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Gesang der Rosen

Gesang der Rosen

Titel: Gesang der Rosen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen Arzt!«
    Der Gendarm gab dem Schmied und Gastwirt Tergnier einen Wink, den Unglücklichen, dessen Geist sich zu verwirren drohte, wegzubringen; doch erst, als sich auch der Abbé in die Bemühungen, die dazu nötig waren, einschaltete, waren sie von Erfolg gekrönt.
    »Warum trennt ihr mich von meinem Sohn? Wohin gehen wir?« fragte er auf der Treppe den Priester.
    »Wir holen gemeinsam einen Arzt.«
    Als man ihm oben eröffnete, daß dies keinen Sinn mehr habe, erinnerte sich der väterliche Instinkt des letzten Dienstes, der dem Sohne auf alle Fälle noch zu erweisen war.
    »Hochwürden«, sagte er mit versteinertem Gesicht. »André muß geistig umnachtet gewesen sein, als er das tat.«
    »Wahrscheinlich«, nickte der Abbé.
    »Nicht nur wahrscheinlich, Hochwürden, sondern mit hundertprozentiger Sicherheit! Und das enthebt ihn der Todsünde des Selbstmordes. Sie können ihm also das Sakrament der Letzten Ölung spenden.«
    Und so geschah es.
    *
    Nicht weit von Avignon breitet sich in den fruchtbaren Fluren der Provence das Städtchen Carpentras. Träumend liegen die grauen Häuser in der südlichen Sonne, träumend und weich ist der Gesang über den Feldern, und die Wolken ziehen am bestirnten Himmel der Unendlichkeit. Sie nehmen das Lied der Sehnsucht mit zum Throne des gnädigen Gottes und flüstern am Saum des Erhabenen von den Wünschen der Menschen.
    Und die Erde blüht, reift und bringt Frucht, und das Leben ist ewig und weit wie die Sehnsucht nach dem, was uns Erfüllung ist.

Kleines Nachwort
    Die Geschichte André Tornerres ist nicht allein das Produkt der Phantasie des Schriftstellers. Das Schicksal dieses jungen Genies – eines der größten Dichter, den unsere Menschheit vielleicht hervorgebracht hätte – wurde lediglich an andere Schauplätze verlegt, die Namen wurden geändert, die Zeit der Tragödie in die Neuzeit verlegt. Aber Glanz und Untergang dieses jungen Lebens sind wahr und gehören seit langem der Literaturgeschichte an.
    Es ist in Wahrheit das dichterisch gestaltete Schicksal des jungen englischen Poeten McPhaerson, der mit 16 Jahren Bardenlieder im Stile des verschollenen Dichters Ossian schrieb, die dann von namhaften Literaturkennern als ›echt‹ bezeichnet und dadurch in die Literatur aufgenommen wurden. Erst durch einen Zufall entdeckte man, daß es Dichtungen eines Zeitgenossen waren, Fälschungen eines jungen, früh vollendeten Genies. Als der Skandal bekannt wurde, verübte McPhaerson Selbstmord, aus Angst vor der Strafe und aus Scham über sein Tun. So verdarb eine der größten Hoffnungen der abendländischen Dichtung. Dieses erschütternde Schicksal stand Pate bei dem Roman ›Der Gesang der Rosen‹. Dichtung und Wahrheit verweben sich in ihm.
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