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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Autoren: Daniel Fox
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Wasser. Und kämpfen, wenn man es ihnen befiehlt. Und versuchen, dem Kapitän zu gefallen. Hier ist unser letzter Schiffsjunge, seht ihr?«
    Damit streckte er den langen Bambusstab aus und stieß etwas Schwarzes an, das an einer Kette vom Vordersteven hing, halb über dem Wasser, halb darin. Ein Fliegenschwarm stob auseinander. Was die Fliegen verhüllt hatten, musste einmal ein an die Kette gefesselter Junge gewesen sein. Sein Gesicht war schwärzlich leer, und Han konnte nicht feststellen, ob er die Augen verloren hatte, bevor oder nachdem er an die Kette gelegt worden war.
    Von den Hüften an abwärts – unterhalb der Wasseroberfläche – war er kaum mehr als ein halber Junge, so viel von ihm war schon aufgefressen worden. Seine Beine waren nur noch Knochen, die von Fleisch- und Sehnenfetzen zusammengehalten wurden.
    »Er hat an der Kette noch drei Tage gelebt«, sagte Halbmaul. »Der Kapitän hat ihn jeden Tag hochziehen lassen, um nachzusehen. Gestern war er dann tot, also sind wir an Land gegangen, um euch zu holen. Einen von
euch. Du« – er stieß mit dem Stab nach Yerli – »sagst mir die Zukunft voraus. Bevor ihr kämpft.«
    »Ich brauche dein Blut dazu«, sagte Yerli. Halbmaul zischte und versetzte ihm noch einen Stoß, bevor er ins Welldeck der Dschunke stakte.
     
    Der Nebel holte sie nach Sonnenuntergang ein und ließ Haut und Seele erschauern. Zu der Zeit saßen die Jungen schon ungefesselt und mehr oder minder unbeobachtet in einem Winkel des Vorderdecks. Man hatte ihnen sogar etwas zu essen gegeben, einen Klumpen halb verbrannten, halb rohen Eselsfleisches, auf dem sie Bissen für Bissen herumkauten.
    »Wenn du in die Zukunft sehen kannst«, murmelte Han, »warum bist du dann hier?« Warum hatte er zugelassen, dass er in einen Hinterhalt geraten und sein Herr erschlagen worden war?
    »Meine eigene kann ich nicht sehen«, kam es leise zurück. »Es ist immer die anderer Leute. Und man braucht Blut dazu.«
    Dann sieh in meine. Sieh, wer von uns gewinnt. Ich werde mir auf die Lippe beißen …
    Doch er biss sich nur auf die Lippen, um nichts zu sagen. Wie konnten sie kämpfen, wenn sie im Voraus wussten, wer gewinnen würde? Und wenn sie nicht kämpften, würden diese Männer sie alle beide töten. Das war offensichtlich. Der Kampf diente zugleich als Prüfung und zur Unterhaltung.
    Dennoch redeten sie jetzt miteinander und konnten schlecht damit aufhören.

    »Wenn dein Herr solch ein Magier war, wie konnten gewöhnliche Piraten ihn töten?«
    Zur Antwort bekam er ein Prusten, beinahe ein lautes Auflachen. »Rafen war kein Magier.«
    »Aber du hast doch gesagt …«
    »Ja, und er hat es auch gesagt. Er war ein Scharlatan, ein Betrüger. Er hat den Einfältigen das Geld abgeschwindelt.«
    »Du hast gesagt, er hätte dich unterrichtet.«
    »Ich habe gelogen. Er hat mich gefunden. Da war er schon ein Schwindler, aber ein schlechter. Ich habe ihn erst zu einem guten gemacht.«
    »Weil du ein besserer Schwindler bist?«
    »Nein. Weil ich kein Schwindler bin. Pssst …«
     
    Die Frauen bekamen nicht die Gelegenheit zu kämpfen. Jede einzelne von ihnen schrie für eine Weile. So viel drang aus dem Bauch der Dschunke hervor, in den die Männer sie geschleppt hatten.
    Eine nach der anderen wurden sie nach einer Weile an Deck gebracht und über Bord geworfen.
    Zumindest die letzte war noch am Leben. Han nahm an, dass sie diejenige gewesen war, die vorhin um sich getreten hatte, und hätte gern Beifall geklatscht. Jetzt wehrte sie sich wieder, als sie den Nebel sah; sie flehte darum, getötet zu werden, bevor man sie der See übergab.
    Die Männer beachteten sie nicht, warfen sie wie ihre unglücklichen Schwestern über Bord.
    Sie schrie vor Angst, die ganze Zeit, bis sie klatschend
aufschlug. Han konnte hören, wie der Nebel sie umfing, wie er ihre Stimme trank – und wohl auch ihre Angst.
    Er nahm an, dass sie sich weder vor dem Sturz noch vor dem Wasser so sehr fürchtete. Auch nicht vor dem Sterben. Es war das, was zwischen Diesseits und Jenseits lag – das, was in dem Zögern zwischen dem letzten Atemzug und dem Ende lauerte.
    Die Drachin, dachte er. Die Drachin in Ketten.
     
    Han und Yerli. Und ein Messer.
    Und ein Seil, um sicherzustellen, dass sie gegeneinander antraten und kämpften.
    Die Männer räumten das Welldeck leer, hoben Taurollen, Fässer voll Pökelfleisch und Spaltholz daraus hervor. Sie bauten einen Kampfring, eine Arena für das Blutvergießen.
    Dann warfen sie die Jungen hinein, so
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