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Gesammelte Wanderabenteuer

Titel: Gesammelte Wanderabenteuer
Autoren: Manuel Andrack
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Scharfschützen. In Vossenack und anderen Hürtgenwald-Dörfern tobte fast ein halbes Jahr ein veritabler Partisanenkampf. Die Amerikaner verloren in der Schlacht im Hürtgenwald, bei der übrigens auch Herr Hemingway mitmischte, mehr Soldaten als im ganzen Vietnamkrieg zusammen. Es war die verlustreichste amerikanische Schlacht aller Zeiten. Ungefähr 45.000 amerikanische und 20.000 deutsche Soldaten kamen um. Meine Mutter war in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von meinem Großvater durch die Gefechtslinien hindurch nach Köln zurück gebracht worden.
     
    |29| Bis heute lehnen Sägewerke Holz aus dem Hürtgenwald ab – die Gefahr ist zu groß, dass in den Baumstämmen noch Granatsplitter stecken und die Sägemaschinen kaputtmachen.
    Weshalb man dort auch auf keinen Fall von den markierten Wanderwegen abweichen sollte. Auf »normalen« Wanderwegen gilt dies zum Schutz von Flora und Fauna. Im Hürtgenwald schützt man die eigene Gesundheit. Kein Mensch kann dafür bürgen, dass schon alle Minen und Bomben gefunden wurden.
     
    Nach meiner ersten Hürtgenwald-Wanderung 1997 wollte ich diesen Weg auch einmal mit meiner Mutter gehen. Als es 2000 endlich klappte, wurde es mehr als eine schöne Mutter-Sohn-Wanderung, es war eine Reise in ihre Vergangenheit. Eine Vater-Sohn-Wanderung stand immer noch aus.
    Zu seinem 67. Geburtstag schenkte ich meinem Vater ein Wander-Rundum-Erlebnis und entschied mich für den Lieserpfad. Obwohl er aus Trier stammt, war er dort noch nie gewandert. Ich war entsetzt: Mein eigener Vater kannte den schönsten Wanderweg der Welt nicht!
     
    Der Lieserpfad ist Teil des Hauptwanderwegs 3 des Eifelvereins. Der Hauptwanderweg 3, auch Erft-Lieser-Weg genannt, verläuft über 138 Kilometer von Euskirchen bis zum Dorf Lieser an der Mosel. Das schönste Stück dieses Weges befindet sich zwischen Daun und Manderscheid (Oberer Lieserpfad) und Manderscheid und Wittlich (Unterer Lieserpfad).
    Die Gesamtlänge zwischen Daun und Wittlich beträgt genau 40 Kilometer, was locker an einem Tag zu bewältigen |30| ist. Doch ich wollte meinen Vater nicht quälen, sodass wir beschlossen, den Weg in zwei Etappen zu gehen.
     
    Wir hatten die gemeinsame Wanderung schon zweimal verschoben. Beim ersten Termin war es zu regnerisch gewesen, den zweiten Termin musste ich absagen, da ich meinen Hochzeitstag nicht berücksichtigt hatte. Nun war es Anfang Juni, und der Wetterbericht hatte warmes bis heißes, sonniges Wetter vorhergesagt. Am liebsten hätte mein Vater auch diesen Termin verschoben, da er Hitze überhaupt nicht mag. Ich konnte ihn aber überzeugen, dass es in den Wäldern der Eifel angenehmer sein würde als in der schwülen Kölner Bucht.
    Um 11:20 Uhr trafen wir uns am Kölner Hauptbahnhof, um in den Eifel-Express Richtung Trier zu steigen. Mein Vater ist kein Frühaufsteher und lässt sich morgens nicht gerne hetzen. Darauf hatte ich selbstverständlich Rücksicht genommen, schließlich war die Wanderung ein Geburtstagsgeschenk.
    In Gerolstein stiegen wir um in den Bus Richtung Daun. Wir setzten uns auf die Bank vorne im Bus, hinter dem Fahrer, da mir beim Busfahren schnell übel wird. Ich war überrascht, wie höflich die einheimische Bevölkerung war. Jeder Fahrgast, egal ob jung oder alt, hat sich von uns und dem Fahrer beim Aussteigen verabschiedet. Nur in der Schweiz hatte ich bisher erlebt, dass man beim Aussteigen aus dem Bus »Ade« sagt.
    Der Bus hielt direkt neben der Dauner Sprudelwasser-Fabrik. Damit befanden wir uns mitten in der Vulkaneifel. Und nach kurzer Zeit sahen wir auch schon das Gemündener Maar. Ein Maar ist, vereinfacht gesagt, ein mit Wasser voll gelaufener Vulkantrichter. Die Maare |31| sind relativ jungen Datums. Vor 50 Millionen Jahren gab es schon einmal eine Vulkanismus-Phase, in der die höheren Eifelberge wie Hohe Acht und Nürburg entstanden sind. Die Maare dagegen sind ungefähr 13.000 Jahre alt, was bedeutet, dass die steinzeitlichen Eifelbewohner ihre Entstehung live miterleben konnten.
    Heute kann man im Gemündener Maar in einem sehr schönen Natur-Freibad schwimmen. Das Wasser ist tiefschwarz und selbst im Hochsommer eisig kalt. Und etwas unheimlich. Angeblich wimmelt es nur so von Leichen am mehrere hundert Meter tiefen Grund. Strömungen und plötzlich auftretende Strudel sollen vielen Schwimmern das Leben gekostet haben. Und außerdem ist schon das ein oder andere obskure, prähistorische Wassertier gesichtet worden.
    Am Gemündener Maar habe ich ein Foto von meinem
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