Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht
Autoren: Victoria Laurie
Vom Netzwerk:
ausgiebig die Augen und schüttelte den Kopf. »Und der kleine Tanz, den du jeden Morgen aufführst, bevor dein Bageltyp kommt, ist dann wohl deine Auffassung von Performance-Art, hmmm?«
    »Wenn wir dafür zehn Riesen in die Portokasse kriegen, können wir es nennen, wie s der gute Doktor will.«
    Ich sah ihn eindringlich an. »Gil.«
    »Hm?«
    »Gib das Geld zurück!«
    Gilley seufzte so abgrundtief verzweifelt, als hätte man ihm gerade gesagt, dass er unheilbar krank sei. »Naaaa guuuut«, sagte er und ging mit wütenden Schritten hinaus, um den Van weiter zu beladen.
    Später am Nachmittag waren wir dann unterwegs. Gil saß am Steuer und folgte Teekos Mercedes in geringem Abstand. Steven saß auf dem Beifahrersitz, ich hatte mich nach hinten verzogen und testete unsere Geräte.
    »Und wie macht sich die neue Wärmebildkamera?«, fragte Steven.
    »Sie ist einfach genial!« Ich hielt den Apparat hoch und blickte aufs Display. Das Gerät zeigte Temperaturunterschiede durch verschiedene Farben an. Anhand der Wärme oder Kälte, die sie abstrahlen, konnte man die Form von Menschen oder Gegenständen erkennen. Steven und Gilley leuchteten in verschiedenen Gelb- und Rottönen, ihre Kleidung hatte einen etwas kühleren Ton. »Ich liebe dieses Ding«, sagte ich und richtete es aufs Fenster. Die Landschaft entfaltete sich in kühlem Blau und Grün mit einem Hauch Gelb, aber ein Stück vor uns war direkt neben der Straße deutlich eine Person zu sehen, die ziellos auf und ab lief.
    Als wir daran vorbeikamen, senkte ich die Kamera und schaute, aber niemand war zu sehen. Hastig drehte ich mich um und hielt sie mir wieder vor die Augen. Als ich sie scharf gestellt hatte, konnte ich im Display den Umriss eines Menschen klar erkennen, aber körperlich war niemand dort.
    »Gilley!«, schrie ich. »Fahr rechts ran!«
    Gil trat hart auf die Bremse, und wir kamen leicht schleudernd auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Eines unserer Funkgeräte piepste, und Teekos Stimme fragte: »Was ist los?«
    »M.J. hat mich angeschrien, ich solle rechts ranfahren«, erklärte Gilley durchs Funkgerät.
    »Da hinten ist jemand«, sagte ich, während ich weiter das Wärmebildgerät hochhielt und die Gestalt am gegenüberliegenden Straßenrand beobachtete.
    »Wo?«, fragte Steven und spähte mit zusammengekniffenen Augen über die öde Landschaft.
    »Da.« Ich hielt das Gerät so, dass sie beide hindurchschauen konnten.
    »Wow«, sagte Gil.
    »Cool«, fügte Steven hinzu.
    Ich löste meinen Gurt. »Ich gehe jetzt hinüber.«
    »Warte, M.J.«, sagte Gil. »Es ist kaum Verkehr. Ich versuche mal ein Stück zurückzufahren.« Vorsichtig begann er auf dem Seitenstreifen rückwärtszufahren. Leider war genau das der Augenblick, wo ein Streifenwagen um die Kurve bog.
    »Mist«, sagten wir alle gleichzeitig.
    Das Funkgerät piepte wieder. »Ihr sitzt hochoffiziell in der Scheiße, Leute«, sagte Teeko. Wie auf Kommando ging das Blaulicht des Wagens an, und er stellte sich genau hinter uns auf den Seitenstreifen.
    »Na toll, jetzt steigt meine Versicherung!«, jammerte Gil und suchte in seiner Geldbörse nach Führerschein und Versicherungskarte.
    Ich blickte aus dem Fenster über den Highway hinweg und öffnete mich meinem sechsten Sinn. Als ich im Solarplexus ein leichtes Ziehen spürte, wusste ich, dass ein erster Kontakt zwischen mir und dem Geist hergestellt war. Er irrte orientierungslos im Kreis, und mich erreichte das vertraute Gefühl der Panik, das ich manchmal bei gestrandeten Seelen spüre. »Ich muss hin und ihm helfen.«
    »M. J.«, knurrte Gilley. »Du bleibst gefälligst hier, bis wir das mit der Polizei geklärt haben.«
    Ich reichte Gilley das Wärmebildgerät. »Aber er ist in Panik, Gil. Schau mal, wie er im Kreis läuft!«
    Gil hielt das Gerät in die Höhe. Im nächsten Moment wurde mir klar, was für eine bodenlose Dummheit ich begangen hatte. »Waffe fallen lassen!«, brüllte der Cop, der direkt vor dem Van stand, und hob seinen großen silberglänzenden Revolver.
    Gilley quiekte erschrocken und ließ das Gerät fallen. »Nicht schießen!«, jaulte er. »Nicht schießen!« Wir hoben alle drei die Hände.
    »Raus aus dem Wagen, einer nach dem anderen, und lassen Sie die Hände oben, wo ich sie sehen kann!«, befahl der Cop.
    »Der legt uns um!«, heulte Gilley.
    »Mach einfach, was er sagt, Gil«, sagte ich ruhig. »Das wird sich schon regeln, sobald ihm klar wird, dass wir unbewaffnet sind.«
    Zitternd wie Espenlaub öffnete Gilley
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher