Verbindung gebracht, man hatte ihm jedoch nie etwas nachweisen können.
    „Wenn er die Bilder auf dem Schwarzmarkt verkaufen will, wendet er sich bestimmt nicht an uns“, dachte Grace laut nach. Es gab eine Vielzahl zwielichtiger Sachverständiger. Axis hingegen genoss einen untadeligen Ruf.
    „Nein.“ Michel gab ihr recht. „Ich glaube nicht, dass er die Sammlung auf dem Schwarzmarkt verkaufen will.“
    „Meinst du, er will die Bilder spenden?“, fragte Grace ungläubig. „Die Sammlung könnte Millionen, wenn nicht sogar eine Billion Dollar wert sein.“
    „Soweit ich informiert bin, braucht er das Geld nicht. Aber darum geht es wohl nicht.“
    „Wer ist der Mann überhaupt? Ich hatte keine Ahnung, dass Tannous noch einen Sohn hat.“
    „Er verließ die Familie, als er einundzwanzig war und nachdem er an der Universität Cambridge ein ausgezeichnetes Mathematikexamen abgelegt hatte. In den USA hat er seine eigene IT-Firma gegründet und es mit ihr zu einem stattlichen Vermögen gebracht.“
    „Und seine Firma in den USA ist nicht in illegale Machenschaften verwickelt?“, fragte Grace skeptisch.
    „Anscheinend nicht. Die Anfrage ist sehr dringend. Er möchte die Sammlung umgehend begutachten lassen.“
    „Wozu die Eile?“
    „Vermutlich, weil er als ehrbarer Geschäftsmann die illegal in den Besitz seines Vaters gelangten
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