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Gerris Freunde als Detektive

Gerris Freunde als Detektive

Titel: Gerris Freunde als Detektive
Autoren: Tilde Michels
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es ihm.
    „Erstklassige Arbeit“, pries der Uhrenhändler.
    „Eine Sportuhr mit Sekundenzeiger. Das Datum kannst du auch darauf ablesen. Gefällt sie dir?“
    „Und ob“, sagte Gerri, „die ist Spitze.“
    „Dann probier sie doch einmal!“ Der Uhrenhändler griff nach Gerris Hand. „Keine Angst, ganz unverbindlich.“
    Und dann hatte Gerri die Uhr am Handgelenk und starrte sie an. „Das ist eine Uhr“, sagte er. „So eine hat nicht mal mein großer Bruder.“ Der Uhrenhändler kicherte. „Und dabei so preiswert.“
    „Preiswert?“ Gerri hörte nur halb, was der Uhrenhändler sagte. Er war ganz versunken in den Anblick der Uhr. Martin würde vielleicht Augen machen, wenn er mit der ankäme, und seine Freunde auch. Aber dann besann er sich, streifte die Uhr schnell wieder ab und legte sie auf den Wagen zurück.
    „Nein, nein, das geht natürlich gar nicht. — Ich kann sie ja nicht bezahlen.“
    „Was denn, was denn“, näselte der Uhrenhändler, „habe ich dir nicht gesagt, sie ist preiswert?“
    „Ja schon, aber schließlich kostet sie doch etwas, und ich habe keinen Pfennig mehr in der Sparbüchse. Vorige Woche habe ich sie ausgeleert. Wir brauchten nämlich Material für unser Modellflugzeug.“
    Gerri rechnet alle Ausgaben schnell noch einmal im Kopf durch, aber die Sparbüchse war und blieb leer. Er hatte nur noch 20 Pfennig für Milchholen und den Sonntagsfünfziger von Onkel Ohle. Und das brauchte er erst gar nicht zu sagen, dafür bekam er bestimmt keine Uhr. „Na, was ist?“ fragte der Uhrenhändler. „Es geht nicht. Ich habe kein Geld.“
    „Kein Geld? Hm.“ Der Uhrenhändler sah Gerri lauernd an. „Wer sagt denn, daß du mit Geld bezahlen sollst?“
    „Nicht mit Geld? — Ja, mit was denn sonst?“ rief Gerri.
    „Ich wüßte schon was“, sagte der Uhrenhändler.
    Gerri ließ die Uhr keinen Augenblick aus den Augen. Wenn er die wirklich bekommen könnte — und ohne Geld...
    „So sagen Sie doch, was Sie dafür haben wollen! — Vielleicht kann ich etwas für Sie arbeiten. Ein Jahr lang jeden Morgen die Frühstückssemmeln holen oder ihre Haustiere versorgen, wenn Sie unterwegs sind.“
    „Äh, dummes Zeug!“ Der Uhrenhändler winkte geringschätzig ab. „Ich habe keine Haustiere, und ich esse keine Semmeln zum Frühstück. — Ich will ein Geschäft mit dir machen. Ein regelrechtes Geschäft. Du sollst mir etwas verkaufen.“
    „Etwas verkaufen? Aber ich habe ja nichts.“
    Der Uhrenhändler warf Gerri einen scharfen Blick zu. „Sag mal, mein Söhnchen, wie kommt es eigentlich, daß du mitten in der Nacht im Schlafanzug durch die Gassen strolchst?“
    Jetzt lenkt er ab, dachte Gerri. „Was hat denn das damit zu tun? Sie wollten doch von dem Geschäft reden.“
    „Das gehört zur Sache! Also: Weshalb bist du nicht in deinem Bett?“
    Da sagte Gerri schnell: „Weil ich nicht schlafen wollte.“
    Der Uhrenhändler bekam ganz schmale Augen und ließ seine Zungenspitze von einem Mundwinkel zum anderen gleiten. „Ah“, schnarrte er, „du wolltest nicht schlafen. Großartig, einfach großartig! Du wolltest nicht schlafen. Du schläfst wohl nicht gern?“
    „Nein“, antwortete Gerri, und es war ihm wieder recht unheimlich.
    Aber der Uhrenhändler ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Er nahm die Uhr vom Wagen, wog sie in seiner Hand und sagte: „Wenn du nicht gern schläfst, dann machst du jetzt das beste Geschäft deines Lebens. Paß auf: Ich gebe dir die Uhr, und du verkaufst mir dafür — deinen Schlaf.“
    Gerri sah ihn verwirrt an. Bei dem stimmte es doch nicht! Oder vielleicht machte er sich lustig über ihn, weil er kein Geld hatte. Und als ob der Uhrenhändler Gerris Gedanken erraten hätte, sagte er: „Das ist kein Spaß. Das ist ein Geschäft, ein bitterernstes Geschäft — und außerdem ein Glück für dich.“
    Gerri war noch immer sehr betroffen. „Ja, aber“, sagte er, „man kann doch seinen Schlaf nicht verkaufen. Und was wollen Sie denn damit?“
    Der Uhrenhändler grinste. „Das ist so eine Schrulle von mir. Ich sammle allerlei merkwürdiges Zeug. Macht mir Spaß, ganz einfach Spaß.“ Und er ließ die Uhr sacht hin- und herpendeln.
    „Aber wenn ich müde werde?“ fragte Gerri.
    „Dummkopf! Wenn du mir deinen Schlaf verkaufst, dann wirst du auch nicht mehr müde.“
    Gerri bekam heiße Ohren vor Aufregung. Das war doch etwas! Dann würde er nicht mehr müde, dann brauchte er sich nicht mehr ins Bett schicken zu lassen, dann wäre er so wie die
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