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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Autoren: Daniel Fox
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Andeutung
von Licht unter ihm: einen Reichtum von Farben, an einem einzigen Punkt vereint.
    Nicht an einem Punkt. An einem Brennpunkt. Größer, als er wirkte, und alles an sich ziehend, alles, das fiel …
    Nicht glänzend, nichts Helles: All seine Helligkeit war nach innen gekehrt, und er schien nur zur glänzen, weil die Dunkelheit, in der er lag, so intensiv war. Er schimmerte wie ein Kohlehaufen in der Nacht, wie ein Juwel im Schlamm; all sein Licht und all seine Farben waren verwaschen, gedämpft und uneindeutig.
    All ihr Licht, all ihre Farben.
    Sieh, was ich sehe.
    Was er sah, was Han sah: Sie sahen eine Drachin.
    Sie sahen sie, die Drachin-in-Ketten, wie sie auf dem Meeresgrund ausgestreckt lag, angekettet in der Meerenge, die ihr Königreich war, seit langem eine Gefangene des Kaiserreichs. In ihrem eigenen, trüben, nackten Licht konnten sie die Ketten sehen, die sie an den Felsen fesselten. Überkrustet und verrostet, großartige Werkstücke aus Zaubersprüchen und Eisen – wenn sie nicht ganz aus Zauber bestanden und nur die Form von Ketten anzunehmen schienen, so wie auch sie vielleicht ganz aus Zauber bestand und nur Drachengestalt zu haben schien.
    Keiner der beiden Jungen konnte genug sehen, um das zu beurteilen. Han sah nur, was Yerli sah, und Yerlis Sehen hatte nun ein Ende, da er auf sie zustürzte, sich dem schenkte, wovor er am meisten Angst gehabt hatte.
    Öffnete sie am Ende, ganz zum Schluss, das Maul, um ihn zu verschlingen? Oder war es nur ein Auge?

3
    W enn sie atmete, beschlug der Spiegel der Welt. Es geschah stets zu Sonnenuntergang, an den Abenden, an denen das Meer freundlich und ruhig dalag und in der späten, tief stehenden Sonne wie Messing glänzte, glatt wie ein Spiegel; in den Nächten, in denen kaum eine Brise wehte und die Männer mit besonderem Eifer fischten. Bis sie dann atmete. Ihr Atem füllte die Meerenge: Salzige Luft, die auf einmal so nass wie das Meer war, sich perlengleich in den Augenbrauen alter Männer ablagerte, wie Regen von den Segeln tropfte, Kehlen und Lungen füllte und Stimmen ertränkte. Undurchsichtig wie Reiswasser, eiskalt wie Quellwasser lag der Nebel als dicke, weiße Steppdecke zwischen Dunkelheit und Dunkelheit, zwischen Meer und Himmel, ihren Geburtselementen. Man sagte, mehr könne sie jetzt nicht mehr tun, nur in einem tiefen Zug, der die ganze Nacht lang dauerte, ausatmen, um ihr Volk daran zu erinnern, wo sie lag, was auf ihr lastete und wie grausam sie gefesselt war.
    Der Nebel war dicht, aber launisch: Hier wurde er dünner, dort teilte er sich, waberte unvorhersehbar in Windböen,
die kein Segel auffangen konnte. Er war über alle Maßen gefährlich, verbarg Felsen, Untiefen und Strudel, stahl alle Zeichen – die Sterne, die Landmarken im Mondlicht, die Vogelschreie, die Wirbel der schlammigen Strömung -, an denen Menschen sich beim Navigieren orientieren konnten. Der Nebel lockte Boote in unsichere Gewässer, Männer in eine unsichere Zukunft. Er leckte an der Festigkeit des Landes, wandelbar und tödlich. Wie konnten ihre Leute umhin, sich an sie erinnert zu fühlen?
     
    Im Nebel war sogar das leuchtend rote Auge der Schmiede eine verschlafene Schliere. Sogar das Geräusch des kräftigen Hämmerns, der Arbeit des Mönchsschmieds, das der alte Yen normalerweise wie Glockenklang in seinen Knochen widerhallen fühlte, war flach und gedämpft und wurde von weißen, nassen Wänden zurückgeworfen; man konnte ihm nicht trauen.
    Die Schmiede war ein Leuchtfeuer, das Hämmern eine Garantie: Die Drachin war noch immer angekettet. Der Mönchsschmied arbeitete Tag und Nacht an seinen Feuern, um dieses Versprechen am Brennen zu halten. Tag und Nacht. Der alte Yen war dankbar dafür: Er hatte seinen Kindern und inzwischen auch seinem Enkelkind beigebracht, der Insel im Gegenzug etwas Angemessenes zu liefern. Fisch zum Dank.
    Allerdings nicht im Nebel. Nächte wie diese sorgten dafür, dass die Mönche bis morgen hungrig beten mussten. Schiffe waren in den gefährlichen Fahrrinnen rings um die Schmiede auf Grund gelaufen; kleinere Boote
waren zerschmettert worden und ganz gesunken. Natürlich waren auch Menschen gestorben.
    In Nächten wie dieser ließ er sich gelegentlich von den Gezeiten und der Strömung ganz über die Meerenge treiben. Er konnte seinen Fang am Kai von Santung ebenso gut verkaufen wie zu Hause; er konnte Neuigkeiten sammeln und sie mit zurücknehmen. Er konnte Fleisch, Stoff und Weihrauch kaufen. Er konnte beten und den Göttern
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