Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth
Autoren: Wer dem Tod geweiht
Vom Netzwerk:
mit Buntstiften. Ein Muster aus
Quadraten. Stoffmuster, vermutete er. Sie hatte ihren alten Traum also noch
nicht aufgegeben. Neben ihr im Gras lag Gordon Jossies Hund. Tess hob den Kopf
und legte ihn gleich wieder auf ihren Pfoten ab. Zweimal wedelte sie zur
Begrüßung mit dem Schwanz.
    Meredith
klappte ihren Zeichenblock zu und legte ihn weg.
    »Hallo,
Rob.« Als Cammie auf ihren Schoß klettern wollte, sagte sie: »Noch nicht, mein
Schatz. Das ist noch ein bisschen anstrengend für mich.« Sie rückte jedoch ein
bisschen und klopfte mit der Hand auf die Stelle neben sich.
    Cammie
schaffte es, sich in den schmalen Spalt zu quetschen. Meredith schaute Robbie
mit einem Zwinkern an und gab ihrer Tochter einen Kuss auf den Kopf. »Sie hat
sich große Sorgen gemacht«, sagte sie. »Ich war vorher noch nie in einem Krankenhaus,
und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.«
    Er fragte
sich, was man Merediths Tochter darüber erzählt hatte, was ihrer Mutter an
jenem Tag auf Gordon Jossies Koppel zugestoßen war. Wahrscheinlich sehr wenig.
Das brauchte sie nicht zu wissen.
    Mit einer
Kopfbewegung zu dem Golden Retriever hin fragte er: »Wie ist Tess bei dir
gelandet?«
    »Ich habe
Mum gebeten, sie herzuholen. Das arme Tier tat mir so leid. Ich konnte den
Gedanken nicht ertragen... na, du weißt schon.«
    »Ja. Das
war nett von dir, Merry.« Er sah sich um und entdeckte einen hölzernen
Klappstuhl, der am Schuppen lehnte. Er zeigte darauf und fragte Meredith: »Darf
ich...?«
    Sie
errötete. »Aber natürlich. Tut mir leid. Nimm doch Platz. Ich weiß gar nicht,
was ich... Wie schön, dich zu sehen, Rob. Ich freue mich, dass du gekommen
bist. Im Krankenhaus haben sie mir gesagt, dass du öfter angerufen hast.«
    »Ich wollte
wissen, wie's dir ging.«
    »Wie nett
von dir.« Sie berührte den Verband an ihrem Hals, zweifellos ein viel kleinerer
als der ursprüngliche. Es kam ihm vor wie eine unbewusste Geste, aber das war
sie anscheinend nicht, denn sie sagte mit einem humorlosen Lachen: »Wenn die
mir den abnehmen, seh ich bestimmt aus wie die Frau von Frankensteins
Monster.«
    »Wer ist
das?«, wollte Cammie wissen.
    »Frankenstein?
Ach, jemand aus einer Geschichte«, sagte Meredith.
    »Deine
Mummy meint, dass sie eine Narbe zurückbehalten wird«, erklärte Rob dem Kind.
»Dann sieht sie bestimmt ganz distinguiert aus.«
    »Was ist
distinguiert?«
    »Etwas, das
einen Menschen vom anderen unterscheidet«, sagte Robbie.
    »Ach so«,
sagte Cammie. »Wie bei dir. Einen, der aussieht wie du, hab ich noch nie
gesehen.«
    »Also
wirklich, Cammie«, schalt Meredith sie entgeistert und hielt ihrer Tochter den
Mund zu.
    »Ist schon
in Ordnung«, sagte Robbie, aber er spürte, dass er rot wurde. »Es ist ja nicht
so, als wüsste ich nicht...«
    »Aber
Mummy...« Cammie hatte sich aus dem Griff ihrer Mutter befreit. »Er sieht
wirklich komisch aus. Er...«
    »Camille!
Halt den Mund!«
    Schweigen.
In der Stille hörte man die Autos vor dem Haus vorbeifahren. Ein Hund bellte.
Tess hob den Kopf und knurrte. Ein Rasenmäher wurde angeworfen. Kindermund,
dachte Robbie niedergeschlagen, sagt doch immer die Wahrheit.
    Plötzlich
kam er sich völlig unförmig vor. Wie ein Stier mit zwei Köpfen. Er sah sich um
und fragte sich, wie lange er noch würde bleiben müssen, ohne dass es unhöflich
wirkte, wenn er sich verabschiedete.
    »Tut mir
leid, Rob«, sagte Meredith leise. »Sie denkt sich nichts dabei.«
    Er rang
sich ein Lächeln ab. »Na ja, schließlich hat sie nichts gesagt, was wir nicht
alle wussten, stimmt's, Cammie?«
    »Trotzdem«,
beharrte Meredith. »Du weißt, dass man so etwas nicht sagt, Cammie.«
    Cammie
schaute zuerst ihre Mutter, dann Rob an. Sie legte die Stirn in Falten. Dann
sagte sie in ganz vernünftigem Ton: »Aber ich hab noch nie einen mit Augen
gesehen, die verschiedene Farben haben. Du?«
    Meredith
öffnete den Mund. Machte ihn wieder zu. Dann lehnte sie den Kopf an. »Mein
Gott.« Sie sagte zu Cammie:
    »Erst ein
einziges Mal habe ich so etwas gesehen. Du hast völlig recht.« Sie wandte sich
ab.
    Zu seiner
großen Verblüffung sah Robbie, dass Meredith sich schämte. Aber nicht für ihre
Tochter, sondern für ihre eigene Reaktion, für das, was sie gedacht hatte.
Dabei hatte sie nur dieselben Schlussfolgerungen aus Cammies Worten gezogen
wie er: dass er hässlich war. Und sie alle drei wussten es, aber nur zwei von
ihnen hatten es eines Kommentars für wert befunden.
    Er
überlegte, wie er die Situation
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher