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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel
Autoren: Mary Stanton
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ich Ihnen noch Folgendes sagen: Jemand am Set versucht, mich zu töten. Ich will wissen, wer es ist. Und ich will wissen, warum.«

Vor Ghulen und Geistern, spinnbeinigen Monstern,
Die nächtens rumoren,
Beschütze uns, HERR.
    »Jemand versucht, Sie umzubringen? Dann werde ich natürlich selbst zum Set kommen«, sagte Bree alarmiert. »Wenn Sie möchten, kann ich Sie auch jetzt gleich begleiten.«
    »Setzen Sie sich erst einmal hin«, befahl EB, indem sie den Besucherstuhl neben ihren Schreibtisch stellte. »Brauche ich meinen Stenoblock, Ms. Beaufort? Um mir Notizen zu machen?«
    »Lärm und Getümmel«, murmelte Justine vor sich hin, um dann laut hinzuzufügen: »Keine Notizen, Mrs. Billingsley. Im Augenblick möchte ich nicht mehr dazu sagen, Bree. Und um Ihrer Frage zuvorzukommen: Nein, die Polizei will ich nicht einschalten.« Plötzlich sah sie so alt aus, wie sie wirklich war, und wirkte überdies äußerst erschöpft. »Um ehrlich zu sein … ich brauche diese Rolle. Sie sind wie alt? Fünfundzwanzig? Dreißig?«
    »Neunundzwanzig«, sagte Bree.
    »Dann haben Sie keinen Schimmer, wie man von anderen behandelt wird, wenn man ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Die Leute sprechen mit erhobener Stimme, als sei man taub. Ihr Blick gleitet über einen hinweg, wenn man sich in einer Gruppe befindet. Man wird behandelt wie ein Kind oder wie ein Schwachkopf. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Jedenfalls, stimmt am Set von Bitter Tide irgendetwas nicht.«
    Bree schwieg und wartete ab.
    Justine atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Verzeihen Sie. Aber ich habe Angst. In einer solchen Situation bin ich noch nie gewesen.«
    »Was auch immer dahinterstecken mag …«, setzte Bree an.
    Justine hob die Hand. »Bitte hören Sie mich erst mal an. Die Vorfälle, die mich beunruhigen, könnte man leicht als Einbildungen einer verschrobenen alten Dame abtun. Deshalb möchte ich, dass Sie zum Set kommen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Bree.
    »Sie scheinen mir geradeheraus und aufrichtig zu sein. Wenn Sie der Ansicht sind, dass ich mir Ghule und Geister einbilde, die gar nicht vorhanden sind, so werden Sie mir das nicht verschweigen.«
    »Gewiss nicht.«
    »Wenn Mrs. Billingsley also möglichst schnell die – zugegebenermaßen geringfügigen – Änderungen in meinem Testament vornehmen könnte, würde ich Sie heute Nachmittag am Set erwarten. Gegen drei Uhr.« Sie reckte das Kinn hoch, ließ den Blick langsam zwischen Bree und EB hin- und herwandern und verließ, die Tür energisch hinter sich schließend, das Büro.
    »Hm«, sagte EB, nachdem beide eine Zeitlang bestürzt geschwiegen hatten.
    »Eindrucksvoller Abgang …« Bree ließ sich auf den Besucherstuhl sinken. »Du liebe Zeit!«
    EB nahm Bree den Block aus der Hand, auf dem diese die Änderungen notiert hatte, die in Justines Testament vorzunehmen waren, und setzte sich an ihren Schreibtisch.
    »Finden Sie nicht, dass wir mit ihr nach unten fahren sollten?«, fragte Bree. »Um uns zu vergewissern, dass der Mietwagen wirklich da ist, meine ich.«
    EB sah Bree über den Rand ihrer Lesebrille hinweg an. »Diese alte Dame kann sehr gut auf sich selbst aufpassen. Sie haben doch gehört, was sie gesagt hat. Sie will zwar Hilfe haben, aber zu ihren eigenen Bedingungen. Und die hat sie uns aufs Auge gedrückt, genauso wie Joe Stalin, der damals in Jalta Roosevelt untergebuttert hat.«
    Bree sah EB erstaunt an.
    »In meinem Abendschulkurs sind wir gerade beim Zweiten Weltkrieg«, erklärte EB. »Jetzt sollten Sie aber zum Lunch nach Hause gehen, während ich die Sache mit dem Testament erledige. Antonia hat schon zweimal gemailt und gefragt, wo Sie bleiben. Je früher ich damit fertig werde, desto früher können wir auch in Augenschein nehmen, was da am Set los ist. Dieser Job ist wirklich interessant! Nun machen Sie schon, Bree. Gehen Sie was essen. Sonst werden Sie noch so dünn wie eine Zaunlatte.«
    »Essen«, verkündete Payton McAllister, als er die Tür aufstieß und ins Büro trat. »Genau deshalb bin ich vorbeigekommen. Kann doch nicht zulassen, dass du die Proportionen einer Zaunlatte annimmst, Bree.«
    Bree musterte ihn mit eisigem Blick. »Sieh da, sieh da. Payton die Ratte.«
    Im dritten Stock des Gebäudes in der Bay Street befand sich eine Zweigstelle der Kanzlei Stubblefield, Marwick, für die Payton arbeitete. Bree war sich nicht sicher, wen sie mehr verachtete: Payton mit seinem durchtrainierten
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