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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen
Autoren: Christina Dodd
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hineinsehen konnte. Tante Cecily war nirgendwo zu sehen, aber die Tür des Wagens stand offen und war unbeaufsichtigt. Hope fragte sich zynisch, ob Tante Cecily überhaupt je ausgestiegen war oder ob der ganze Auftritt eine reine Farce war, die Sarah, Madam Nainci und Cecily sich ausgedacht hatten. Aber Hope würde nicht frierend hier herumstehen und sich wundern. Also glitt sie auf den lederbezogenen Sitz und atmete tief die warme Luft. Im
Wageninneren war es düster, aber Hope machte deutlich zwei Umrisse aus. Zwei Frauen. Tante Cecily und … wer?
    »Machen Sie die Tür zu, Liebes, es ist kalt«, sagte Tante Cecily.
    Hope schloss die Tür, die Verriegelung klickte, und der Wagen rollte langsam über die Bordsteinkante. Tante Cecily schaltete die Innenbeleuchtung ein, und Hope sah eine zweite Dame, etwa im gleichen Alter wie Cecily, aber sonst hätten die beiden nicht unterschiedlicher sein können, abgesehen von der Art, wie sie Hope ansahen. Ihre Augen zuckten hin und her wie bei Adlern, die ihre nächste Mahlzeit taxieren.
    Tante Cecily hielt einen Gehstock in der Hand. »Hope, das ist Mrs. Givens, Zacks Mutter.«
    »Sie dürfen Gladys zu mir sagen«, sagte Mrs. Givens. Ihr langes Haar war hellbraun gefärbt und im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Ihr Make-up war perfekt, die Kleider geschmackvoll, die Wangen zart und rundlich und ihr Hals ein wenig faltig. Sie roch nach Geld, nach altem Geld, und sie machte Hope eine Höllenangst.
    »Danke, Madam.« Hope ignorierte die beiden, während sie ihren Schal abwickelte. Sie hatten sie geholt. Sollten sie doch für die Unterhaltung sorgen.
    Tante Cecily führte den ersten Angriff. »Ich nehme an, Sie wissen, dass mein Neffe sich Ihretwegen vor Gram verzehrt.«
    »Solange er den passenden Wein dazu trinkt, wird es schon nicht so schlimm sein«, schnappte Hope zurück.
    Tante Cecily zeigte schöne weiße Zähne, war aber keineswegs belustigt. »Sein Sie nicht anmaßend, junge Frau.«
    »Jetzt, aber.« Mrs. Givens tätschelte Cecilys Hand. »Wir dürfen Hope keine Angst machen. Ich bin sicher, es war nicht ihre Absicht, ihn hoffnungslos verliebt zu machen,
um ihn dann beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten fallen zu lassen.«
    »Hoffnungslos?«, stotterte Hope. »Fallen lassen? Liebe ?«
    Liebe? Wo kam die denn plötzlich her? »Er hat mich angelogen. Er hat mich in der fundamentalsten Sache belogen, die es in einer Freundschaft gibt. Er hat mir vorgelogen, jemand anderes zu sein.«
    »Ich bitte Sie, meine Liebe«, sagte Mrs. Givens. »So wie ich es verstanden habe, hat er nicht wirklich gelogen. Sondern Sie haben, weil er am Telefon so freundlich war, angenommen, dass es sich nicht um Zachariah Givens handeln kann, und er hat Ihnen, aus einem Anflug von Ärger heraus, gestattet, bei dieser Annahme zu bleiben. Das war nicht nett, aber nett war Ihre snobistische Vorstellung, dass reiche Leute immer unfreundlich seien, auch nicht.«
    »Snobistisch? Ich bin nicht snobistisch, ich bin-«
    » Voreingenommen passt vielleicht besser«, sagte Tante Cecily.
    Ihr Tonfall ließ Hope innehalten, aber sie war noch nicht bereit, den Rückzug anzutreten. »Wenn ich voreingenommen bin, dann aus gutem Grund.«
    »Die meisten voreingenommenen Menschen behaupten, aus gutem Grund voreingenommen zu sein.« Tante Cecily pochte mit ihrem Stock auf den Boden. »Ich bin voreingenommen gegen Leute, die so tun, als flösse in ihren Adern die Milch der frommen Denkungsart, und die dann mich und meine Familie hartherzig nennen, weil wir so geschmacklos sind, reich zu sein.« Sie legte die verkrüppelte Hand auf Mrs. Givens’ Schulter und fragte: »Sieht diese Frau etwa hartherzig aus?
    »Sie beide sehen für mich ein bisschen machiavellistisch aus«, murmelte Hope.

    Tante Cecily lehnte sich in ihren Sitz zurück, und obwohl das Licht trüb war, hätte Hope schwören können, dass die beiden einander zulächelten.
    Aber Mrs. Givens ließ Hope keine Zeit zum Grübeln. »Was mich angeht, ich bin von Zachariah sehr enttäuscht.«
    Hope versuchte krampfhaft, nicht zu lachen. Zachariah? Das gefiel ihm, jede Wette.
    Mrs. Givens fuhr fort: »Er hätte jede Verwirrung über seine Identität nach einer Sekunde aus der Welt schaffen müssen.«
    »Ich bitte dich, Gladys!«, sagte Tante Cecily. »Wenn jemand dich anriefe und dich ohne jeden Grund für eine Schurkin hielte, wärst du nicht auch versucht, den Anrufer hinters Licht zu führen?«
    »Ich habe dem Jungen die Windeln gewechselt, und glaube mir,
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