Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht
Autoren: Victoria Laurie
Vom Netzwerk:
von seinem Land zu verjagen, weil er sie für Eindringlinge hält.«
    Steven drehte sich halb zu mir um und sah mich an. »Aber warum jetzt erst?«
    »Könnte an den Renovierungsarbeiten liegen.« Ich klickte mich zurück auf die Schulhomepage. »Hier heißt es, dass der alte Grundschulflügel komplett umgebaut werden soll. Die Schüler bekommen einen besser gestalteten Wohnbereich und einen neuen Speisesaal.«
    Steven sah Gilley stirnrunzelnd an. »Das verstehe ich nicht.«
    »Baumaßnahmen sind ein rotes Tuch für die lieben Geisterchen«, sagte Gil. »Es ist schon schlimm genug, wenn man die Möbel umstellt, aber wenn man Wände einreißt, drehen sie völlig durch und laufen Amok. Dann geht’s los mit wildem Türenknallen und Wurfgeschossen. So ein gestrandeter Geist kann sich richtig in einen Wutanfall reinsteigern.«
    Steven nickte verstehend. »Trotzdem ist es komisch, dass ein gewalttätiger Geist so lange mit seinem Auftritt wartet, oder?«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich, während ich weiterlas. »Oh, Leute, hört mal, was da gerade für ein Artikel in der Schülerzeitung erschienen ist: ›Hatchet Jack kehrt zurück‹.«
    »Lies vor!«, rief Gil.
    Ich räusperte mich und las: ›»Der Geist von Hatchet Jack ist ins Northelm-Internat zurückgekehrt. Wie der Schreiber dieser Zeilen erfuhr, wurde die Neuntklässlerin Evie O’Neal heute Morgen von ihrem Vater abgeholt, nachdem sie im Grundschulflügel vom allseits beliebten Schwarzen Mann der Schule, Hatchet Jack, bedroht worden war.
    Damit kehrt Jack nach zehn Jahren relativer Ruhe wieder in die Schule zurück. Die letzte denkwürdige Begegnung zwischen dem Hausgeist von Northelm und einem Schüler endete damit, dass Ricky Tamborne einen Nervenzusammenbruch erlitt und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden musste, nachdem er von dem dämonischen Geist bedrängt worden war. Der Schreiber dieser Zeilen ist überzeugt, dass der Grundschulflügel weniger dringend aufgemotzt als exorziert werden müsste.‹«
    »Na«, sagte Gil, »jetzt haben wir zumindest einen Namen.«
    Ich runzelte die Stirn und klappte den Laptop zu. »Irgendwie glaube ich nicht, dass ich mich friedlich mit diesem Mister Hackebeil einigen kann. Ich habe das dumpfe Gefühl, das wird kein leichter Auftrag.«
    »Welcher Auftrag ist schon leicht?«, fragte Gil.
    Schweigend fuhren wir weiter, bis Teeko gegen elf Uhr eine Ausfahrt nahm und uns zu einem wunderhübschen Hotel lotste. Wir checkten ein – wie abgesprochen. So müde ich war, das vergnügte Strahlen auf Gilleys Gesicht war nicht zu übersehen, als er den Schlüssel zu dem Zimmer entgegennahm, das er mit Doc Sahneschnitte teilen würde. Gil war bis über beide Ohren in den guten Doktor verknallt.
    Am nächsten Morgen verloren wir keine Zeit und waren schon früh bei den Autos. Teeko fragte, ob ich mit ihr fahren wolle, um ihr Gesellschaft zu leisten. Ich war einverstanden, stieg zu ihr in den Mercedes und winkte Steven und Gilley zu. Steven war leicht vergrätzt, weil ich nicht mit ihm fuhr.
    »Was geht zwischen euch eigentlich ab, hm?«, fragte Karen.
    »Ach … nichts«, sagte ich ein bisschen verschämt.
    Karens Blick verriet, dass sie mir das nicht abnahm.
    »He, wirklich. Wir sind nur Kollegen.«
    Das brachte mir noch einmal den gleichen Blick ein.
    Ich setzte meine unschuldigste Miene auf. »Da läuft nichts, glaub mir!«
    »Könntest du bitte mal in meinem Führerschein nachsehen?«, fragte sie. »Ich hab gerade das Gefühl, ich wäre erst seit gestern auf der Welt.«
    Da musste ich lachen. »Na gut. Okay, ich mag ihn.«
    »Aha.«
    »Und ich glaube, er mag mich auch.«
    »Verstehe.«
    »Und die Chemie zwischen uns stimmt.«
    Sie grinste. »Hatte ich noch gar nicht bemerkt.«
    »Aber wir haben … äh … noch nichts Konkretes deswegen unternommen«, stotterte ich und spürte, wie mir der Schweiß ausbrach.
    Sie warf mir einen kurzen, verwunderten Blick zu. »Warum nicht?«
    »Erstens, weil wir zusammenarbeiten«, sagte ich. »Und da Steven außerdem sozusagen unser Investor ist, wäre eine Romanze vielleicht ein bisschen verfänglich.«
    Karen lachte. »Ich hab in meinem Leben schon ein paar verfängliche Romanzen erlebt, und glaub mir, sie waren alle auf gute Art unvergesslich.«
    Ich verdrehte die Augen und versuchte den Spieß umzudrehen. »Hast du denn was von John gehört?« John Dodge war Karens Exfreund. Er spielte ganz oben in der Finanzliga mit und war schon das zweite Jahr in Folge zu einem der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher