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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht
Autoren: Victoria Laurie
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seine Cola jetzt offiziell zehn Minuten Verspätung. »Gil«, sagte ich sanft. »Fahr doch zum Imbiss und hol dir dein Frühstück.«
    Gil nickte nur kurz und eilte davon.
    »Was hat er denn?«, fragte Steven.
    »Er braucht um Punkt zehn seinen Koffeinschub. Wenn nicht, müssen wir es alle ausbaden.«
    deshalb so an dieser Routine klebte, weil der Bote so schnuckelig war. Dass dieser definitiv nicht schwul war, störte Gil nicht; er flirtete trotzdem mit ihm.
    Gil begann ungeduldig in meinem Büro hin- und herzustapfen, was furchtbar störend war, aber ich verkniff mir tunlichst, etwas dagegen zu sagen.
    »Doc ist ein hübscher Vogel!«, krähte mein Graupapagei. »Doc will Schokopops!«
    Ich lächelte während des Lesens in mich hinein. Doc hatte es drauf, die Spannung zu lockern. »Doc Sahneschnitte! Doc Sahneschnitte!«, krähte er aufgeregt.
    Ich hob den Blick und sah Doc an. »Ist er da?«
    Zur Antwort öffnete sich die Eingangstür unseres Büros, und aus dein Foyer ertönte ein »Guten Morgen!«.
    Gil ließ das Herumtigern und gab sich sichtlich Mühe, eine entspanntere Miene aufzusetzen. »Wir sind hier«, rief er.
    Rasch ließ ich meine Zeitschrift in einer Schublade verschwinden, zog meinen Laptop heran und legte die Finger auf die Tasten. Im nächsten Moment trat – über eins achtzig, dunkelhaarig und zum Anbeißen – Dr. Steven Sable durch die Tür, der dritte Partner unseres Geisterjäger-Unternehmens. »Hallo, Team«, sagte er mit seinem samtigen Bariton, der von einem spanisch-deutschen Akzent gefärbt war.
    »Morgen«, sagten Gil und ich im Chor.
    »Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass du heute Morgen kommst«, fügte ich hinzu. »Hast du nicht Vorlesungen?« Steven war im aktuellen Sommersemester, das gerade begonnen hatte, Gastdozent für kardiovaskuläre Thoraxchirurgie an der University of Massachusetts.
    »Die fallen aus. Im Hörsaal gab es einen Wasserrohrbruch. Er wurde überschwemmt, und die Verwaltung hat die Lehrveranstaltungen vorerst abgesagt.«
    »Es ist Juni«, wunderte sich Gil. »Wie kann im Juni ein Wasserrohr platzen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Steven und setzte sich mir gegenüber. Kurz sahen wir uns an, und es knisterte heftig.
    »Oh, der Verband ist ab«, sagte ich, als mir seine vernarbte, noch leicht geschwollene Hand auffiel. Bei einer unglücklich verlaufenen Geisterjagd vor einigen Wochen war er von einer Kugel getroffen worden.
    Steven drehte die Hand nach allen Seiten. »Ist so gut wie neu.«
    »Freut mich für dich«, sagte ich. »Und schön, dass du da bist, aber leider ist heute nicht viel los. Keine Geisterjagd in Sicht, fürchte ich.«
    »Keine neuen Fälle?«
    »Nicht ein einziger«, sagte Gil. »Scheint, als wäre gerade Flaute.«
    »Was ist mit den Hendersons?«, fragte Steven. Das war unser letzter Fall gewesen. »Hatten sie noch Probleme?«
    »Nein«, sagte ich. »Ach, Mrs Henderson hat uns zum Dank einen Obstkorb vorbeischicken lassen. Das Haus war jetzt zwei Wochen lang ganz friedlich.«
    »Also volle Hose«, sagte Steven. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass Englisch seine fünfte Sprache ist, und manchmal hapert es heftig.
    Ich schielte zu Gil hinüber und bemerkte, dass er angefangen hatte zu schwitzen. Der Wanduhr nach hatte seine Cola jetzt offiziell zehn Minuten Verspätung. »Gil«, sagte ich sanft. »Fahr doch zum Imbiss und hol dir dein Frühstück.«
    Gil nickte nur kurz und eilte davon.
    »Was hat er denn?«, fragte Steven.
    »Er braucht um Punkt zehn seinen Koffeinschub. Wenn nicht, müssen wir es alle ausbaden.«
    »Oh, dann haben wir ja ein paar Minuten für uns«, meinte er mit vielsagendem Blick.
    Ich verkrampfte mich. Als er aufstand und um den Schreibtisch herumkam, hob ich mahnend den Finger. »Aber, aber … Steven«, protestierte ich. Doch er drehte meinen Stuhl um hundertachtzig Grad und beugte sich über mich, bis seine Lippen dicht über meinen schwebten.
    »Wo ist das Problem, M. J.?«, fragte er. »Wir sind allein. Gilley holt sich seine Koffeinspritze, es sind keine Klienten da …«
    In diesem Moment hörten wir die Eingangstür.
    Steven seufzte und streifte ganz leicht meine Lippen. Dann richtete er sich auf und spähte ins Foyer.
    Ich rief: »Hallo?«
    »Es ist deine Freundin«, flüsterte Steven. »Die, bei der die Männer kollabieren.«
    Ich sah ihn ratlos an, aber dann war die Sache klar, denn Karen O’Neal betrat das Büro. Als Gilley sie damals kennenlernte, fand selbst er, dass sie umwerfend aussah – blond,
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