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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Autoren: Daniel Fox
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Aber dessen war Han sich schon vorher sicher gewesen. Gewöhnliche Banditen hätten sich eines Esels nicht so schnell entledigt.
    Sie schlachteten ihn gleich dort am steinigen Strand, zerhackten ihn grob und alberten höhnisch mit seinem Kopf herum. Ein Boot brachte mehr Männer an Land; das Gepäck wurde durchwühlt, während das Fleisch über einem hastig entzündeten Bambusfeuer briet. Han wurde betastet und herumgestoßen, geschlagen; man sprach über ihn, nicht mit ihm.
    Ein weiterer Plünderertrupp brachte noch einen Jungen und dazu drei Frauen, die weinten und mit Lumpen geknebelt waren. Der Junge – Yerli – wurde neben Han zu Boden geworfen und zischte ihm Fragen zu, bis sie beide durch Tritte zum Schweigen gebracht wurden. Han beobachtete die Männer, lauschte ihren Gesprächen und versuchte zu verstehen, warum er hier war – und jetzt auch Yerli.
    Wozu die Frauen dienen sollten, war von Anfang an klar gewesen, und die Piraten machten keinen Versuch, es zu verhehlen. Sie aßen, starrten die Frauen lüstern an,
gaben sich dem Glücksspiel hin und stritten miteinander; vor allem, so dachte Han, warteten sie. Wie er, wie der Junge neben ihm, wie auch die Frauen, an denen herumgefummelt wurde, ohne dass etwas Schlimmeres geschehen war. Bisher.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang erschien der Kapitän, breitschultrig und untersetzt, graubärtig trotz seines Berufs, der nichts für alte Leute war. Er sah auf die Jungen hinab und lächelte dünn.
    »Zwei also? Wir wollen nur einen. Einer wird Gehorsam lernen, und es wird ihn ein oder zwei Finger kosten; zwei Jungen auf einmal bilden nur einen Unruheherd. Nun ja. Sie können darum kämpfen, hm? Jungs? Einer von euch kann morgen früh einer von uns sein, als Besatzungsmitglied markiert.« Er streckte die Hand aus, zog den nächstbesten Mann heran und zeigte ihnen den schweren Eisenring, den er im linken Ohr trug. »Für die Shalla markiert«, er drehte den Ring zwischen den Fingern, sodass die untergehende Sonne die Kratzer im Metall hervorhob, »nicht für mich. Wenn es denn einen Unterschied macht und einer von euch lesen kann.«
    »Ich kann lesen, Herr.« Zu seiner eigenen Überraschung war es Han, der sprach; er kämpfte sich unbeholfen auf die Knie. »Und auch schreiben.«
    Der Kapitän lachte bellend. »Das ist keine Voraussetzung, Junge. Meine Mannschaft vertraut auf mein Wort, dass ihre Marken sie an mein Schiff binden. Das kannst auch du tun – oder dein kleiner Freund hier.« Seine Stiefelspitze bohrte sich in Yerlis Rippen. »Oder kannst du auch lesen? Das würde mich erstaunen!«

    »Ich kann in die Zukunft sehen«, sagte Yerli. »Mein Herr, den Eure Männer getötet haben, war Magier. Er hat mich unterrichtet.«
    Die Männer flüsterten untereinander. Ein Magierwelpe? Es lohnt sich, ihn zu behalten … zu verkaufen … wir sollten ihn töten, tut’s jetzt gleich!
    »Kannst du Zaubersprüche wirken?«, fragte der Kapitän. An seinem Gesicht war nicht im Geringsten zu erkennen, wie die richtige Antwort lautete – was dazu führen würde, ob man behalten, verkauft oder getötet wurde.
    »Nein, Herr. Aber ich kann Euch zeigen, was ich sehe – und ich kann einen Teil dessen sehen, was vor Euch liegt, wohin Euer Blut Euch führen wird.«
    Der Kapitän brummte und wandte sich ab. »Lasst ihn gefesselt. Ich entscheide, wo unsere Zukunft liegt. Und auch seine. Ein Messer für beide, dann werden wir noch vor dem Morgen einen Jungen haben. Gart dieses Fleisch und bringt alles an Bord. Die Tide ist am Kenterpunkt; ich will bis Sonnenuntergang weit genug draußen sein, falls der Wind sich dreht. Nach Einbruch der Dunkelheit, Jungs – nach dem Essen. Dann werdet ihr euren Kampf bekommen.«
     
    Sie brachten die Frauen als Erste an Bord, gefesselt und geknebelt. Wenigstens eine hatte noch etwas Kampfgeist und versuchte, einen Mann mit einem Tritt aus dem Boot zu befördern; so, wie der Mann sie im Gegenzug mit seinem Bambusstab traktierte, bereute sie es wahrscheinlich.

    Er führte denselben langen Bambusstab, mit dem das Boot zur Dschunke und wieder zurück gestakt wurde, noch einer weiteren Verwendung zu, als die Jungen an der Reihe waren. Die Hälfte seiner Zähne war ihm mit demselben mächtigen Hieb irgendeiner Waffe ausgeschlagen worden, der seine Lippen zu einem Narbenmuster entstellt hatte. Er grinste sie mit seinen Zahnlücken an, während sie am Boden des Boots lagen, und nuschelte: »Jungs müssen nicht lesen. Jungs schrubben und nähen und schleppen
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