Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel
Autoren: Mary Stanton
Vom Netzwerk:
Aber glücklicherweise hat sich die Familie dann eines anderen besonnen! Wenn ich mich für die Aufnahmen ankleide, mache ich eine richtige Zeremonie daraus, die Brosche anzustecken. Dann spüre ich ihren Geist genau hier.« Sie presste die Hand gegen das Revers ihrer dunkelblauen Leinenjacke.
    EB reichte der Schauspielerin ihre marineblaue Handtasche, ihr spitzenbesetztes Taschentuch sowie einen sorgfältig zusammengerollten Regenschirm. »Fahren Sie jetzt direkt zum Set, Ms. Coville? Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?«
    »Unten müsste eigentlich der Mietwagen auf mich warten«, erwiderte Justine. »Und ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie Justine zu mir sagen würden, Mrs. Billingsley. Bei vielen großen Schauspielerinnen bedient man sich ja bloß des Vornamens. Sarah. Cher. Liza. Marilyn.«
    »Haydee«, fügte Bree lächelnd hinzu.
    Bestürzt riss Justine die Augen auf. »Oje. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Und wenn man bedenkt, was dem armen Ding widerfahren ist …« Sie tätschelte Bree den Arm. »Jedenfalls finde ich es sehr schön, dass Sie Richter Beauforts Kanzlei übernommen haben.« Sie bewegte ihre Lippen einmal kurz hin und her. »Befassen Sie sich eigentlich auch mit Immobilien, meine Liebe? Ich meine, sind Sie noch in anderen Rechtsbereichen tätig?«
    »Wir sind in allen Rechtsbereichen tätig«, erklärte EB. »Wir können Ihnen bei jedem Problem, das Sie haben, helfen.« Sie ging zur Bürotür und öffnete sie. »Jetzt, da wir das Büro hier eröffnet haben, sind wir bereit, Fälle jeglicher Art zu übernehmen, Mrs. Coville. Bitte empfehlen Sie uns an Ihre Freunde weiter.«
    »Das werde ich. Ich danke Ihnen beiden für Ihre Hilfe. Ach ja!« Sie reckte das Kinn hoch. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir die Unterlagen zum Set bringen könnten.«
    »Ich werde sie Ihnen per Boten zustellen lassen«, sagte EB, »falls Ms. Beaufort gerade bei Gericht ist oder einen Termin mit einem anderen Klienten hat. Wir bekommen ja ständig neue Aufträge, sodass man nie weiß, was der Tag bringt.«
    »Das trifft den Nagel auf den Kopf.« Justine geriet ein wenig ins Zittern und richtete den Blick auf den Fußboden. »Ich weiß auch nie, was der nächste Tag bringt.« Dann hob sie den Kopf. Offenbar hatte sie einen Entschluss gefasst. »Darf ich mich noch einmal setzen? Ich bin nicht ganz offen zu Ihnen gewesen.«
    »Oje«, sagte EB. »Seinem Rechtsanwalt gegenüber muss man aber immer ehrlich sein.«
    Bree wartete einen Moment, um dann mit sanfter Stimme zu fragen: »Gibt es noch etwas zu berichten?«
    »Möglicherweise. Ich weiß es nicht.« Sie strich sich mit der Hand über die Stirn und nahm auf der Stuhlkante Platz. »Wahrscheinlich ist es ganz belanglos. Aber ich hatte großes Vertrauen zu Ihrem Onkel. Und aus irgendeinem Grund scheine ich dieses Vertrauen auf Sie übertragen zu haben, junge Dame. Diese Änderungen in meinem Testament sind in keiner Weise wichtig, wie Ihnen schon klar geworden sein dürfte. Die hätte ich Ihnen ebenso gut telefonisch durchgeben können. Und da ich sehr beschäftigt bin, hätte ich das vermutlich auch getan. Aber es kann sein, dass ich Hilfe brauche. Nein. Ich brauche sogar ganz bestimmt Hilfe. Ich wollte Sie kennenlernen, um herauszufinden, wie verständnisvoll, wie einfühlsam Sie sind. Verstehen Sie, was ich meine?« Sie sah Bree mit unerwartet scharfem Blick an. »Hinter Ihrem Äußeren verbirgt sich ein harter Kern. Glauben Sie ja nicht, dass mir das entgangen ist. Sie hätten eine hervorragende Eleonore von Aquitanien abgegeben. Bloß dass Ihre Haarfarbe nicht stimmt. Sie hatte angeblich rotes Haar, kein silberblondes. Ich spreche natürlich vom Löwen im Winter . Eine meiner besten Darbietungen überhaupt.«
    Justine schwatzte, wie Bree begriff, nicht wirr daher, sondern zögerte lediglich, ein unangenehmes Thema zur Sprache zu bringen. »Danke für Ihren Vertrauensbeweis.« Bree vermied es bewusst, auf die Armbanduhr zu blicken. Wenn diese Unterredung noch länger dauerte, würde Antonia wahrscheinlich Gift und Galle spucken. Aber schließlich gab es zu Hause jede Menge Dinge, mit denen sie sich beschäftigen konnte. Zum Beispiel konnte sie mit Brees Hund Sascha spazieren gehen. Außerdem war Antonia mit der Wäsche dran. »Vielleicht sollten wir uns alle wieder hinsetzen, damit Sie uns erzählen können, was Sie auf dem Herzen haben.«
    Justine erhob sich. »Ich muss aufbrechen. Es ist nicht gut, wenn ich dem Set zu lange fernbleibe. Aber vorher will
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher