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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Autoren: Daniel Fox
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»Ihr werdet mich nicht verletzen. Mein Leben gehört nicht mehr Euch – Ihr könnt nicht mehr darüber bestimmen.«
    »Die meisten Männer, die ich getötet habe, waren nicht meine Männer, Junge, und sie sind doch gestorben.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Das hatte er in der Tat gesehen: Auf dieser Insel, direkt hier vor der Schmiede, hatte er gesehen, wie Li Ton willkürlich Männer getötet hatte. »Aber ich habe zu Eurer Mannschaft gehört und für Euch gearbeitet, und ich glaube nicht, dass Ihr mich jetzt töten werdet. Welchen Sinn hätte das? Hier ist keine Schiffsladung Männer, die ihr beeindrucken oder disziplinieren müsst. Und wenn ich tot bin, verliert ihr jegliche Hoffnung auf die Drachin.«
    Oder ganz im Gegenteil: Die Drachin würde ihm sicher sein, aber nicht unter seiner Kontrolle, und das war alles, woran er interessiert war.
    »Nun, vielleicht kann ich einen anderen Weg finden, dich zu … überreden. Tien! Komm her!«
    Han wollte Nein, nicht, lauf weg! schreien. Aber natürlich kam sie, argwöhnisch und misstrauisch und todmüde, aber sie kam; und all ihre wachsame Nervosität
nützte ihr überhaupt nichts, weil Li Ton einfach einen langen Arm ausstreckte und sie am Haar packte. Und den Meißel an ihren statt an Hans Hals setzte und sagte: »Nun, Junge? Ruf deine Drachin hoch!«
    Noch immer rührte Han sich nicht; er kapitulierte auch nicht. Er sagte: »Tien zu töten steht Euch genauso wenig zu, wie mich zu töten. Auch sie gehört der Shalla.«
    »Und damit, wie du sagst, dem Kaiser. Dessen Feind ich bin und dessen Leute ich ohne Zögern vernichten werde. Aber ich sage ohnehin, dass das Unsinn ist: Die Shalla gehört mir, und so auch du und sie, und du wirst mir gehorchen, oder sie wird sterben. Ihr beiden glaubt, dass ihr einander gehört. Das ist nicht wahr, aber ich kann mich dessen dennoch bedienen. Ich will die Drachin aufsteigen sehen, dort draußen, jenseits der Felsen.«
    Han konnte sehen, wie sich die Last der Klinge in Tiens zarte Haut grub, gerade oberhalb der schmalen Blutgefäße ihrer Kehle; er konnte sehen, dass die Schneide schartig, aber tödlich scharf war; er konnte sehen, wie verzweifelt Tien stillhielt und dass das kaum einen Unterschied machte.
    Er konnte die Resignation in ihren Augen erkennen, als sie ihm stumm in die Augen sah. Sie wusste so gut wie er, was er als Nächstes tun würde. Was er zu tun versuchen würde.
    Wenn er versagte, wenn er für sein Versagen büßen musste – nun, sogar er wusste nicht, was er dann tun würde.
    Er sagte: »Ich weiß nicht, ob ich sie hochholen kann.
Alles, was wir getan haben, alles, was der Arzt mir beigebracht hat, und Suo Lung vor ihm« – bevor die Assassinen ihn getötet haben, weil er mich nicht zurücklassen wollte; bevor sie ihm die Kehle durchgeschnitten und ihn über Bord geworfen haben, ohne Sinn und Zweck, während Ihr bloß zugesehen habt -, »war darauf gerichtet, sie unten zu halten. Wenn sie aufsteigt, dann nur, um mich anzugreifen, in dem Versuch, sich zu befreien. Ich weiß nicht, wie ich sie aufstacheln kann; ich weiß nicht, ob ich es kann.«
    »Dann schlage ich vor, dass du es herausfindest«, sagte Li Ton. Seine Hand bewegte sich nicht; der Meißel lag starr wie ein Felsen an Tiens Hals. »Ich schlage vor, dass du es versuchst, immer wieder, und hoffst, Erfolg zu haben. Bald.«
     
    In Hans Kopf gab es einen Ort, an dem sie lauerte: die Dunkelheit, aus der sie hervorschoss, wenn sie aufstieg. Den Ort, an dem ihre Stimme ein spöttisches Flüstern war, wenn sie sprach. Wenn sie sich entschloss zu sprechen.
    Han hatte sie kaum jemals von sich aus angesprochen – er wäre nie darauf gekommen, sie anzustacheln, damit sie sich regte. Er hielt das für Wahnsinn. Ob es sein Wahnsinn war oder der Li Tons, war fraglich, aber er würde derjenige sein, der darunter zu leiden hatte. Anderenfalls würde aber Tien zu leiden haben, und so gab es wirklich keine Alternative.
    Ein anderer Junge – einer, der Li Ton nicht verstand oder dem Tien nichts bedeutete – hätte vielleicht versucht, nur so zu tun. Han nicht. Er wollte und konnte
nicht so leichtfertig mit dem Leben eines anderen Menschen spielen.
    Er griff in sich hinein, sandte sein Bewusstsein an den dunklen Ort in seinem Verstand und versuchte hineinzuspähen.
    Er dachte, er hätte gleich zu Beginn versagt, weil er sie dort nicht zu sich zurückstarren sah; keine großen, bösen Augen, die in der Dunkelheit leuchteten.
    Er rief dennoch nach ihr, um sich –
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