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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lady April
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unangenehmer überrascht, als sie .ihm
enthüllte, daß sie ungeachtet ihrer großen Jugend bereits eine, wie sie
versicherte, unsterbliche Liebe für einen jungen Mann gefaßt hatte. Jeremy
Allandale war ein äußerst respektabler junger Mann, und doch konnte man ihn, obwohl
er gute Beziehungen hatte, nicht als wünschenswerten Gatten für eine Lady
Letitia Merion betrachten. Er gehörte dem Stab des Außenamtes an, und wenn
seine Aussichten auch als günstig zu bezeichnen waren, lebte er derzeit in
recht beschränkten Verhältnissen. Da seine verwitwete Mutter weit davon
entfernt war, vermögend zu sein, betrachtete er sich in weitgehendstem Maße
verantwortlich, für die Erziehung seiner jüngeren Brüder und Schwestern zu
sorgen. Der Earl hielt dies für einen glücklichen Umstand, denn es war deutlich
zu erkennen – obwohl sich der junge Mann mit vollendetem Anstand benahm –, daß
er in Letty sterblich verliebt war; und auf Lettys Takt konnte man sich nach
Ansicht ihres Bruders in keiner Weise verlassen. Sie wäre absolut fähig, wenn
es ihr nur gelänge, das Verfügungsrecht über ihr Vermögen zu erlangen, ihren
Herzensfreund dazu zu überreden, mit ihr durchzubrennen. Wie die Dinge aber
lagen, war er völlig außerstande, sie zu erhalten, so daß diese Möglichkeit
unwahrscheinlich war. Mr. Allandale erhielt zwar wenig Ermutigung, am Grosvenor
Square Besuch zu machen, aber der Earl hatte entweder aus Weisheit oder aus
tiefer Abneigung, den Tyrannen zu spielen, seiner Schwester nie verboten,
einen normalen gesellschaftlichen Verkehr mit ihm aufrechtzuerhalten. Sie hatte
keinen Tadel zu gewärtigen, wenn sie Mr. Allandale zwei Tänze schenkte; doch
Nell wußte sehr genau, daß sie es unter der nachlässigen Beaufsichtigung ihrer
Tante dabei nicht bewenden lassen würde. Sie erriet aus der Bereitwilligkeit,
mit welcher Letty ihren eigenen Wunsch, diesen Abend zu Hause zu bleiben,
unterstützte, daß Mr. Allandale sich gleichfalls im Almack einfinden werde. Sie
schüttelte ihre Schwermut daher sogleich ab und erklärte, Letty
selbstverständlich zu begleiten.
    Mr.
Allandale hatte sich in der Tat im Almack eingefunden, und Nell fragte sich zum
fünfzigstenmal, aus welchem Grund sich Letty in ihn verliebt hatte. Er war zwar
ein gutgewachsener junger Mann und sah sogar recht gut aus: aber seine Manieren
waren viel zu steif und formell, um angenehm zu wirken, und seine Konversation
war eher gewunden und mühsam als amüsant. Er war zweifellos zuverlässig. Nell
fand ihn überaus öde, und Mr. Felix Hethersett, der kein Blatt vor den Mund
nahm, sagte: «Der Bursche ist sterbenslangweilig, glaube nicht, daß sich die
Affäre halten wird.»
    «Nein»,
pflichtete ihm Nell bei, «doch ich muß zugeben, Letty hat die größte Beständigkeit
bewiesen, obwohl man ihr, seitdem sie eingeführt wurde, heftig den Hof machte.
Ich riskierte es einmal, Cardross darauf hinzuweisen, daß es schließlich keine
so ganz unmögliche Heirat wäre, aber – aber er kann sich damit nicht abfinden
und sagte bloß, wenn sie ein paar Jahre älter ist und noch immer derselben
Ansicht, würde er Mr. Allandale nicht unfreundlich empfangen.»
    «Sich
derart wegzuwerfen», sagte Mr. Hethersett mißbilligend. «Verwünscht, Cousine,
sie ist ein recht einnehmendes kleines Ding! Und außerdem eine reiche Erbin.
Es wäre keineswegs unverständlich», fügte er hinzu, als ihm etwas Neues
einfiel, «wenn Sie wünschen würden, sie wohlbehalten an jemanden gebunden zu
wissen. Glaube, sie ist eine teuflische Belastung.»
    «O nein,
das ist sie nicht», sagte Nell ziemlich gekränkt. «Wie können Sie nur
annehmen, daß ich sie loswerden wollte! Ich bin nur zu glücklich, sie um mich
zu haben.»
    Sehr
betreten bat er um Vergebung. Ungeachtet seiner früheren Kritik an ihrer
Familie gehörte er zu ihren getreuesten Bewunderern, und man betrachtete ihn
allgemein als ihren bevorzugtesten Cicisbeo. Sie hatte noch andere und weit
blendendere Bewunderer, aber er war unleugbar ihr Günstling; ein Umstand,
welcher den Weltläufigen ein Rätsel blieb. Denn sie hätten sich's nie träumen
lassen, daß die junge Gräfin keinen Geschmack an leichtfertigen Tändeleien fand
und Mr. Hethersett nur zulächelte, weil er Mylords Cousin war. Sie behandelte
ihn kaum anders als ihren Bruder, eine Tatsache, die ihm ausgezeichnet zusagte,
da er in Wirklichkeit kein komme ä femmes war, sondern sich dem Hofstaat
einer Dame von Rang und Schönheit nur zugesellte, weil es zum
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