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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Venetia und der Wuestling
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lassen, weil ich dich nicht für standesgemäß
hielt ...»
    «Aber das muß doch der Grund gewesen
sein!» wandte sie ein. «Ich weiß, du hast mich beschwindelt, damit ich glaube,
daß du es seist, der für mich nicht standesgemäß ist, und das war sehr lieb von dir und sah dir so sehr ähnlich,
mein lieber Freund – war aber vollkommen albern, da ich jetzt weiß, was für
eine entsetzlich unerwünschte Partie ich bin!»
    Er erhob
sich halb von seinem Stuhl. Sie dachte schon, er würde sie packen und wahrscheinlich
ordentlich schütteln, und wartete hoffnungsvoll. Aber er sank wieder in seinen
Stuhl zurück, und obwohl er sie weiterhin
unheilverkündend beäugte, sah sie, daß die Wut aus seinen Augen
verschwunden war. «Das glaubst du keineswegs, mein Mädchen», sagte er trocken.
«Ob es dir deine Tante – und es klingt mir ganz
danach, daß sie entschieden ein Kamel ist! – in den Kopf gesetzt
hat, die Scheidung deiner Eltern hätte dich zu einer unerwünschten Partie
gemacht, oder ob es ein Einfall ist, den du dir mir zuliebe
ausgeheckt hast, weiß ich nicht, aber jetzt darfst du mir einmal
zuhören – und mir glauben, daß ich die Wahrheit sage! Es gibt nicht einen Mann,
der es wert wäre, überhaupt ein Mann genannt zu
werden, der sich, sobald er dich kennenlernt und liebt, auch nur
einen Pfifferling um diesen schwülstigen Unsinn kümmern würde! Frage deinen
Onkel, wenn du glaubst, daß ich dich anlüge. Er
wird dir dasselbe sagen. Guter Gott, bildest du dir ein, daß sich
noch nie vorher ein Ehepaar hat scheiden lassen? jeder, der dich einen solchen
Unsinn reden hört, würde meinen, deine Mutter hätte
sich der Musselingesellschaft angeschlossen, statt daß sie seit fünfzehn Jahren
mit Steeple verheiratet ist!»
    «Nun, ich muß sagen, daß mir das
einen Stein von der Seele nimmt», sagte Venetia dankbar. «Und das bringt mich
zu dem Grund,
weswegen ich heimgekommen bin. Ich wußte doch, daß du imstande bist, mir einen Rat zu
geben! Natürlich ist Aubrey die Hauptperson, die ich fragen muß, aber er ist
nicht alt genug, mich zu beraten. Damerel, ich
habe einen Antrag bekommen und bin nicht ganz sicher, ob ich
ihn annehmen soll oder nicht. Er ist nicht ganz das, was ich mir wünsche, aber
ich glaube, ich würde ihn doch dem Alleinsein
vorziehen – mein Leben zu verschwenden, hast du das genannt –, und vielleicht
hast du recht gehabt.»
    Er sagte hart und ziemlich hastig:
«Wenn dieser Antrag von Yardley kommt, kann ich dir keinen Rat geben! Ich hätte
gesagt – der letzte in der Welt, der – aber du weißt am besten, was dir paßt.»
    «Von Edward? Heiliger Himmel, nein!
Wie kannst du es nur für möglich halten, daß ich bei einem Antrag von ihm einen
Rat brauchen würde?»
    «Ich habe nicht – das heißt, ich
weiß, daß er dir nach London nachgereist ist. Er ist hergekommen, um es Aubrey
zu erzählen. Ich selbst habe ihn nicht gesehen.»
    «Er ist mir wirklich nach London
nachgefahren», stimmte ihm Venetia zu. Sie seufzte kummervoll. «Er hat sich
jedoch in meinem Charakter geirrt, und ich vermute, er ist gerade auf seinem
Weg zurück nach Netherfold. Er ist sehr deprimierend – aber er hat mich so gut
wie sitzenlassen! Vermutlich wird er um Clara Denny anhalten.»
    «Ist das ein weiterer Versuch, mich
zu beschwindeln?»
    «Nein, nein! Weißt du, ihm ist eine
Scheidung nicht egal, und obwohl er jahrelang gegen sein besseres Wissen
gekämpft hat, ist er seiner törichten Verblendung unterlegen, weil er glaubte,
daß hinter all meiner Leichtfertigkeit doch Takt verborgen liege ...»
    «Venetia!! Selbst ein Yardley könnte
unmöglich so reden!» protestierte er, und es zuckte um seine Lippen.
    Sie mußte einfach herauslachen.
«Aber er hat's, versichere ich dir! Er war stark der Meinung, daß ich meine
Mama schneiden sollte, weißt du, und – und er hat eine höchst unerklärliche Abneigung
gegen Sir Lambert gefaßt!»
    «So, hat er das, wirklich?» sagte
Damerel und betrachtete sie mit grimmigem Wohlwollen. «Lambert ist ein
unerträglicher Geck, aber was dich betrifft, schöne Qual ...!»
    «Nun, ich sehe nichts, was ich an
Sir Lambert auszusetzen hätte!» erklärte sie. «Warte nur, bis du erfährst, wie
schrecklich lieb er ist! Weißt du, der Antrag, von dem ich sprach, kam von
Mama!»
    «Was?!»
    «Kein Wunder, daß du erstaunt bist –
ich war es auch! Aber auch so schrecklich gerührt! Denke nur, Damerel! Sie lädt
mich ein, mit ihnen beiden nach Paris zurückzufahren und bei ihnen
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