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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lady April
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mit Groll voneinander. Und wenn wir uns
heute in Ge sellschaft treffen, so geschieht es mit dem gleichgültigen
Vergnügen, das man empfindet, wenn man eine alte Bekannte trifft. Nell, vom
ersten Augenblick, in dem ich dich sah, besaßest du mein ganzes Herz. Das ist
die Wahrheit.»
    «Dysart
sagte es mir. Er sagte auch, daß alle es wissen.»
    «Ich ziehe
deinen Bruder meiner Schwester bei weitem vor. Aber warum, mein törichter
kleiner Liebling, wurdest du dann beständig kälter gegen mich?»
    Sie sah ihm
wieder ins Antlitz. «Ja, weißt du, ich schuldete der Lavalle mehr als
dreihundert Pfund. Wie konnte ich mich denn anders verhalten, bevor diese
schreckliche Schuld beglichen war? Mit meinem schlechten Gewissen konnte ich
dir nicht sagen, daß ich dich von allem Anfang an fast schmerzhaft liebte. Denn
wenn du entdeckt hättest, daß ich Schulden habe, hättest du mir niemals
geglaubt. Aber, Giles, bitte glaub mir, es ist wirklich wahr!»
    Farley, der
die Bibliothek in diesem Augenblick leise betrat, sah, daß seine Herrin unter
einem Schauer glühender Küsse fast erstickt wurde. Geistesgegenwärtig und
völlig geräuschlos trat er unverzüglich in die Halle zurück. Dort wartete er
einige Minuten. Hierauf betrat er, nachdem er ein wenig an der Türschnalle
herumgetastet hatte, zum zweiten mal die Bibliothek. Mylord war vor dem über
dem Kamin befindlichen Spiegel nachdenklich mit dem raffinierten Arrangement
seiner Krawatte beschäftigt. Und Mylady, deren Löckchen ein wenig in Unordnung
geraten waren, die aber sonst ein Vorbild vornehmsten Dekorums war, saß in
einem großen Fauteuil. «Ich weiß nicht, wie das möglich war, Mylord», sagte sie
obenhin, in etwas gedehnter Sprechweise, «aber heute haben wir keine Gäste.
Daher habe ich auch keine Extragedecke auflegen lassen.»
    «Warum,
meine Liebe, teiltest du mir diesen Umstand nicht schon früher mit?» fragte
Mylord vorwurfsvoll. «Ich hätte mich angelegentlich bemüht, deinen Bruder und
seinen liebenswürdigen Freund zu überreden, uns das Vergnügen ihrer
Gesellschaft zu schenken.»
    «Ja,
tatsächlich. Wie – wie dumm von mir», sagte Mylady mit wahrhaft
bewunderungswürdiger Beherrschung ihrer Stimme.
    «Und
natürlich auch Allandale», fuhr Mylord unbarmherzig fort, «im Falle die
Konversation ins Stocken geraten wäre.»
    Schmerzlich
berührt, Mylord bei einem solch krassen Mangel an Ritterlichkeit zu ertappen,
kam Farley seiner schwergeprüften Herrin zu Hilfe und bereitete dieser Szene
mit einigen ebenso würdevollen wie gutgewählten Worten ein Ende.
    «Das
Souper, Mylady, ist serviert!» kündigte er an.
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