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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel
Autoren: Mary Stanton
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gemocht. Die Serie war mit Preisen und Auszeichnungen nur so überhäuft worden. »Craig Oliver, der auch darin mitgespielt hat, fand ich ganz toll. Als ich sechzehn war, hab ich heftig für ihn geschwärmt. Er ist zurzeit doch auch hier in der Stadt, nicht wahr?«
    »Der gute Craig«, säuselte Justine. »Wir kennen uns schon seit ewigen Zeiten. Ein charmanter Mann. Er war auch derjenige, der Phillip darauf aufmerksam gemacht hat, wie gut ich für die Rolle der Consuelo geeignet bin. Er spielt den O’Malley. Den Polizeilieutenant, der den Fall Haydee Quinn geknackt hat. Natürlich ist er ein guter Schauspieler, ein sehr guter sogar, obwohl er es nie ganz geschafft hat, den Ruhm zu erringen, der ihm für Bristol Blues seiner Ansicht nach zukam.« Sie sah Bree von der Seite an, formte die Hand so, als halte sie ein Glas, und führte sie zum Mund. »Und dann ist da natürlich auch noch der Alkohol.«
    »Das Trinken richtet viele gute Leute zugrunde«, stellte EB fest. »Sehr bedauerlich.«
    »Drogen sind aber noch schlimmer«, entgegnete Justine. »Ich könnte Ihnen da Geschichten erzählen …«
    Bree und EB schwiegen erwartungsvoll (wenn auch leicht schuldbewusst).
    »Tyra Steele«, verkündete Justine. »Und natürlich Hatch Lewis.«
    »Hu.« EB stieß den Atem aus. »Darüber kursieren ja zahlreiche Gerüchte. Hält sie die Dreharbeiten tatsächlich auf, wie in den Zeitungen behauptet wird? Und stimmt es, dass sie mit Hatch Lewis liiert ist? Hab lange niemanden gesehen, der so gut aussieht wie dieser junge Mann.«
    »Die einzige Liebesaffäre, die Hatch Lewis hat, ist die mit sich selbst«, sagte Justine darauf. »Und was Tyra angeht … tja! Marilyn hat sich mit Drogen zugrunde gerichtet, Judy ebenfalls, Liz beinahe.« Justine lehnte sich mit strenger Miene zurück. »Natürlich hat Tyra nicht deren Format. Ich habe Highschool-Cheerleaderinnen erlebt, die mehr Talent hatten als sie, und wenn Sie vielleicht meinen, ihr Körper sei ein Geschenk Gottes, dann kann ich Ihnen gerne die Namen ihrer Schönheitschirurgen nennen. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass sie gut beim Publikum ankommt, ja.« Justine schwieg verdrossen und trank einen weiteren Schluck Tee. »Dass sie die Haydee spielt, ist eine absolute Fehlentscheidung von Phillip. Laut Drehbuch ist Haydee bezaubernd. Verführerisch. Tyra ist doch nur billig. Was ihr sonstiges Verhalten angeht …« Justine verstummte und machte ein grimmiges Gesicht.
    »Aber sie ist sehr schön«, entgegnete Bree.
    Justine schien sich innerlich zusammenzureißen. »Dieser Ansicht ist offenbar auch Vincent White.« Justine sah erst Bree, dann EB an. »Einer der Produzenten. Der Mann hat viel Geld und wenig Verstand. Hat darauf bestanden, dass Tyra die Rolle bekommt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    EB kicherte. »Die Welt bleibt sich doch ewig gleich, nicht wahr?«
    Justine kniff die Augen zusammen. »Da haben Sie völlig recht, Mrs. Billingsley.« Ihre verkrümmte Hand zitterte, als sie die Teetasse auf Brees Schreibtisch stellte. Um das Zittern zu unterdrücken, packte sie ihr Handgelenk mit der anderen Hand, tat aber so, als blicke sie auf ihre Armbanduhr. »Du lieber Himmel! Ist es schon so spät? Wenn ich nicht in zwei Minuten am Set bin, wird mir Phillip den Hals umdrehen. Ich fürchte, ich muss sofort gehen.«
    »Natürlich.« Behutsam half Bree Justine beim Aufstehen. »Was Ihre rechtlichen Angelegenheiten betrifft, so werden wir die Änderungen in Ihrem Testament sofort vornehmen, Mrs. Coville.«
    »Justine, wenn ich bitten darf.«
    »Gern, Justine. Es dürfte nicht allzu lange dauern, Ihre Vermögenswerte auf den neuesten Stand zu bringen. Und was die neuen Nutznießer betrifft, da sind Sie sicher, ja?«
    »Absolut sicher«, antwortete Justine voller Entschiedenheit. »Dixie Bulloch war einfach wunderbar zu mir. Jeder Regisseur kann Ihnen bestätigen, dass ich großen Wert auf Hintergrundrecherchen lege. Und als ich an die Familie schrieb und um Informationen über Consuelo bat, hat Dixie sofort geantwortet. Deshalb ist es doch nur recht und billig, dass ich ihr ein bisschen was hinterlasse. Sie hat mir eine Brosche geliehen, die früher Consuelo gehört hat. Wenn ich echte Personen darstelle, hab ich immer gern etwas bei mir, das mir hilft, mit dem Wesen dieser Person in Verbindung zu treten. Dixie hat mir erzählt, ihre Großmutter habe die Brosche hoch geschätzt und sie ständig getragen, auch als sie starb. Es wurde sogar erwogen, sie damit zu begraben.
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