Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gerris Freunde als Detektive

Gerris Freunde als Detektive

Titel: Gerris Freunde als Detektive
Autoren: Tilde Michels
Vom Netzwerk:
nicht mehr schlafen kann.“
    Und dann gab sie Gerri einen freundlichen kleinen Klaps und schob ihn zur Tür. „Gute Nacht, Junge, schlaf gut.“
    Gerri ließ seinen Kopf auf die Brust sinken, ganz tief, und kroch vergrämt die Treppe hinauf in sein Zimmer.

Ein unheimlicher Handel

    Gerri schlüpfte in sein Bett. Er hatte das Fenster weit aufgemacht, damit er den Mond noch ein bißchen anschauen konnte, und er lauschte auf die Geräusche, die heraufdrangen. Schritte klackten auf dem Pflaster, Stimmen kamen über den Platz vor seinem Haus, wurden deutlich und verloren sich wieder. — Jemand pfiff nach seinem Hund. — Ein Motor wurde angelassen, knatterte eine Weile, und dann hörte man das Fahrzeug davonfahren mit einem immer höher und ferner werdenden Summ ton.
    Gerri lag und lauschte.
    Die Uhr vom Schulhaus schlug. Gerri zählte mit: neun schlug sie. Gerri konnte nicht einschlafen. Er lag wach, dachte nach und wartete auf die Schläge der Uhr. Halb zehn — zehn — halb elf. Als Gerri elf zählte, war es draußen ganz still geworden. Lotte und Martin waren längst heimgekommen, und die Lichter in den Häusern gingen eines nach dem anderen aus.
    Gerri stieg aus dem Bett und lief ans Fenster. „Jetzt werde ich etwas unternehmen“, sagte er laut zu sich selbst. „Ich bin noch kein bißchen müde. Ich werde etwas unternehmen!“
    Und dann schwang sich Gerri aufs Fensterbrett und kletterte vorsichtig am Efeu hinab auf die Straße. — Kein Mensch weit und breit. Gerri holte tief Luft; er kam sich großartig vor, so spät in der Nacht allein auf der Gasse. Was waren die andern alle für Feiglinge und Muttersöhnchen! Ließen sich einfach ins Bett schicken.
    Gerri lief über den Platz vor seinem Haus. Erst über die Steinplatten, dann über das Stück mit magerem Rasen bis zu der alten Linde. Unter der Linde spielte Gerri mit seinen Freunden immer Schusser. Sie hatten dort eine kleine Zielgrube gescharrt; die sah jetzt aus wie ein tiefes Loch. Bei Nacht sah überhaupt alles ganz anders aus. Ein bißchen unheimlich, fand Gerri. Aber eine dunkle Straße ist noch gar nichts. Unheimlich wurde es erst, als Gerri einen fremden Mann auf sich zukommen sah. Ganz plötzlich hatte der sich aus dem Schatten der Häuser gelöst. Er trug einen weiten schwarzen Umhang und schob einen Karren vor sich her. Mit schlenkernden Bewegungen kam er näher. Dabei rief er: „Uhren, Uhren, kauft meine schönen Uhren, kauft euch die Zeit!“ Es war eigentlich kein richtiges Rufen, vielmehr ein leiser eindringlicher Singsang. „Uhren, Uhren, kauft meine schönen Uhren, kauft euch die Zeit!“
    Was war das? Wollte da wirklich jemand mitten in der Nacht Uhren verkaufen? Gerri drückte sich ganz dicht an den Lindenbaum. Seine Schlafanzughose schlotterte ein bißchen, weil ihm nämlich auch die Knie ein bißchen schlotterten.
    Der Fremde war wirklich unheimlich. Als er nähergekommen war, sah Gerri, daß er ein knochiges Gesicht hatte und wirres graues Haar, das ihm in Büscheln vom Kopf stand.

    Am liebsten hätte sich Gerri in sein Zimmer geflüchtet, aber es war zu spät; er kam nicht mehr ungesehen bis zum Haus. Der fremde Mann hatte ihn schon entdeckt. Er blieb stehen und lachte. Scheußlich hörte sich das an. Er lachte scheppernd und meckernd und stocherte mit seinem Zeigefinger nach Gerri.
    „Sieh mal an“, kicherte er, „ein Hemdenmatz! Komm nur her, Kleiner, kannst mein erster Kunde werden. Ist ja nicht viel los hier. Ein verteufelt verschlafenes Nest.“
    Gerri wagte keinen Schritt zu tun. Er stand wie angewurzelt am Lindenbaum. Aber der Fremde schob seinen Karren auf ihn zu und sagte ungeduldig: „Schau doch, schau! So etwas siehst du nicht alle Tage.“
    Da sah Gerri, daß auf dem Karren lauter Uhren lagen. Uhren in allen Formen und Größen. Ein Uhrenhändler war das also. Was wollte denn ein Uhrenhändler hier mitten in der Nacht? Gerri begriff überhaupt nichts mehr; die Kehle war ihm wie zugeschnürt.
    Aber der Uhrenhändler redete schon wieder auf ihn ein. Er nahm mit spitzen Fingern ein paar Uhren vom Wagen und hielt sie Gerri hin. „Da, die hier läuft garantiert acht Tage. — Hier ist eine, die ist wasserdicht, kannst du mit schwimmen gehen. — Na, und dann die . . Er hob eine Armbanduhr hoch und ließ sie im Mondlicht glänzen. „Siehst du? Edelstahl, Quarz-Automatik mit Leuchtzifferblatt.“
    Gerris Interesse erwachte. Er fühlte sich jetzt wieder ein bißchen sicherer auf den Beinen. „Donnerwetter“, entfuhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher