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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Autoren: Daniel Fox
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dass sein Zusammenbruch letztlich durch Verrat von innen erfolgen würde. Li Ton konnte diesen Verrat anstoßen, den letzten Schlag auslösen, und darüber jubelte er; dieses Leuchtfeuer war nicht nur das Signal, die Invasion zu beginnen, es war sein eigenes zorniges Frohlocken, das zu den Sternen emporstrahlte.
    Sogar jetzt war er noch nicht fertig. Han hörte seine Stimme, irgendwo in den Schatten hinter ihm: »Ja, ruht euch jetzt aus. Seht euch den Sonnenaufgang an. Dann helft mir, das Abgeschnittene einzusammeln« – all das Grünzeug, die Blätter und Zweige, die sie vom frisch geschlagenen Holz abgestreift hatten – »und werft sie aufs Feuer. Wenn jetzt keiner mehr die Flamme sieht, werden wir ihnen Rauch schicken …«
     
    Also ließen sie, nachdem sie sich ausgeruht hatten, eine weiße Rauchsäule aufsteigen und immer höher in die ruhige Luft kriechen. Han konnte sie kaum sehen. Seine Welt bestand außen aus Schmerz, in der unbeholfenen Hülle, die sein Körper bildete, und innen aus Entsetzen; seine Augen, in denen sich Innen- und Außenwelt hätten verbinden sollen, waren ein zerbrochenes Tor.
    Tien flehte Li Ton an, ihnen zu gestatten, jetzt endlich aufzuhören, da sie doch sicher fertig wären; er sagte: »Du ja. Du kannst dich hinsetzen, nach Norden Ausschau
halten und rufen, wenn du etwas siehst. Aber den Jungen will ich haben. Hier.«
    Er saß auf dem großen Amboss der Schmiede, der nah genug am Leuchtfeuer stand, dass er sich sogar auf der Seite warm anfühlte, die nicht der Hitze zugewandt war. Li Ton hielt einen der alten Meißel der Schmiede in der Hand und schärfte die Schneide an einem Stein. Han ging hin, weil Tien ihn hinführte; er setzte sich auf den Boden, weil Tien ihn anstupste, das zu tun, den Rücken der Wärme und das Gesicht dem Meer zugewandt.
    Dann war Tien verschwunden. Er hatte nicht die Augen geschlossen, aber er hätte das ebenso gut tun können; sofern etwas sich nicht direkt vor ihm befand, konnte nichts aus der Außenwelt an der Drachin vorbeigelangen.
    Er hörte Li Tons Atem, spürte seine Bewegungen, bekam mit, wie eine große Hand über seine Schulter langte, um die Ketten hochzuziehen, die ihm am Hals hingen. Das schien sich jedoch alles losgelöst von ihm, in weiter Ferne, abzuspielen, als sei es eine Geschichte, die ihm jemand einmal erzählt hatte, über einen Jungen in Schwierigkeiten. Was unmittelbar und echt war, war der Kampf in seinem Kopf.
    Nur die Drachin kämpfte jetzt, reckte sich nach ihrer Freiheit; Han war zu betäubt von seiner Erschöpfung, um noch zu versuchen, sie zu bezwingen. Sie konnte in seinem Kopf niemandem schaden, nur ihm, und er glaubte nicht, dass sie ihn töten konnte. Das hieß – hätte heißen sollen -, dass diese Ketten halten würden.
Schwach, unzuverlässig, aber er glaubte, dass sie halten würden.
    Warum also kämpfen, wenn das nur dafür sorgte, dass er sich noch ausgelaugter fühlte? Sollte sie doch toben, sollte sie auftauchen, sollte sie Sturm und Wellen verursachen; irgendwann würde sie aufgeben, das musste sie.
    Das glaubte er.
    Li Ton sagte: »Lass deine Drachin noch einmal aufsteigen, Junge. Tu es für mich. Lass sie aus dem Meer aufsteigen, gleich hier, wo ich es sehen kann.«
    »Was? Nein …!«
    Das Brennen, als Li Tons Hand ihn am Ohr traf, half ihm, den Kopf ein wenig freizubekommen, ein heftiger kleiner Schmerz, der ihn ein Stückchen zurück in die Welt zog. Der große, pulsierende Schmerz in seiner verstümmelten Hand war etwas ganz anderes, das eher geneigt war, ihn aus der Welt zu stoßen.
    »Du vergisst, dass du mir gehörst, Junge. Du tust, was ich dir sage.«
    Nein. Nein, das tat er nicht. Nicht dies. Erstaunlicherweise fand er eine Möglichkeit, das zu sagen: »Ich gehöre der Shalla, nicht Euch.«
    »Und die Shalla gehört mir.« Seine Hand schlug wieder zu, fast willkommen. »Und deshalb gehörst auch du mir. Muss ich das noch einmal erklären?«
    »Tut sie das?«, fragte Han, beinahe erstaunt darüber, dass er willens war, mit dem Kapitän zu streiten, und völlig erstaunt, dass er dazu fähig war, während die Drachin in seinem Schädel tobte. »Wie ich gehört habe, wurde sie in die Flotte des Kaisers aufgenommen; der General
hat Euch stattdessen das Boot des Fischers anvertraut. Ich glaube nicht, dass ich Euch gehöre. Ich glaube, ich gehöre jetzt dem Kaiser.«
    »Das glaubst du also?«
    Diesmal hielt Li Tons Hand, als sie sich hob, den Meißel.
    Dennoch sah Han ihn mit seltsamer Überzeugung an.
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