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Gestern war auch schon ein Tag - Erzählungen

Gestern war auch schon ein Tag - Erzählungen

Titel: Gestern war auch schon ein Tag - Erzählungen
Autoren: Mairisch
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sein Leben lang … «
    »Schon gut«, sage ich, »ich wollte gar nicht fahren, verstehst du, ich wollte nur wissen, was ihr sagt. Ich will hier gar nicht weg, und wenn ich wegwill, kommt Tom eben mit. Kein Problem. Ihr könnt uns ja mal besuchen kommen auf Hawaii oder in Australien.«
    »Elli, wie soll das klappen?«
    »Schon gut, ich bin erwachsen. Das kannst du dir nicht vorstellen, was? Ich mach das hier schon länger. Ich hab einen Plan, okay.«
     
    Wir stehen im Flur. Luka auf Willems Arm, wo er hingehört und sicher ist, wenigstens darum braucht sich Astrid nicht mehr zu sorgen. Tom steht vor Luka, die beiden haben sich sofort ineinander verliebt. Tom drückt seinen Finger in den kleinen Bauch und sagt: »Elli, Elli.« Und Lukas Babyhand bewegt sich wie in Zeitlupe. Willem sagt: »Ich komme morgen Vormittag wieder. Dann wird uns schon was einfallen, hm?«
    Er will sagen: Das geht doch nicht, dass eine Neunzehnjährige mit ihrem behinderten Bruder alleine wohnt. Das geht doch einfach nicht. Willem knufft mich in die Seite.
    Astrid ist völlig aufgelöst. Sie umarmt mich und hält mich fest, umklammert mich regelrecht, sie zuckt und schluchzt und ich fühle es schon nass werden an meiner Schulter. Immer wieder sagt sie, wie leid es ihr tut und ich klopfe ihr auf die Schulter und sage ihr, dass es mir auch leidtut, und ich meine es ernst. Es tut mir wirklich leid, ich war unfair. Ich streichle ihren Rücken und mag, dass sie so aufrichtig heult, dass sie dabei in meinem Arm hängt und sich nicht schämt. Dann fahren sie, mit allen ihren Taschen. Astrid winkt vom Beifahrersitz des blauen Kombis.
    Morgen kommt Willem wieder.
     
    Ich habe Hunger und frage Tom, ob er auch Hunger hat. Er trommelt sich als Antwort auf den Bauch und murmelt leise: »Elli, Elli!« Während die Fritteuse blubbert, gucken wir uns in die Augen, eine Ewigkeit lang. Wir sitzen am Küchentisch und essen Pommes mit viel Ketchup und Mayo. Wie immer, wenn Großmutter nicht da ist.
    Tom weint. Wie sonst nie, wenn es Pommes gibt.

Danke
    Beate Haas-Heinrich, Rudolf Zimmermann, Jette Heinrich.
    Judith Szillus, Matthias Fuhst, Dylan E. Thompson, Christian Springub, Nils Bretschneider, Andreas Stichmann, Ludwig Plath, Elisabeth Krumbeck, Christina Gerdts, Lutz Edelhoff, Hans-Gerd Koch, David Hugendick, Rex Huhmann, Linda Anne Engelhardt, Micha Kloth, Michael Hametner, Friederike Kohn, Indra Wussow, Heike Müller, Clemens Meyer.
    Radio F.R.E.I., Erfurt, Märkische Kulturkonferenz, Deutscher Literaturfonds, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Stadt Erfurt, Stiftung Niedersachsen, Lamspringer September Gesellschaft, kunst:raum sylt quelle, virtuelles Literaturhaus Bremen.

Finn-Ole Heinrich
    *1982, aufgewachsen in Cuxhaven, Filmstudium in Hannover. Lebt jetzt in Hamburg.
    2005 erschien sein Erzählband die taschen voll wasser , 2007 der Roman Räuberhände und 2011 das Kinderbuch Frerk, du Zwerg . Er hat außerdem noch zwei Hörbücher veröffentlicht: Auf meine Kappe (2009) und zusammen mit Spaceman Spiff Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf (2010). Er bekam diverse Preise und Stipendien.
    www.finnoleheinrich.de
     

Impressum
    E-Book-Ausgabe 2013
    © der Buchausgabe: mairisch Verlag 2009
    www.mairisch.de
    Lektorat: Daniel Beskos, Jan Oberländer, Peter Reichenbach
    Korrektorat: Annegret Schenkel
    Umschlagcollage: Dylan E. Thompson und Finn-Ole Heinrich
    Umschlagfotos: Dylan E. Thompson | www.kamerakopf.de
    Autorenfoto: Lutz Edelhoff
    Cover-Gestaltung: Carolin Rauen | www.carolinrauen.com
    Alle Rechte vorbehalten
    ISBN der Buchausgabe: 978-3-938539-14-9
    ISBN der E-Book-Ausgabe: 978-3-938539-92-7
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