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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer
Autoren: Venetia und der Wuestling
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einen
Augenblick!» bat Venetia. «Ich muß dir etwas sagen, und ich möchte das lieber
gleich tun. Ich hoffe, es macht dir nichts – ich glaube aber, es macht dir
ohnehin nichts: ich habe vor zwei Tagen entdeckt, daß Mama – nicht tot ist, wie
wir geglaubt haben.»
    «Nein, ich weiß, daß sie lebt»,
antwortete Aubrey. «Natürlich macht es mir nichts, Dummes! Warum sollte es denn
auch?»
    So gut sie ihn auch kannte, blieb
ihr doch der Atem stehen. «Aubrey! Willst du damit sagen – hat es dir Papa
gesagt?»
    «Nein – Conway.»
    «Conway?! Wann?»
    «Oh, als er das letzte Mal daheim
war! Knapp bevor er nach Belgien abreiste. Er sagte, ich sollte es wissen,
falls er fiele.»
    «Na, also etwas derart Schäbiges zu
tun!» rief sie empört. «Warum konnte er es nicht mir sagen? Wenn er es einem
Vierzehnjährigen sagen konnte ...!»
    «Ich weiß nicht. Ich nehme an, Papa
wäre bös gewesen, wenn er draufgekommen wäre, daß du es weißt. Jedenfalls
schärfte er mir ein, nicht davon zu sprechen.»
    «Und als Papa tot war ...? Warum ...»
    «Ich glaube, ich habe nicht daran
gedacht», antwortete er. «Na, und warum hätte ich es eigentlich sollen? Es hat
mich nicht besonders interessiert. Vermutlich hätte es mich das, wenn ich Mama
je gekannt hätte, aber zum Kuckuck, Venetia, man kann sich doch nicht für etwas
interessieren, das passierte, als man erst ein paar Monate alt war!» Er gähnte.
«Himmel, hab ich einen Schlaf! Nacht, Liebes! Nacht, Jasper!»
    Er hinkte hinaus, Venetia kehrte
zurück und sah, daß ihr Liebster sie mit liebevollem Spott ansah. «Laß dir das
eine Lehre sein, bewundernswerte Venetia!» sagte er. Er kam durch das Zimmer
auf sie zu und nahm sie in die Arme. Sie sträubte sich nicht, hielt ihn aber
ein bißchen von sich ab, die Hände gegen seine Brust gestemmt.
    «Damerel, ich muß dir etwas sagen!»
    Sein Lächeln verschwand; er schaute
forschend auf sie herunter. «Was denn, mein liebes Entzücken?» fragte er.
    «Es ist – weißt du, meine Tante
sagte, ich könnte mich dir nicht an den Hals werfen! Anscheinend konnte ich das
doch – und habe es ja wirklich getan. Aber als mein Onkel über deine Schulden
und über Apanagen und so zu reden anfing, sah ich plötzlich, wie recht sie
hatte! Oh, mein Liebster – mein wirklicher Freund! –, ich will nicht, daß du
mich heiratest, wenn du vielleicht lieber wirklich nicht verheiratet wärst!»
    «Dann bist du viel selbstloser als
ich, mein liebes Herz, denn ich will dich heiraten, was immer auch deine
Gefühle sein mögen!» antwortete er prompt. «Du magst vielleicht diesen Tag
einmal bereuen – ich könnte es nicht! Was ich bereue, kann ich nicht ungeschehen
machen, denn die Götter vernichten weder Raum noch Zeit, noch verwandeln sie
einen Mann, wie ich einer bin, in einen, der wert wäre, dein Gatte zu sein.»
    Sie umfing ihn fest. «Dummer – du
Dummer! Du weißt, ich habe meinen würdigen Freier todlangweilig gefunden, und
übrigens, siehst du denn nicht ein, Liebster, daß wir, wenn du nicht mit
dieser fetten Person davongelaufen wärst ...»
    «Sie war nicht fett!» protestierte
er.
    «Nein, damals nicht, aber jetzt ist
sie's! Nun, wenn du dich nicht so schlecht benommen hättest, dann würdest du
wahrscheinlich ein passendes Mädchen geheiratet haben und wärst jetzt auf Jahre
hinaus behaglich festgenagelt, mit einer Frau und sechs oder sieben Kindern!»
    «Nein, nicht mit Kindern! Die hätte
doch die Raupe gefressen», erinnerte er sie. «Ist Ihnen hingegen noch gar nicht
aufgefallen, Miss Lanyon, daß ich, obwohl ich schon zweimal knapp daran war,
noch immer nicht um Sie angehalten habe? Da wir nun vor einer Unterbrechung
sicher sind, wollen Sie mir die Ehre geben, Ma'am ...»
    «Sehr gut – ihr seid noch nicht zu
Bett gegangen», sagte Aubrey, der plötzlich wieder ins Zimmer trat. «Ich habe
gerade einen ganz ausgezeichneten Einfall gehabt!»
    «Das», sagte Damerel wütend, «ist
das dritte Mal, daß du hereinplatzt, gerade wenn ich deiner Schwester einen
Heiratsantrag machen will!»
    «Ich hätte geglaubt, daß du das
schon vor Stunden getan hast? Jedenfalls, es ist etwas Wichtiges: ihr könnt
eure Flitterwochen in Griechenland verbringen, und ich komme mit!»
    Venetia, immer noch in den Armen
Damerels, erstickte fast vor Lachen und drückte ihren Kopf an seine Schulter.
    «Griechenland, mitten im Winter? Das
tun wir auf keinen Fall!» sagte Damerel.
    «Aber warum so bald heiraten? Wenn
ihr euch auf ein Datum im Frühling
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