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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Venetia und der Wuestling
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zu Bett gehen.»
    Dieses Programm war derart
verlockend, daß Mr. Hendred unterlag, wenn auch nicht ohne seinen Gastgeber zu
warnen, seine Nachgiebigkeit dürfe nicht so aufgefaßt werden, daß er einer Heirat
zustimmte, die er stark mißbillige, und noch viel weniger etwa so, daß er
bereit sei, sie auf welche Art auch immer zu fördern.
    Damerel nahm diese vernichtende
Ankündigung mit Gleichmut hin und läutete nach Marston. In diesem Augenblick
trat Aubrey ein, der in den Stallhof eingefahren war und das Haus durch eine
Seitentür betreten hatte. Er schaute leicht überrascht drein und sagte schon,
als er hereinkam: «Na, ich hab mich schon gewundert, mit wem zum Kuckuck du
gesprochen haben kannst, Jasper! How do you do, Sir? Na, mein Liebes,
und wie geht's dir? Ich bin froh, daß du gekommen bist – ich habe dich
vermißt.»
    Er hinkte quer durch das Zimmer zu
Venetia, während er noch sprach. Sehr gerührt von seiner Begrüßung, umarmte sie
ihn innig. «Und ich habe dich vermißt, Liebster – du weißt gar nicht, wie
sehr!»
    «Dummes!» sagte er mit seinem
schiefen Lächeln. «Warum hast du uns nicht verständigt, daß du auf dem Weg zu
uns warst? Was übrigens hat dich hergeführt?»
    «Ich werde dir sagen, was deine
Schwester hergeführt hat!» sagte Mr. Hendred. «Du bist in einem Alter, daß man
dich für fähig halten kann, dir eine Meinung zu bilden, und man sagt mir, man
halte deine Intelligenz für überragend. Vielleicht ist Venetia eher bereit, auf
dich zu hören, als auf mich. Laß mich dir sagen, junger Mann, daß sie ihre
Absicht kundgetan hat, einen Heiratsantrag von Lord Damerel anzunehmen!»
    «Oh, gut!» sagte Aubrey und sein
Gesicht strahlte auf. «Ich habe gehofft, daß du das tust, Liebste; Jasper ist
genau der richtige für dich! Außerdem, ich hab ihn gern. Ich kann dann meine
Ferien bei euch verbringen, und du weißt ja, Edward hätte ich nie ausstehen
können. Übrigens, ist er wirklich in London ewig dahergekommen, um dich zu
langweilen?»
    «Ist das alles, was du zu sagen
hast, Junge?!» fragte Mr. Hendred, verzeihlicherweise erzürnt. «Wünschst du
wirklich, daß deine einzige Schwester einen Mann von Lord Damerels Ruf
heiratet?»
    «Ja, ich hab ihr doch schon vor
einer Ewigkeit gesagt, sie soll das tun. Ich selbst habe mich nie viel um den
ganzen Klatsch über Jaspers Ruf gekümmert, und wenn es ihr nichts macht, warum
soll es dann mir etwas machen?»
    «Ich nehme an», sagte Mr. Hendred
bitter, «daß solche Gefühle von einem Jungen zu erwarten gewesen wären, der
keine Gewissensbisse hat, seiner Schwester derb unmoralische und undelikate
Geschichten zu erzählen!»
    Aubrey schaute erstaunt drein. «Was
zum Kuckuck hat sie gesagt, Sir?» erkundigte er sich. «Wenn sie heikle
Geschichten erzählt hat, dann muß sie sie von Jasper haben, denn Edward würde
ihr keine erzählen, und ich kenne überhaupt keine!»
    «Ödipus Rex doch, du Schaf!» sagte
Damerel.
    «Ach – Ödipus Rex? Ich kann mich
nicht erinnern, daß ich Venetia von ihm erzählt hätte, aber es kann durchaus
sein; doch den Werken Sophokles' Beiwörter wie < unmoralisch > und < undelikat > anzuhängen, ist jedenfalls das Schockierendste, was ich je
gehört habe – selbst von Edward!»
    In diesem Augenblick trat Marston
ein, der schon eine Weile an der Schwelle gestanden hatte. «Sie haben geläutet,
Mylord?»
    «Ja», sagte Damerel. «Wollen Sie Mr.
Hendred in sein Zimmer hinaufführen? Verlangen Sie von Marston alles, was Sie
eventuell brauchen, Sir – ich habe noch nie an ihm erlebt, daß er in Verlegenheit
geraten wäre, einen Ausweg zu finden!»
    Daher ließ es Mr. Hendred, nachdem
er der Gesellschaft grollend gute Nacht gewünscht hatte, zu, daß
er aus dem Zimmer geleitet wurde. Gerade als Marston seinem verärgerten
Schützling folgen wollte, sagte Damerel leise: «Marston!»
    Marston blieb stehen. «Mylord?»
    Damerel grinste ihn an. «Wünsch mit
Glück!»
    Marstons sonst so unbewegtes Gesicht
wurde weich. «Wenn ich darf, Mylord, wünsche ich Ihnen beiden Glück. Ich möchte
gern sagen, daß es auch andere gibt, die mit Ihnen zusammen glücklich sein
werden.»
    «Himmel – ich hätte euch
wahrscheinlich auch Glück wünschen sollen, nicht?» sagte Aubrey, als sich die
Tür hinter dem Kammerdiener geschlossen hatte. «Natürlich tu ich's – aber das
wißt ihr ja ohnehin, ohne daß ich es erst sagen muß! Na, ich glaube, ich geh
auch zu Bett – ich bin schläfrig.»
    «Aubrey, warte noch
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