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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Lady April
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Er
zog ein Paket aus der Tasche, legte es auf den Tisch und sagte: «Das ist die
Summe, welche sie für das Halsband erhielt, Mylord. Wäre ich dazu imstande
gewesen, dann hätte ich mein äußerstes getan, um das Halsband selbst
wiederzuerlangen. Doch es lag nicht in meiner Macht. Es stand mir auch nicht
frei, mich zu dem Juwelier zu begeben, dem sie es verkaufte. Ich werde mir aber
gestatten, Eurer Lordschaft die Adresse zu geben ...»
    «Ich möchte
Sie diesbezüglich beruhigen», unterbrach ihn Cardross. «Der Juwelier brachte es
mir heute zurück, und ich habe es ihm bereits abgekauft.»
    «Sir, Sie
nehmen eine Zentnerlast von meinem Herzen», sagte Mr. Allendale feierlich.
    «Ja, das
glaube ich», stimmte ihm Cardross zu. «Ich wäre aber sehr dankbar, wollten Sie
meine Neugierde stillen. Haben Sie wegen der Entdeckung, daß Ihre Braut das
Halsband gestohlen hat, Ihre Flucht nach Gretna Green aufgegeben? In welchem
Stadium Ihrer Reise begannen Sie die Rückfahrt?»
    «Es
handelte sich um keine Flucht, Mylord.»
    «Nein,
natürlich nicht», sagte Nell. «Aber ... wohin sind Sie denn gefahren, Mr.
Allandale?»
    «Ich
gestehe, mich einer Irreführung schuldig gemacht zu haben», sagte er bedächtig.
«Ich hoffe, ich brauche Ihnen nicht erst zu versichern, daß ich gegen ein
derartiges Vorgehen den äußersten Widerwillen empfand. Jemanden zu täuschen,
der mir so teuer ist, und noch dazu jemanden, der in meine Integrität so
unumschränktes Vertrauen setzte, war mir schmerzlicher, als ich zu beschreiben
vermag. Doch als ich erkannte, daß kein Zureden der Welt es zuwege brächte,
meinen Liebling dazu zu bewegen, nach Hause zurückzukehren, und als ich sie in
so unvorstellbarem Schmerz und in so grenzenloser Verzweiflung sehen mußte ...»
    «Ja, schon
gut, ich kenne Letty, wenn sie hysterische Anfälle hat», sagte Cardross. «Sie
brauchen mir diese Szene nicht zu beschreiben. Ich bedaure Sie aufrichtig. Und
was taten Sie hierauf?»
    «Da ich
fürchten mußte, sie könnte ihrem Leben ein Ende bereiten, wenn ich sie zwingen
würde, nach Hause zurückzukehren, stimmte ich zu, mit ihr an die Grenze zu
fliehen», sagte Mr. Allandale. «Sie glaubte, wir befänden uns auf dem Weg zur
Nordgrenze – doch das war ein Irrtum. Denn ich fuhr mit ihr nicht nach Gretna
Green, sondern nach Wimbledon.»
    Einen
Moment schwiegen alle erstaunt. «Nach Wimbledon!» rief Cardross mit bebender
Stimme. «Ich hoffe, Sie hatten einen stichhaltigen Grund für diese Wahl.»
    «Den hatte
er ganz bestimmt», rief Nell und beschenkte Mr. Allandale mit einem herzlichen
Lächeln. «Sie meinen, Sie brachten Letty in das Haus Ihrer Mutter? Wie klug von
Ihnen!»
    Er
verbeugte sich. «Ma'am, es schien mir der einzige Weg zu sein, der mir
offenstand. Ich kann dem Urteil meiner Mutter vollstes Vertrauen schenken,
denn sie besitzt nicht nur einen überlegenen Verstand – einen Geist
überragender Art –, sondern ihre feste, jedoch liebevolle Erziehungsmethode war
bei meinen Schwestern so erfolgreich, daß es mich zu der Hoffnung berechtigte,
ihr Einfluß würde auch bei meinem Liebling den Sieg davontragen.»
    «Und wir
bemerken, daß dem so war», sagte Cardross. «Mein lieber Allandale, warum hatte
ich nicht längst den Vorzug, Ihre Mutter kennenzulernen?»
    «Am
liebsten möchte ich dich umbringen», rief Letty mit erstickter Stimme.
    «Sir, meine
Mutter geht selten in Gesellschaft», sagte Mr. Allandale steif.
    «Ich hoffe
aber, sie könnte dennoch überredet werden, mich zu empfangen.»
    «Ich vermag
Eure Lordschaft zu meinem Bedauern nicht zu verste hen», sagte Mr. Allandale,
noch steifer als zuvor. «Ich verstehe nur, daß Sie zu scherzen belieben.»
    «Nein, ich
scherze durchaus nicht», erwiderte Cardross. «Wollen Sie die Güte haben, mir in
aller Offenheit zu sagen, ob der Mangel an gutem Benehmen meiner Schwester,
ihre übertriebene Empfindlichkeit und die völlig skrupellosen Mittel, deren sie
sich ohne zu zögern bedient, um ihr Ziel zu erreichen, Sie nicht überzeugt
haben, daß sie total ungeeignet ist, Ihre Frau zu werden?»
    «Giles,
bitte nicht!» bat Nell, als Letty neuerlich in Tränen ausbrach.
    «Sir»,
sagte Mr. Allandale, der sehr blaß geworden war, doch mit Festigkeit Cardross'
Blick begegnete, «ich will nicht versuchen, ihre Fehler zu beschönigen, obwohl
ich auch dafür Entschuldigungen finden könnte, aber – ich liebe sie und werde
sie immer lieben, wie immer sie ist und was immer sie tut.»
    Letty sah
auf, ihre
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