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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Polizei
durchgeführten Vernehmungen geht jedoch hervor, dass im ersten Stock des Hauses
der Familie Spargo ein Streit zwischen Richard und Pete entstanden war, nachdem
Letzterer das Bad nicht schnell genug frei gemacht hatte. Richard, größer und
kräftiger als sein fünfzehnjähriger Bruder, ging daraufhin brutal auf diesen
los. Der sechzehnjährige Doug eilte Pete zu Hilfe, woraufhin Pete und Richard
sich verbündeten und sich gemeinsam gegen Doug wendeten. Bis Sue schließlich
eingriff, hatte die Schlägerei sich bereits ins Untergeschoss verlagert. Als es
so aussah, als würde Sue unter Richards und Petes Fäuste geraten, versuchte der
zwölfjährige David, sie mit einem Fleischmesser aus der Küche zu verteidigen,
wo er angeblich dabei gewesen war, sich sein Frühstück zu machen.
    An diesem Punkt hatten die
Nachbarn eingegriffen, die den Lärm durch die schlecht isolierten Wände gehört
hatten. Unglücklicherweise waren sie - insgesamt drei Personen - bewaffnet mit
einem Kricketschläger, einem Wagenheber und einem Hammer erschienen, und laut
Richard Spargos Aussage war es ebendieser Anblick, der ihn hatte rotsehen
lassen. »Die hatten's auf unsere Familie abgesehen«, lautete sein spontaner
Kommentar - die Worte eines Jungen, der sich als neues Familienoberhaupt
betrachtete und sich verpflichtet fühlte, seine Mutter und seine Geschwister zu
verteidigen.
    Mitten in diesem Durcheinander
wachte Michael auf. »Richard und Pete hatten Zoff mit Mum«, gab er später zu
Protokoll. »Wir konnten sie hören, ich und die Kleinen, aber wir wollten damit
nichts zu tun haben.« Er behauptete, keine Angst gehabt zu haben. Aber im Lauf
der Vernehmung stellte sich heraus, dass Michael stets einen großen Bogen um seine
älteren Brüder machte, »um sich keine zufangen, wenn die glauben, man guckt sie
schief an«. Dass es ihm nicht immer gelungen war, seinen Brüdern aus dem Weg zu
gehen, geht aus den Aussagen dreier seiner Lehrer hervor, die den Sozialarbeiterinnen
von blauen Flecken, Kratzspuren, Verbrennungen und mindestens einem blauen Auge
berichteten, die sie bei Michael festgestellt hatten. Bis auf einen einzigen
Hausbesuch hatten diese Aussagen jedoch keine weiteren Konsequenzen. Offenbar
war das System überlastet.
    Verschiedene Hinweise lassen
darauf schließen, dass Michael seine Wut über die Misshandlungen seinerseits an
den jüngeren Brüdern ausließ. Aus Berichten, die entstanden, nachdem vier der
Kinder in Pflegefamilien untergebracht worden waren, geht hervor, dass Michael
den Auftrag hatte, dafür zu sorgen, dass sein Bruder Stevie »nicht ins Bett
macht«. Da er nicht wusste, wie er dies bewerkstelligen sollte, verabreichte
er dem Siebenjährigen offenbar regelmäßig eine Tracht Prügel, woraufhin Stevie
seine Wut wiederum an den jüngeren Brüdern ausließ.
    Ob Michael an jenem Morgen die
kleineren Jungen attackierte, ist nicht bekannt. Er sagte lediglich aus, er sei
aufgestanden, nachdem die Polizei eingetroffen war, habe sich seine
Schuluniform angezogen und sei nach unten in die Küche gegangen, um zu
frühstücken. Obwohl es sein Geburtstag war, rechnete er nicht damit, dass darum
irgendein Aufhebens gemacht werden würde. »War mir egal«, sagte er später
gegenüber der Polizei.
    Das Frühstück bestand aus
Cornflakes und Marmeladenbrötchen. Milch gab es nicht, was Michael bei seinen
ersten Vernehmungen zwei Mal betonte. Daher aß er die Cornflakes trocken. Die
meisten Brötchen ließ er für seine jüngeren Brüder übrig. Ein Brötchen steckte
er sich in die Tasche seines senfgelben Anoraks (sowohl dem Brötchen als auch
dem Anorak sollte im Verlauf der Ereignisse eine entscheidende Bedeutung
zukommen), und er verließ das Haus durch den Garten.
    Er sagte aus, er habe
vorgehabt, auf direktem Weg zur Schule zu gehen, und bei seiner ersten
Vernehmung durch die Polizei behauptete er überdies, dort angekommen zu sein.
Bei dieser Version blieb er, bis man ihm die Aussage seines Lehrers vorlas, der
erklärt hatte, Michael habe an dem Tag die Schule geschwänzt, woraufhin Michael
seine Geschichte änderte und nunmehr behauptete, er habe die Kleingartenkolonie
aufgesucht, die zum Buchanan Estate gehörte und sich hinter der Siedlung
befand, in der die Spargos wohnten.
    »Da war so 'n Opa mit seinem
Grünzeug zugange, kann sein, dass ich den geärgert hab«, so Michael gegenüber
der Polizei, »und kann sein, dass ich 'ne Schuppentür eingetreten hab oder so«.
Aus diesem Schuppen habe er
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