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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Venetia und der Wuestling
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zu leben,
solange ich mag – und mit Sir Lamberts vollster Billigung! Ich gestehe, es ist
doch eine große Versuchung für mich. Weißt du, ich wollte doch immer schon so
schrecklich gern reisen, und Mama spricht davon, im Frühling nach Italien zu
fahren. Italien! Ich glaube nicht, daß ich widerstehen kann!»
    «Venetia, du trägst viel zu dick
auf!» unterbrach er sie unhöflich. «Ich kenne deine Mama! Die würde dich
ebensowenig einladen, ständig in ihrem Palais zu leben, wie sie sich die
Augenbrauen abrasieren würde!»
    Auf diese Ungläubigkeit durchaus
vorbereitet, sagte Venetia bekümmert: «O nein, Damerel! Glaubst du, sie hat es
doch nicht wirklich ernst gemeint?»
    «Ich glaube, sie hat nicht einmal im
Traum daran gedacht, dich zu einem Besuch bei sich einzuladen, mein Liebstes!»
    «Aber sie hat's!» versicherte ihm
Venetia. «Es war, weil ich ihr von meinem Plan erzählte, Aubrey das Haus zu
führen. Sie war genauso entsetzt wie du und sagte, ich könnte mich ebensogut
gleich lebendig begraben lassen. Sie sagte, es ginge zwar nicht, daß ich mit
ihr in England lebte, aber die Leute im Ausland seien nicht so engherzig, so daß
– aber lies ihren Brief selbst!»
    Er schaute wie vom Donner gerührt
drein, als sie den Brief aus ihrem Retikül zog und ihn entfaltete. Er warf ihr
einen mißtrauischen Blick zu und senkte ihn dann auf Lady Steeples bezaubernd
geschriebenes Sendschreiben. Er las es mit tiefem Stirnrunzeln zweimal, bevor
er Venetia wieder ansah. Er war zwar immer noch mißtrauisch, aber sie merkte,
daß er doch erschüttert war. «Venetia, wie, zum Teufel, hast du sie dazu
überredet, das hier zu schreiben?» fragte er.
    «Nun, du siehst doch, was sie dazu
überredet hat, es zu schreiben!»
    «Das ist genau das, was ich nicht
sehe! Aurelia Steeple aufgeregt, weil du ihr erzählt hast – oh, um Himmels
willen, Venetia, verlange nicht von mir, daß ich diesen faulen Witz schlucke!
Ich weiß nicht, was du angestellt hast, aber wenn das kein Schwindel ist, hoffe
ich, du weißt, daß du dich auf keinen Fall dieser ménage anschließen
darfst!»
    Sie sagte entschuldigend: «Nein, ich
fürchte, das weiß ich nicht. Ich sehe ein, es wäre nicht klug, es zu tun, wenn
es mein Ehrgeiz wäre, eines dieser feinen Frauenzimmer zu werden, von denen meine
Tante behauptet, sie stünden in höchstem Ansehen – aber da dies nicht der Fall
ist ...»
    «Jetzt hör aber auf, wie der
Grünschnabel zu reden, der du bist!» sagte er streng. «Du weißt nichts von der
Welt der Steeples! Nun, ich aber kenne sie – kein Mensch besser als ich –, und
wenn ich glaubte, daß dies etwas anderes als ein Humb ...»
    Er hob den Finger, und auch sie
hörte das Geräusch: eine Kutsche näherte sich dem Haus. «Aubrey!» sagte
Damerel. Seine Augen kehrten zu ihrem Gesicht zurück. «Welchen Grund
beabsichtigst du ihm für deine Anwesenheit hier zu geben? Du wirst ihn doch
nicht mit dem hier ergötzen wollen!» Er reichte ihr Lady Steeples Brief zurück,
während er sprach.
    Sie wünschte Aubrey hundert Meilen
weg und hätte vor Ärger schreien können, antwortete jedoch mit geziemender
Ruhe: «Aber, mein lieber Freund, ich könnte doch einen solchen Schritt nicht
unternehmen, ohne zuerst zu erfahren, was seine Gefühle sind!»
    «Wenn das
alles ist ...»
    Sie lächelte. «Seine Gefühle,
Damerel, habe ich gesagt, nicht sei ne Meinung! Soweit ich ihn kenne, könnte
er durchaus lieber bei den Appersetts wohnen, als zu mir nach London ziehen.»
Sie lächelte unsicher. «Ich glaube, ich bin auch ihm nicht sehr nötig ...»,
sagte sie.
    Jetzt war er aufgesprungen, stand
vor ihr, packte ihre Handgelenke und riß sie fast von ihrem Stuhl hoch.
«Venetia, ich würde mein Leben dafür geben, dir Schmerz zu ersparen –
Enttäuschung –, alles das, was du nicht erkennst – wovon du keine Ahnung hast ...!
Mein Leben! Was für leeres, schwülstiges Zeug, so etwas zu sagen! Ich hätte
kaum auf etwas Wertloseres verfallen können, dir anzubieten!» sagte er bitter.
    In der Halle hörte man ein Murmeln,
Schritte näherten sich. «Verdammter Aubrey!» sagte Damerel leise und ließ
Venetias Handgelenke los.
    Aber es war nicht Aubrey. Imber riß
die Tür weit auf und verkündete mit einer Stimme wie beim Jüngsten Gericht:
«Mr. Hendred, Mylord!»

21
    Mr. Hendred trat ein. Er sah blaß, müde und
sehr zornig aus; und nachdem er Venetia einen kurzen Blick gegönnt hatte,
wandte er sich steif an Damerel. «Guten Abend! Erlauben Sie mir, um
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