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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Guten Tag. Ich bin...«
    »Hallo,
Robert«, fiel sie ihm freundlich ins Wort. »Was für eine angenehme
Überraschung. Kommen Sie doch rein.«
    Er wusste
nicht recht, wie er auf die überschwängliche Begrüßung reagieren sollte. Er
dachte: Kein Wunder, dass sie ihn wiedererkannte. Schließlich hatte er ein
ziemlich unvergessliches Gesicht.
    Wie üblich
trug er seine Baseballmütze, die er abnahm, als er das Haus betrat. Er warf
Cammie einen Blick zu, während er die Mütze in seine Gesäßtasche stopfte. Sie
versteckte sich sofort hinter den Beinen ihrer Großmutter und sah ihn mit großen
Augen an. Er lächelte das kleine Mädchen an. »Cammie erinnert sich bestimmt
nicht an mich«, sagte er. »Ist schon 'ne ganze Weile her, seit ich sie das
letzte Mal gesehen hab. Da war sie höchstens zwei. Vielleicht noch kleiner.«
    »Sie ist
Fremden gegenüber ein bisschen schüchtern.« Janet Powell legte ihrer Enkelin
einen Arm um die Schultern, schob sie vor sich und drückte sie an sich. »Das
ist Mr. Hastings, Kleines«, sagte sie. »Sag Mr. Hastings schön guten Tag.«
    »Rob«, sagte er. »Oder Robbie.
Willst du mir eine Hand geben, Cammie?«
    Sie schüttelte den Kopf und
wich einen Schritt zurück. »Oma«, sagte sie und drückte ihr Gesicht in Janets
Rock.
    »Kein Problem«, sagte Robbie.
Dann fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu: »Ich seh schon komisch aus, was,
mit so vielen Zähnen im Gesicht?« Aber das Zwinkern war gezwungen, und er sah,
dass Janet Powell es wusste.
    Sie sagte: »Kommen Sie,
Robbie, ich hab einen Lemon Pie in der Küche, der auf einen Gast mit Appetit
wartet. Wie wär's?«
    »Nein, danke. Ich war gerade
auf dem Weg nach... Eigentlich bin ich nur gekommen, um... Ich hatte gehofft,
Meredith...« Er atmete tief ein. Es war, weil die Kleine sich versteckte, und
er wusste, dass sie sich vor ihm versteckte. Er wusste nicht, wie er ihr die
Angst nehmen sollte, und das wollte er so gern. Er sagte zu Mrs. Powell: »Ist
Meredith vielleicht...«
    »Aber natürlich«, sagte sie.
»Sie sind gekommen, um nach Meredith zu sehen. Schreckliche Geschichte! Wenn
ich mir vorstelle, dass die Frau sogar in meinem Haus übernachtet hat. Sie
hätte... na ja, Sie wissen schon...« Nach einem kurzen Blick in Cammies
Richtung fuhr sie fort: »Sie hätte uns alle im Bett e-r-m-o-r-d-e-n können.
Meredith ist mit dem Hund im Garten. Cammie, würdest du diesen netten Mann zu
Mummy bringen?«
    Cammie kratzte sich mit den
Zehen ihres nackten Fußes am Knöchel. Sie zögerte, den Blick auf den Boden
geheftet. Als ihre Großmutter sie noch einmal ermunterte, murmelte sie: »Mummy
war im Krankenhaus.«
    »Ja«, sagte Robbie. »Das weiß
ich. Deswegen bin ich ja auch hergekommen. Um sie zu besuchen und zu sehen, wie
es ihr geht. Du hast dir bestimmt Sorgen um sie gemacht, nicht wahr?«
    Cammie nickte. Den Blick immer
noch auf ihre Füße gerichtet sagte sie: »Der Hund passt auf sie auf.« Dann
blickte sie auf. »Die Igel haben auch ein Krankenhaus.«
    »Wirklich?«, sagte Robbie. »Du
magst also Igel?«
    »Oma hat
mir erzählt, dass die ein Extrakrankenhaus haben. Sie sagt, demnächst fahren
wir sie mal besuchen.«
    »Da werden
die Igel sich aber freuen.«
    »Aber sie
sagt, noch nicht. Erst, wenn ich ein bisschen größer bin. Weil wir nämlich da
übernachten müssen, wenn wir hinfahren. Das ist nämlich weit weg.«
    »Aha.
Klingt vernünftig. Wahrscheinlich möchte sie nicht, dass du deine Mummy
vermisst, wenn ihr dort übernachtet«, sagte Rob.
    Cammie
runzelte die Stirn und wandte sich ab. »Woher weißt du das?«, fragte sie.
    »Dass du
deine Mummy vermissen würdest?« Als sie nickte, sagte er: »Ich hatte mal eine
kleine Schwester.«
    »So eine
wie ich?«
    »So eine
wie du.«
    Das schien
sie zu beruhigen. Sie löste sich von ihrer Großmutter und sagte: »Wir müssen
durch die Küche. Kann sein, dass der Hund bellt, wenn wir in den Garten gehen,
aber er tut nichts.« Dann führte sie ihn nach draußen.
    Meredith
saß in einem Liegestuhl hinter einem Gartenschuppen, der einzigen schattigen
Stelle. Im ganzen Garten blühten Rosen, die so intensiv dufteten, dass Robbie
das Gefühl hatte, er könne den Duft wie einen hauchdünnen Seidenschal auf seiner
Haut spüren.
    »Mummy«,
rief Cammie und lief ihm voraus über den Kiesweg. »Ruhst du dich auch schön
aus? Schläfst du? Hier ist Besuch für dich.«
    Meredith
schlief nicht. Robbie sah, dass sie zeichnete. Sie hatte einen großen
Zeichenblock auf den Knien und zeichnete
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